Wie in Aldenrade zwei Bauersleute den Teufel verdroschen

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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mittelalterlicher Backofen

In Duisburg-Aldenrade wissen die Leute leckeren Kuchen zu backen. So kam es, daß sich der Teufel wegen der vielen guten Gerüche besonders gern in Aldenrade aufhielt.

Einmal war der Teufel in der Küche einer Bäuerin und hielt die Backofentür einen Spalt auf, um von dem verzückenden Kuchenduft eine große Prise einzuatmen. Je mehr er daran schnupperte, desto gieriger wurde er. So dauerte es nicht lange, bis der Teufel sogar seinen ganzen Kopf in die Backröhre steckte. Hitze ist er schließlich ja gewöhnt.

In diesem Augenblick öffnete die Bäuerin die Tür und trat in die Küche. Dabei gab es einen kurzen Windzug, die Backofenklappe fiel zu, und der Teufel saß in der Klemme. Die Bäuerin könnte ihn sehen, wie er mit seinem Hinterteil aus dem Ofen herausragte und dort festsaß. Schnell rief sie ihren Mann herbei. Der brachte gleich zwei Dreschflegel mit. Ei, was gab es da für Dresche! Der Satan heulte auf, doch es half ihn nichts. Die Bauersleute schlugen nur noch fester drauf.

Schließlich wimmerte der Teufel: »Aufhören! Laßt mich frei! Ich besorge Euch auch Geld. Wieviel wollt Ihr haben?« Der Bauer, der von seinem reichen Nachbar ein Stück Land kaufen wollte, aber das nötige Geld nicht hatte, antwortete: »800 Taler!« Der Handel galt. Noch am selben Abend stellte der Teufel den Bauersleuten einen Topf mit 800 Talern vor die Tür. Als der Bauer am anderen Tag seinem reichen Nachbar das Land bar bezahlte, wurde der neugierig. So erzählte ihm der Bauer die ganze Teufelsgeschichte.

»Was mein Nachbar kann, kann ich auch«, dachte sich der Reiche. Seine Frau musste einen besonders stark duftenden Kuchen backen, denn der Teufel sollte auch zu ihm kommen. Für die Prügel, die er dem Teufel verabreichen wollte, hatte er schon eine Mistgabel bereitgestellt. Dann versteckte er sich, während seine Frau die Küche verließ. Trotz seine bösen Erfahrungen mit Küchengerüchen wurde der Teufel erneut angelockt. Von Wohlgerüchen ganz benebelt schnüffelte er wieder am Backofen. Um sich an den Duftschwaden noch mehr berauschen zu können, steckte er am Ende erwartungsgemäß seinen Kopf ganz hinein. Sogleich sprang der habgierige Bauer aus seinen Versteck, schlug die Ofenklappe zu und verprügelte den überrachten Höllenfürst mit der bereitgestellten Mistgabel. »800 Taler!« rief der Teufel sogleich, um sich loszukaufen. Doch dieser Bauer wollte aus dem Belzebub mehr herausschlagen. Schließlich einigten sie sich auf 1000 Taler. Wie versprochen kam der Teufel am Abend und lieferte den Geldtopf mit den 1000 Taler ab. Als sich der habgierige Bauer dann ans Geldzählen begab, merkte er bald, daß die Taler nicht echt waren. Der Teufel saß unterdessen draußen hinter einem Strauch, sah dem Bauern zu und lachte.

Literaturnachweis

  • Heinrichs, 138f.




Weitere Sagen aus Duisburg.


Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Emschersagen. Von der Mündung bis zur Quelle.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2006
ISBN 3-922750-66-4.




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