Reck von Volmerstein und seine Nixe

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

Wechseln zu: Navigation, Suche
Datei:Ruine Volmarstein.jpg
Ruine Burg Volmarstein
»Ich will euch eine deutsche Sagʼ verkünden, Des freundlichen und ernsten Sinnes voll. Es steigt in der westfälischen Grafschaft Mark Von kühner Höh Burggetrümmer auf, Drin gern des jungen Wandrers Tritt verweilt. Sie heißenʼs Volmarstein. « Friedrich de la Motte-Fouque, Ludmilla

Ein Reck von Volmerstein war weit und breit in den Gauen des Rheins und Westfalens als der tapferste Ritter bekannt, dessen Lanzenstoß und Schwerthieb keiner zu widerstehen vermochte. Daß er der Ritter eines Fräuleins war, für die er nach der Sitte jener Zeiten kämpfte, wußte und sah jedermann an dem silberfarbenen Schleier, der von seinem Helme und Fähnlein wehte. Und wo dieser Schleier wehte, war stets – vollkommener Sieg! Darob freute sich der Kaiser gar höchlich und fragte ihn scherzend, warum er sich keine eheliche Hausfrau wähle, da er doch so große und reiche Besitzungen und Ruhm und Ehre viel habe, und – fuhr er fort – wenn er sich selbst keine wählen könne, wolle er ihm seine Base vermählen. Auf diese Rede des Kaisers färbte sich des Ritters Angesicht dunkler und feierlich ernst erwiderte er: »Mein Kaiser hat mir Herrliches und Schönes geboten, was ich aber nicht annehmen kann, denn ich bin längst schon verlobt.« Der Kaiser, von diesem Geständnis angenehm überrascht, wünschte ihm Glück und begehrte, den Namen der Verlobten zu wissen. Der Ritter versicherte, ihn nicht aussprechen zu dürfen, weil er mit Hand und Mund denselben gegen jedermann zu verschweigen gelobt habe. »Ich will dein Gelübde lösen«, entgegnete mit strenger Miene der Kaiser, »doch nennst du mir nicht den Namen deiner Verlobten, sollst du meinen Zorn fühlen!« »Mag dieser auch hart und schwer sein und ein meinem Herrn Kaiser treu ergebenes Gemüt tief schmerzen, so werde ich mein Wort doch nicht brechen!«, gab der Ritter Antwort mit festem Tone, nahm seinen Helm und wandte sich zu gehen. Aber der Kaiser entließ den Braven nicht, sondern versicherte, daß seine Drohung nur ein Scherz gewesen sei und er ihm die Nennung des Namens seiner Verlobten erlasse, da er ihm doch keine Freude machen werde. Der Ritter, die Worte des Kaisers deutend, als ob er seine Verlobte von verächtlichem oder niederem Stande halte, vermochte kaum seinen Zorn ob solchen Argwohns zu verbergen und versicherte, daß seine Verlobte an Stand, Macht und Sitte nicht geringer als der Kaiser, und eine größere Schönheit weder im Himmel noch auf Erden zu finden sei als seine Holde, wenn sie am Ufer auftauche im silbernen Gewande! Alle erstaunten über diese Rede, und im Kreise der Höflinge erhob sich ein spöttisches Murmeln. Der Ritter von der Reck aber erbleichte und blickte fast zitternd zur Erde, denn er hatte im Liebeseifer sein Geheimnis verraten. Doch bald erhob er sich wieder und tobte wie ein Rasender hinaus in die Nacht, und von seinem Helme wehte ein schwarzer Schleier. Der nächste Morgen rief ihn zum Kampfe, und allen Streitern voran wehte wie ein Panier der schwarze Schleier. Recks hoher Helm und sein Fähnlein fielen, und der Schleier, rot vom edelen Blute, deckte die Gefallenen.

Anmerkungen

Burg Volmarstein (WGS 84: 51.374383° 7.382367°)

Multimedia


Sandra Reekers, 2011


Gelesen von Gisela Schnelle-Parker, Aufnahme und Bearbeitung von Robin Parker.


Literaturnachweis

  • Ziehnert, Bd.3, 121–123


Hier finden Sie: Burg Volmarstein (51.374383° Breite, 7.382367° Länge)

Diesen Ort mit weiteren Geodiensten anzeigen. Weitere Sagen aus Wetter.

Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Ruhrsagen. Von Ruhrort bis Ruhrkopf.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2005
ISBN 3-922750-60-5.





Der Text ist urheberrechtlich geschützt. Nähere Informationen: siehe Impressum.

Ruhr2010Logo
Redaktion