Tabo von Eickel, der Heide

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Wer ursprünglich die Gegend um Bochum und Herne beherrscht hat, ist ungewiss. Nach einer uralten, auf Baumrinde geschriebenen Nachricht ist zur Zeit Karls des Großen ein Adeliger, Tabo von Eickel genannt, Herr in dieser Gegend in einem Umkreis von dreißig Meilen gewesen.

Tabo, der Urvater der Ritter von Eickel war und als ebenso stark wie grausam geschildert wurde, hat sich der Einführung des Christentums in seiner Region mit dem Schwert in der Hand widersetzt. Als Waffengefährte des Herzogs Wittekind kämpfte er gegen Kaiser Karl, der ihm, nach siegreicher Beendigung des Dreißigjährigen Sachsenkrieges, das Land abnahm und es an einen treu ergebenen Lehnsmann – wohl dem Grafen Cobbo – vergab. Tabo von Eickel blieb nur noch ein Burghügel, auf dem er zurückgezogen lebte und Jahre später ungetauft als Heide starb. Er wäre also der erste Herr von Bochum gewesen.

Im Jahre 1613 fand man an der Stelle, wo die Burg gestanden haben soll, zahlreiche Menschenknochen im Boden, und die Inschrift eines alten Grabsteines, der dort entdeckt wurde, lautete: »Hier liegt Tabo von Eickel, der Heyde.«

Andeutungen lassen erkennen, dass man den grausamen Tabo sogar mit dem sagenumwobenen »Riesen vom Tippelsberg« gleichsetzen wollte.

Vor ca. 75 Jahren untersuchte der Regionalhistoriker Reinold Grasreiner diesen Bestattungsort einmal genauer. Nach seinen Ausführungen war der Platz gleichzeitig Burg- und Bestattungsort gewesen. Die kleine wehrhafte Anlage stand auf einem künstlich angelegten runden Hügel, den ein ungefähr fünfzehn Schritt breiter Schutzgraben sicherte. Zwei Brücken gewährten Einlass in die Anlage. Zur Zeit der Untersuchung war das Grundstück von der Familie von Hugenpoet zur Pacht vergeben worden. Der Pächter baute ein Haus auf das Gelände und planierte die Grabstätte, wobei er mit dem Aushub den Burggraben auffüllte, um anschließend das Gelände als Garten nutzen zu können. In ca. 1,70 Meter Tiefe stieß der Pächter auf Menschenknochen.

Doch was hat es mit dem alten Grabstein und seiner merkwürdigen Inschrift: »Tabo von Eickel, der Heyde« auf sich? Nach Franz Darpe verbirgt sich vielleicht »ein von kühner Phantasie begünstigter Lesefehler« hinter der Sagenbildung von Tabo, dem Heiden. Auf einem Grabstein der alten Kirche von Eickel soll »Tabe von der Heyde« gestanden haben. Überliest man das kleine Wort »von«, so lautet die Inschrift: Tabe (Tabo) der Heyde, für die Sagenbildung sorgte dann, nach Darpe, »die gestaltende Einbildungskraft unserer Vorfahren«. Ein Tabe von der Heyde wird in der Tat 1410 in Bochum urkundlich erwähnt.

Tabos Burg, Burg Eickel genannt, lag an der Königstr.13 in (Herne-)Eickel.

Literaturnachweis

  • Darpe, 9f.; Grasreiner, 64-66


Hier finden Sie: Burg Eickel (51.516314° Breite, 7.180381° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Bochumer Sagenbuch.
Verlag Pomp, 2004
ISBN 978-3893550678.




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