Karl der Große in Ahsen

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Dürer - Karl der Grosse

In dem Lippedorf Ahsen, ehemals Ahusen genannt, erzählte man sich noch im 16. Jahrhundert (1580) folgende Geschichte über Karl den Großen. Als Karl der Große zum Reichtag nach Paderborn zog (777 n. Chr.), sammelte er bei Wesel viel Volk und zog an der Lippe entlang ins Sachsenland. Zwischen Lippe und Stever errichtete er ein großes Lager. Als er weiterziehen musste, bestimmte er zwei Herren aus seinem Gefolge zur Herrschaft über dieses Gebiet. Er hatte ihnen dabei alle Gewalt übertragen. Die beiden Herren wohnten in einfachen Blockhäusern. Doch bevor König Karl seinen Marsch fortsetzte, ließ er in Ahusen eine Kapelle bauen, in der »sein Waffen und Schildt abgemahlt« sind.

Anmerkungen

Diese Sage hat eine historische Grundlage. Schriftliche Nachrichten aus jener Zeit sprechen von der sogenannten Karlsburg, die der König an der Lippe gründete und aufbauen ließ. Vermutlich lag diese Burg in Ahusen, einem strategisch wichtigen Ort an der Lippe, wo sich eine Fährstelle befand. Von hier aus war die Lippe schiffbar. An dieser Stelle kreuzte die uralte Straße von Köln über Buer – Recklinghausen – Oer nach Lüdinghausen – Münster die Lippe.

Vom Chronisten des Grafen von der Mark, Leovold von Northof, erfahren wir über die Burg Ahsen. Kölnische Amtsleute, Dienstmannen des Erzbischofs aus dem niederen Adel, die als Ritter den Verwaltungsleuten dienten (»Peterlinge«), fielen raubend in die Grafschaft Mark, südlich der Emscher, ein. Vor der Burg Ahsen aus begann schließlich der Ritter Dietrich, genannt Kigge, mit weiteren Bewaffneten einen Kriegszug, bei dem er das Land verwüstete und Beute machte. Graf Eberhard von der Mark stellte sich ihnen entgegen und vertrieb sie. Ehe die Unruhestifter die Burg Ahsen erreichen konnten – die Verfolger waren ihnen dicht auf den Fersen – ertranken einige in der Lippe, andere wurden gefangengenommen. Als Vergeltung zerstörte der Graf die Burg Ahsen (1287). Der Besitzer war allerdings Dietrich von Flerke (siehe Haus Lüttinghof.)

Da die oben erwähnte Kapelle 1633 von den Hessen mitsamt dem Ort zerstört wurde, ist nichts mehr von dem Bild des Kaisers Karls bekannt.(Kollmann)

Literaturnachweis

  • Adelheid Kollmann, Sagen aus dem alten Vest und dem Kreis Recklinghausenn, Recklinghausen 1994, S. 63 (nach: Ludger Tewes, Recklinghausen in der Chronik des Grafen von der Mark des Leovold von Northof, VK 1983, S162
  • Theodor Esch, Der Schultenhof (curtis) Ahsen, VZ, Jhrg. 1904, 14 Bd., S. 19




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Diese Sage ist in den bisher erschienen Werken von Dirk Sondermann nicht enthalten. Von ihm erschienen die Bücher Ruhrsagen, Emschersagen, Bochumer Sagenbuch, Wattenscheider Sagenbuch und Hattinger Sagenbuch. Weitere Publikationen sind in Vorbereitung. Bitte beachten Sie auch unsere Veranstaltungshinweise.


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