Suidbert und die heilige Gertrud

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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St.Gertrud Kirche in Bochum-Wattenscheid
»Die katholische Propsteikirche... ist ein Abendmahlssaal des heiligen Gral, so weihevoll schön ist die Stellung ihrer Säulen und sind die Kreuzgewölbe der drei gleichhohen Schiffe und das Maßwerk der Fenster. « Fritz Mielert, 1922

Es lebte einst in England ein frommer Mönch, Suidbert geheißen. Der hörte, dass die Brukterer noch zu heidnischen Göttern beteten, zu Donar und Wodan und vielen anderen in Walhall, der Götterburg. Da beschloss er, als Missionar in das Land der Brukterer zu gehen und dort Christus und das Evangelium zu verkünden.

Aber als sein Schiff auf dem Wege über das Meer war, brach ein gewaltiger Sturm los. Suidbert und seine frommen Freunde beteten zu Gott um Rettung. Da sahen die Männer plötzlich eine hohe, schöne Frauengestalt über das wilde Wasser schreiten. Sie trug das Gewand einer Nonne, einen Stab in der Hand und ein kleines Schiff im Arm.

Sie hob den Stab empor, und alsbald verstummte der Donner unter den Wolken; das Wasser lag ganz still, und ruhig segelte Suidberts Schiff der belgischen Küste entgegen. Dort gingen die Missionare an Land und pilgerten zuerst zum Kloster Nivelles, um das Grab der frommen Äbtissin Gertrud zu besuchen, die vor nicht langer Zeit gestorben war (659, D. S.).

Das aber glaubten sie fest: Niemand anders als die fromme Frau Gertrud war ihnen auf dem Meere erschienen und hatte sie gerettet. Suidbert aber gelobte: Die erste Kirche im Lande der Brukterer will ich unter den Schutz der Frau Gertrud stellen!

Er hielt sein Wort, und als er die ersten Taufen unter den Brukterern gespendet, baute er ein einfaches Kirchlein zu Wattanscetha, gerade an der Stelle, wo die Brukterer ihren Göttern geopfert hatten.

St. Gertrud aber, die Schützerin der Reisenden und der Seefahrer, wurde so auch die Schutzpatronin der Wattenscheider Kirche und der Stadt.

Anmerkungen

Möglicherweise hatte schon der iro-schottische Mönch Suitbert um 690 in Wattenscheid –vielleicht an der Stelle eines heidnischen Heiligtums- eine hölzerne Kapelle erbaut, die beim Einfall der Sachsen 694 zerstört wurde. Dieses Gotteshaus wurde eine der ersten Missionszellen im Brukterergau. Suitbert kam zusammen mit Bischof Willibrord in die Gegend zwischen Ruhr und Lippe, um im Brukterergau zu missionieren.

Der Suitbert musste um 695 unsere Gegend verlassen, denn aus dem Norden drängten die Sachsen ins heutige Ruhrgebiet und rissen die Herrschaft an sich. Sie zerstörten den zarten Keim des christlichen Glaubens, den die Missionare gelegt hatten. Suitbert suchte daraufhin Zuflucht bei Pippin II. (635 – 714), dem Urgroßvater Karls des Großen, der ihm im fränkischen Grenzgebiet, im heutigen Kaiserswerth (ursp. Suitbertswerth) bei Düsseldorf am Rhein, Land zur Gründung eines Benediktinerklosters schenkte. Als Suitbert am l. März 713 starb, wurde er dort bestattet. Der Legende nach wurde er um das Jahr 800 von Papst Leo III. in Gegenwart von Kaiser Karl dem Großen in Kaiserswerth heilig gesprochen. Sein silberner Reliquienschrein steht in der im 11. Jahrhundert errichteten Basilika St. Suitbertus, eine der schönsten niederrheinischen Pfeilerbasiliken, in (Düsseldorf-) Kaiserswerth am Stiftsplatz, an dem Ort seiner Klostergründung, unweit der alten Kaiserpfalz.

Die Propsteikirche St. Gertrud von Brabant Auf der Kirchenburg 1 im Herzen Wattenscheids gelegen, ist die älteste Kirche des Ortes. Nachweislich hat schon in karolingischer Zeit (751-911) hier eine steinerne Wehrkirche gestanden, die in Kriegszeiten der Bevölkerung als Fliehburg diente. Mit Nivelles in Belgien, dem Schaffensort der heiligen Gertrud, verbindet die Gemeinde seit 1957 eine Pfarrpartnerschaft. Die 1046 eingeweihte Stiftskirche St. Gertrud, das Prachtstück von Nivelles, wurde im ottonisch-romanischen Stil erbaut.

St. Gertrud (626-659) war die erste Äbtissin des von ihrer Mutter gestifteten Klosters zu Nivelles in Brabant, 30 km süd-westlich von Brüssel gelegen. Gertrud war die Ur-Ur-Großtante Karls des Großen. Als Tochter des fränkischen Hausmeiers Pippin des Älteren und seiner auch heiliggesprochenen Frau Ida stammte Gertrud aus dem königlichen Geschlecht der Karolinger.

»Aus den allerältesten kirchlichen Zeiten Westfalens stammt der Tauftrog derselben Kirche... Die Reliefs an der Wand des Steins sind vom Meer der Zeit verwischt, als seien Wellen tausend Jahr darüber hingespült.« Fritz Mielert, 1922

Propsteikirche St. Gertrud (WGS 84: 51.4821° 7.132483°)

Literaturnachweis

  • Hüls,o. J. ,37 (zu Hüls siehe Hallenberger,149); vgl. Grasreiner,1925,158f. ; Bröker,1996,44


Hier finden Sie: Prosteikirche St. Gertrud (51.4821° Breite, 7.132483° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Emschersagen. Von der Mündung bis zur Quelle.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2006
ISBN 3-922750-66-4.




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