Mümmel-Elsken, die letzte Hörder Hexe

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Hexenverbrennung um 1555

1593 wurden in Dortmund vierzehn Frauen verbrannt, die angeblich Hexen waren. Im gleichen Jahr wurde die Frau des obersten Steinbrechers in den Schürener Steinbrüchen gefangen und wegen Zauberei angeklagt. In Hörde sind der Überlieferung nach die Hexen zuerst im Grimmelsiepen am Marksbach westlich der Benninghofer Straße verbrannt worden. Die letzte Hörder Hexe, »Mümmel-Elsken« genannt, hat 1595 den Feuertod erlitten. Ihr wurden allerlei Hexereien in Hörde, Benninghofen und Schüren nachgesagt, und sie wurde beschuldigt, den Tod eines Clarenberger Klosterknechts herbeigeführt zu haben.

Man erzählte sich, Mümmel-Elsken sei mit ihrem Sohn in einen nahen Wald nahe bei Kirchhörde geflohen, wo sich die beiden an einer unheimlichen Stätte, der Sternburg, verborgen hielten. Dies war eine Wohnhöhle an einem Abhang. Waldarbeiter aus Kirchhörde und Holthausen wußten von der Sternburg unheimliche Geschichten von Geistern und Teufeln zu erzählen. Ein Waldarbeiter hat vor dem Richter in Hörde ausgesagt, er habe Mümmel-Elsken und ihren Sohn bei der Wohnhöhle gesehen. Kurz danach wurde die Frau tatsächlich gefangen genommen und zum Tod durch Verbrennen verurteilt. Ihr Sohn aber konnte entkommen. Doch einige Nächte vor der Hinrichtung soll es im Grimmelsiepen an der Richtstätte lichterloh gebrannt haben. Es hieß, der Hexensohn habe den Holzstoß angezündet, auf dem seine Mutter verbrannt werden sollte. Auch das angrenzende Benninghofer Hölzchen habe in hellen Flammen gestanden. Doch er konnte damit das Schicksal seiner Mutter nicht wenden. Sie wurde an einer anderen Richtstätte, nämlich an der Ermlinghofer Straße, verbrannt. Vom Hexensohn aber hat man in Hörde und Umgebung nie wieder gehört.

Anmerkungen

Große Schicksalsschläge und oft wiederkehrendes Unglück sind in alten Zeiten stets der Nährboden des Aberglaubens gewesen. Man suchte das Unglück auf menschliche Mißgunst zurückzuführen und glaubte, dass es Menschen gäbe, die sich dem Teufel verschrieben hätten und dafür von ihm mit geheimen Kräften ausgestattet würden, um sich selbst Vorteile zu verschaffen und den Mitmenschen zu schaden. Solche »Hexen« konnten angeblich das Vieh im Stall verzaubern, dass es keine Milch mehr gab oder tote junge zur Welt brachte; sie verursachten schlechtes Wetter und Misswuchs und brachten den Menschen Krankheit und Tod. Man konnte sie angeblich oft an ihrem Äußeren erkennen, am »bösen Blick«, am »Hexenmal« oder an anderen körperlichen Eigentümlichkeiten.

Der Hexenwahn nahm erschreckend zu, als in den unheimlich langen Kriegszeiten des 16. und 17. Jahrhunderts die Menschen in ständiger Bedrückung und Furcht lebten. Die meisten »Hexen« erlitten in unserer Gegend in der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) den Feuertod.

Am Grimmelsiepen liegt unweit {{Straße|Am Marksbach östlich der Benninghoferstr. in Hörde. Hörde, Kirchhörde, Benninghofen, Schüren und Holthausen (Holthauserstr. ) sind Stadtteile Dortmunds. Die {{Straße|Ermlinghoferstr. liegt in Hörde. Mit »Benninghofer Hölzchen» dürfte wohl das Niederhofer Holz, östlich von Am Ellberg gemeint sein. Zu (Stift Clarenberg siehe Sage 120). Zum Schürener Steinbruch siehe die Anmerkung zu Sage 131.

Die Sternburg ist nicht lokalisierbar. Hinweis erbeten !

Am Grimmelsiepen (WGS 84: 51.483354° 7.507626°)

Literaturnachweis

  • Gronemann, 127f. ; in Am. verwendete u. weiterführende Lit. : Gronemann ; Müller, 110f.


Hier finden Sie: Am Grimmelsiepen (51.483354° Breite, 7.507626° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Emschersagen. Von der Mündung bis zur Quelle.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2006
ISBN 3-922750-66-4.




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