Warum der Teufel einen Pferdefuß hat

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Teufelsdarstellung

In alter Zeit kamen die Bergleute des Ruhrgebietes oftmals zu einem kurzen Gebet zusammen, bevor sie in die Grube einfuhren. Anschließend zogen die Kumpel in die Tiefen des Berges und gingen ihrer harten und gefährlichen Arbeit nach. Wenn nun ein Bergmann während der Schicht tödlich verunglückte, so kam er direkt in den Himmel. Es störte den Teufel sehr, dass schon seit vielen Jahren kein Ruhrbergmann mehr in der Hölle geschmort hatte. Schließlich wurde er darüber so wütend, dass er beschloss, einmal selbst ins Ruhrgebiet zu gehen, und er nahm sich vor, nicht ohne die Seele eines Bergmanns zurückzukehren. Also machte sich der Gottseibeiuns auf den Weg und streifte durch die Schächte und Stollen des Reviers. Oftmals beobachtete er von weitem die Bergleute bei der Arbeit. Einige brachen mit Schlägel und Eisen Kohle aus einem Flöz, andere schaufelten die losgelöste Kohle mit einer breiten Pannschaufel in Behälter, die dann wiederum in große Holzwagen, die die Kumpel »Loren« nannten, entleert wurden. Dies alles schaute sich der Teufel aus sicherer Entfernung an, denn angesichts so vieler Leute traute er sich nicht, näher zu kommen.

Also suchte er weiter: »Irgendwo muss doch wohl ein Bergmann allein anzutreffen sein!«, dachte er. Und tatsächlich begegnete er einmal einem Kumpel, der gerade Löcher in die Strecke bohrte. Der Teufel schaute sich noch mal ganz genau um – niemand sonst war in Sicht – endlich! »He du! Du kommst mit mir in die Hölle!«, rief der Teufel dem Mann zu. Der drehte sich um und erschrak fürchterlich, als er den Höllenfürsten erblickte. »Nein!«, rief er »bitte nicht mich, ich bin doch noch so jung!« Doch der Teufel ließ sich nicht beirren: »Pack dich, du kommst mit mir – und zwar sofort!«

Nun war guter Rat teuer – was tun? Plötzlich hatte der Mann eine Idee: »He Teufel – in das Loch hier, welches ich eben gebohrt habe, ist just, bevor du gekommen bist, die Seele eines Bergmannes hineingeschlüpft. Willst du diese nicht auch mitnehmen – dann hast du doch gleich zwei Seelen für die Hölle!«

»Prima Vorschlag!«, jubelte der Teufel, stampfte mit seinen Füßen und rieb sich die Hände. »Dann pass einmal auf!«, sagte der Kumpel, »ich gehe jetzt kurz hinter die Ecke dort, um einen Krätzer zu holen, mit dem du die Seele aus dem Loch herauskratzen kannst. Aber damit sie in der Zwischenzeit nicht entweichen kann, musst du einen Fuß auf die Öffnung setzen!«

»In Ordnung – mache ich!«, freute sich der Teufel und verschloss mit seinem großen Fuß triumphierend die Bohrstelle. Der Kumpel ging also um die besagte Ecke – aber er war in Wahrheit gar kein einfacher Bergmann, sondern Sprengmeister; gerade noch hatte er Patronen in die Bohrlöcher gesteckt. Hinter der Ecke lag auch kein Krätzer, sondern dort stand ein großer Sprengkasten. Der Mann schaute noch einmal zurück: Ja – der Teufel war noch guter Dinge, drückte den Fuß auf das Loch und winkte ihm, dass er sich beeilen solle.

In diesem Moment drückte der Meister den Zündhebel des Sprengkastens herunter. Rums! – es gab einen fürchterlichen Knall – und, tja, der Fuß des Teufels war hin. Als Ersatz hat er sich einen Pferdefuß besorgt. Die Seele eines Ruhrbergmannes aber wollte er niemals mehr in der Hölle haben.

Literaturnachweis

  • Schulze / Laubenthal,165




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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Bochumer Sagenbuch.
Verlag Pomp, 2004
ISBN 978-3893550678.




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