Wie der Backumer Mühlenteich entstanden ist

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Egger-Lienz - Sähmann und Teufel

Wo heute der Backumer Mühlenteich liegt, stand einst ein stattlicher Bauernhof. Weite Ländereien gehörten zu diesem Anwesen, und zahlreiches Vieh stand auf der Weide. Der Bauer, seine Frau und ihre Söhne waren arbeitsam. Wegen ihrer Frömmigkeit und Mildtätigkeit waren sie in Backum und in Herten bekannt und geachtet.

Der Teufel sah dieses Glück mit Ingrimm, und er sann darauf, den frommen Bauern zu verderben. Einst hatte dieser den Abendsegen gesprochen, da klopfte es. In der Tür stand ein junger Bursche und fragte, ob der Bauer noch einen Knecht brauche; er verstünde sich auf Bauernarbeit, und eine Verletzung am rechten Fuße behindere ihn dabei keineswegs. »Das triff sich gut«, antwortete der Bauer, »wenn du ordentlich bist, kannst du gleich dableiben. « Der Bursche schlug ein und die Sache war abgemacht

Nach einiger Zeit brach auf dem Hofe eine Seuche aus und vernichtete dem Bauern fast den gesamten Viehbestand. Auch die Ernte fiel in diesem. Jahre denkbar schlecht aus. Schwere Sorgen bedrückten den früher so wohlhabenden Mann, Was nützte es schon, wenn er ab und zu den Großknecht nach Recklinghausen schickte, um dort etwas Heu, Getreide oder gar ein Stück Vieh auf den Markt zu bringen. Es blieb ihm schließlich nichts anderes übrig, als seine Äcker Stück für Stück zu verkaufen. Das Gesinde, dem der Bauer den Lohn nicht mehr zahlen konnte, verließ den Hof bis auf den einen jungen Knecht, der seinem Herrn durch Fleiß und beständige Treue mittlerweile ans Herz gewachsen war. Die Vorräte in Scheune und Kammer aber nahmen immer mehr ab, und all das viele Geld war bis auf ein weniges zusammengeschmolzen.

So saß der Bauer eines Abends betrübt in der Stube, als plötzlich der Knecht eintrat und um seinen Lohn bat. Der ratlose Mann suchte ihn zu vertrösten, doch der Bursche verlangte augenblicklich seinen vollen Lohn bis auf den letzten Stüber. Dem Bauern blieb nichts anderes übrig, als daß er sein letztes Geld aus der Lade holte und den Lohn auszahlte. Dann wandte sich der Knecht zum Gehen. Als dieser schon in der Tür stand, rief ihn der verzweifelte Mann noch einmall zurück und fragte ihn, ob er denn niemanden wisse, der ihm Geld leihen könnte. Als sich der Knecht umdrehte, da stand der leibhaftige Teufel vor dem Bauern und entgegnete: »Wenn du mir deine Seele verschreibst, will ich dir Geld genug verschaffen«. Erschrocken bekreuzigte sich der Bauer und wies ihm die Tür. Der Teufel floh, draußen aber schlug er ein Fenster ein, rief noch in die Stube: »Das sollst du mir büßen!« und verschwand.

Der Wind peitschte den Regen in dicken Tropfen durch die zertrümmerte Scheiben und löschte auch das Kerzenlicht auf dem Tisch. In der finsteren Stube verbrachte der Bauer eine Nacht voller Grauen, denn er glaubte noch immer das grinsende Teufelsgesicht zu sehen. Am anderen Morgen endlich ließ er den Pfarrer holen, der das ganze Haus aussegnete.

Nun hatte der Bauer wieder Ruhe. Die Seuche klang ab und die Ernte war so reichlich, daß er sogar einen großen. Teil der abgestoßenen Äcker wieder zurückkaufen konnte. Im Laufe der Zeit aber wuchs auch die Arbeit auf dem Hofe, und der Bauer mußte sich wieder nach einem Knechte umsehen. Er fuhr also nach Recklinghausen und erkundigte sich im Wirtshause, in dem sich die Bauern zu treffen pflegten, nach einem Gehilfen. In einer Ecke der Gaststube aber saß unerkannt der Teufel, dem bei den Worten seines früheren Herrn das satanische Herz vor Freude fast zerspringen wollte.

Schon am nächsten Tage sprach er in Backum vor, und der Bauer, der ihn nicht wiedererkannte, nahm ihn aufs neue in seine Dienste. Kaum aber war der Teufelsknecht auf dem Hofe, als die Tiere abermals erkrankten und es mit dein Wohlstand wieder abwärts ging. Nun wurde der Bauer ,mißtraurisch, kam aber aus Furcht zu keinem Entschluß. Als er eines Tages mit seinem Knechte durch die verödeten Stallungen ging, ließ der alte Verderber plötzlich seine Maske, fallen und drohte, er werde den roten Hahn (Feuer; D. S.) aufs Dach setzten, wenn er ihm auch diesmal seine Seele nicht verschreiben wolle. Anfangs sträubte sich der alte Mann. Als der Teufel aber immer stärker in ihn drang und ihm noch viel größeren Reichtum bot, da hatte er den Bauern schließlich so weit. Er gab sein Jawort; im selben Augenblick aber sank das Haus unter furchtbarem Krachen in die Tiefe. Die Schleusen des Himmels öffneten sich, und die Kuhle, in der das ganze Haus versunken war, füllte sich mit Wasser. So ist der Bakumer Mühlenteich entstanden.


Anmerkung

Der Backumer Mühlenteich liegt an der Uferstr. / Ecke Teichstr.

Backumer Mühlenteich (WGS 84: 51.602067° 7.140883°)

Literaturnachweis

  • Midunsky, von Pilgrim,67f. ; in Am. verwendete u. weiterführende Lit. : Kollmann, 162f.


Hier finden Sie: Backumer Mühlenteich (51.602067° Breite, 7.140883° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Emschersagen. Von der Mündung bis zur Quelle.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2006
ISBN 3-922750-66-4.




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