Zeche Unser Fritz

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Zeche Unser Fritz

Im heutigen Herner Stadtgebiet heißt nicht nur eine alte Zeche, sondern sogar ein ganzer Stadtteil »Unser Fritz« , früher Bickern. Wem ist eigentlich mit dieser Namensgebung ein bleibendes Denkmal gesetzt worden ?

Nach dem deutschen Sieg über den damaligen »Erbfeind« Frankreich wurde die Zeche, die für den weiten Umkreis eine große Bedeutung erlangen sollte, 1872 auf den Namen des deutschen Kronprinzen und späteren Kaisers Friedrich III. getauft. Doch schon bald wurde von der Bevölkerung der Name »Unser Fritz« immer mehr mit dem »Alten Fritz«, nämlich mit Friedrich dem Großen in Verbindung gebracht. Der alte Preußenkönig war dem Bergbau sehr zugetan. Tatsächlich denken in dieser Region die Menschen voller Dankbarkeit an diesen König zurück, der sehr viel für die Bergleute getan hat. Der »Alter Fritz«, wie er vom Volke gerne genannt wurde, gab nämlich seinen Bergleuten viele Vergünstigungen: Wer Bergmann war, durfte einen kleinen Kotten besitzen, brauchte nicht zum Militärdienst und war von den Steuern befreit. Zur Absicherung im Krankheitsfall richtete König Friedrich Knappschaftskassen ein und sorgte durch die Bildung von Bergaufsichtsämtern auch für mehr Grubensicherheit.

Daß der Alte Fritz auch auf ungewöhnliche Weise den Verkauf von Ruhrkohle zu steigern wußte, zeigt uns folgende Begebenheit: Vor Einführung der Steinkohle in Brandenburg hatten einige Leute das Gerücht verbreitet, daß ein Steinkohlenfeuer zum Kochen und Backen nicht geeignet sei. Der Verzehr von Speisen, die auf einem derartigen Feuer gekocht oder gegart wären, würde sogar allerlei Krankheiten hervorrufen. Für den Haushalt dürfe man deshalb nur Holz verwenden. Als der König von diesen Vorurteilen seiner Untertanen erfuhr handelte er schnell. Er gab sogleich den Befehl, daß in sämtlichen preußischen Garnisonen zur Verpflegung seiner Soldaten Kommissbrote nur noch Steinkohleöfen zu backen seien. Die Soldaten erkrankten nicht. Der Bann war gebrochen. Der Holzverbrauch konnte eingeschränkt und die Wälder geschont werden. Steinkohle war begehrt und wurde gut verkauft.

In der Nachfolgezeit, als andere Herrscher an der Macht waren, verloren die Bergleute allmählich ihre Vergünstigungen. Sie sehnten sich daher nach den alten Zeiten zurück, in denen die schwere Bergmannsarbeit noch den besonderen Schutz des Königs genoß.


Ja, der alte Preußenkönig war bei den Kumpeln hochgeachtet. Das war bestimmt auch ein Grund dafür, daß man mancherorts in der Sagengestalt des Bergalten mitunter den Alten Fritz vermutete. «Er geht wieder um«, hieß es dann, »und will sich vor Ort erkundigen, wie es uns Bergleuten geht. «

Anmerkung

Zeche »Unser Fritz“ wurde benannt nach dem Hohenzollern Friedrich III. (1831-1888), dem Vater des unseligen Kaiser Wilhelm II. , der Europa den 1. Weltkrieg (1914-1918) beschert hat. Friedrich III. regierte bis zu seinem Tod nur 99 Tage als deutscher Kaiser und König von Preußen. Schon als Kronprinz war er wegen seiner liberalen Einstellung beliebt und wurde allgemein »Unser Fritz“ genannt. Die gleichnamige Zeche (1871-1993) lag an der Unser Fritz Str. Der Malakoffturm, ein um 1870 aus Ziegeln gemauerter Förderturm- ein Vorgänger der Fördertürme aus Stahl- ist dort noch zu besichtigen. König Friedrich II. (»Der Große») lebte von 1712 bis 1786.

Deutschland gewann den Deutsch - Französischen Krieg (1871/72) unter der Führung Preußens. Zum Ende des Krieges wurde der preußische König in Versailles bei Paris zum deutschen Kaiser (Wilhelm I.) ausgerufen. Elsaß - Lothringen wurde als Kriegsbeute dem Deutschen Reich wieder angeschlossen.

Zeche Unser Fritz (WGS 84: 51.540933° 7.13415°)

Literaturnachweis

  • Heinrichs, 23f.


Hier finden Sie: Zeche Unser Fritz (51.540933° Breite, 7.13415° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Emschersagen. Von der Mündung bis zur Quelle.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2006
ISBN 3-922750-66-4.




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