Legenden von St. Gertrud

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St. Gertrud von Brabant in Bochum Wattenscheid

Die Propsteikirche St. Gertrud von Brabant Auf der Kirchenburg 1 im Herzen Wattenscheids gelegen, ist die älteste Kirche des Ortes. Nachweislich hat schon in karolingischer Zeit (751-911 hier eine steinerne Wehrkirche gestanden, die in Kriegszeiten der Bevölkerung als Fliehburg diente. Der fränkischen Saalkirche folgte um 1000 eine ottonische Basilika. 1450 wurde eine gotische Hallenkirche errichtet. Ihre heutige neugotische, fünfschiffige Gestalt fand die Kirche in den Jahren 1868-72. Beim Neubau der Kirche stieß man an der Nordseite des Tumes auf einen Brunnen, der als Taufbunnen der frühen Christen, möglicherweise sogar des Suiberts angesehen wird. Leider wurde der Brunnen 1869 wieder zugeschüttet. Der Kirchturm, ursprünglich in romanischer Zeit als Wehrturm angelegt, ist stolze 65 Meter hoch. Im Jahre 1904 wurde die Kirche St. Gertrud vom Papst Pius X. zur Propsteikirche erhoben. Mit Nivelles in Belgien, dem Schaffensort der heiligen Gertrud, verbindet die Gemeinde seit 1957 eine Pfarrpartnerschaft. Die 1046 eingeweihte Stiftskirche St. Gertrud, das Prachtstück von Nivelles, wurde im ottonischromanischen Stil erbaut.

St. Gertrud (626-659 war die erste Äbtissin des von ihrer Mutter gestifteten Klosters zu Nivelles in Brabant, 30 km süd-westlich von Brüssel gelegen. Gertrud war die Ur- Ur-Großtante Karls des Großen. Als Tochter des fränkischen Hausmeiers Pippin des Älteren und seiner auch heiliggesprochenen Frau Ida stammte Gertrud aus dem königlichen Geschlecht der Karolinger.

An einem Pfeiler auf der linken Seite des Mittelschiffes der Propsteikirche ist die heilige Gertrud mit Mäusen dargestellt, die am Äbtissinnenstab hinauf- und herablaufen. Der Legende nach saß Gertrud eines Winterabends in ihrer Kammer und spann Garn. Der Teufel, der die gottesfürchtige Frau zur Ungeduld und zum Zorn verleiten wollte, verwandelte sich in eine Maus und störte wiederholt ihre stille Tätigkeit. Gertrud ließ sich jedoch nicht in Versuchung führen und vertrieb ihn durch ein frommes Gebet. Nie wieder traute sich der Teufel daraufhin in die Nähe der heiligen Gertrud. Auch soll sie Brabant (heute ein Teil der Niederlande und Belgiens von einer Mäuse- und Rattenplage befreit haben. Daher gilt sie als Patronin gegen Mäuseplage im Haus sowie gegen Mäusefraß auf Feldern und in Gärten. St. Gertrud hält in ihrer linken Hand eine Kogge, als Symbol der Zugehörigkeit der Freiheit Wattenscheids zur mittelalterlichen Hanse (erwähnt 1554).

Ihr Todestag, der 17. März ist auch ihr Festtag und gilt als Ende des Winters und Anfang der bäuerlichen und gärtnerischen Arbeit im Freien. Der Gertrudistag zählt zu den wichtigeren Lostagen; eine alte Bauernregel lautet: »Friert´s an St. Gertrud, der Winter noch vierzig Tage nicht ruht!« 

In der Propsteikirche steht auch ein bemerkenswerter frühromanischer Taufstein aus der Zeit um das Jahr 1000. Darstellungen aus dem Leben Jesu – Geburt, Taufe, Kreuzigung und Auferstehung – zieren diesen Figurentaufstein, der zu den ältesten Deutschlands gehören soll. Getragen wird er von vier Löwenbildnissen. Natürlich fehlt es nicht an einer Legende, die um diesem Taufstein rankt.

Propsteikirche St. Gertrud von Brabant (WGS 84: 51.480641° 7.132503°)

Literaturnachweis

  • BS, 163f.;
  • vgl. Reclam Heiligen Lex.;
  • Bröker, 1989, 11;
  • Bröker, 1996, 10, 12, 27,44;
  • vgl. Neumann, 10-12


Hier finden Sie: Propsteikirche St. Gertrud von Brabant (51.480641° Breite, 7.132503° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Wattenscheider Sagenbuch.
Essen: Verlag Pomp, 2004
ISBN 3-89355-248-0.



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