König Chlodio und Merowech

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Relief eines Seeungeheuers

Im Verlauf der Völkerwanderung, als die Germanenstämme im 5. bis 6. Jh. aus dem Norden und Osten immer stärker nach Süden und Westen drängend, werden auch die Rheinfranken, von den aus dem Norden kommenden Sachsen und anderen Stämmen in lang anhaltende Kämpfe verwickelt. Während die Goten Italien erobern und die Vandalen bis nach Nordafrika gelangen, sind die Franken zunächst als Verbündete der Römer auf das heutige Frankreich wie auf das Rhein- und Ruhrgebiet ausgerichtet. Sie dringen, wie im Süden die Vandalen immer stärker über den Rhein, bis die Römer zu Beginn des 5.Jh. die Rheingrenze endgültig aufgeben müssen, weil der germanische Druck zu stark wird. In der Folgezeit besetzen die Franken den größten Teil Galliens, des heutigen Frankreichs, dem sie ihrem Namen geben. Sie fühlen sich als Nachfolger der Römer und übernehmen weitgehend die römische Verwaltungs- und Sozialordnung, d.h. unter dem König gibt es einen starken Adel, eine privilegierte Ritterschaft, eine Anzahl Freie sowie Hörige und Knechte bzw. Sklaven.

In der Zeit des Zerfalls der römischen Herrschaft im Rheingebiet wird der fränkische Salierfürst Chlodio König der salischen Franken. Er soll zeitweise in Asberg (Espargium) bei Moers residiert haben. Chlodio wird »der König mit dem gelockten Haar« genannt, denn die langen gelockten Haare sind Zeichen für seine besondere Gewähltheit. Der Geschichtenschreiber Gregor von Tours berichtet, dass Chlodio nicht wie andere Germanenfürsten »ungekämmt, borstig und schmutzig oder über die Gebühr gesalbt« gewesen sei, sondern bunte Bänder in die Haare geflochten habe. Nur der König darf die Haare so lang und mit diesem Schmuck tragen; falls er seine Königswürde verlieren sollte, wird ihm das Haar in demütigender Weise abgeschnitten. Spätere Frankenkönige führen ihren Ursprung auf eine Sage zurück. Dazu eine Geschichte:

Merowech als Nachfolger Chlodios gibt den Merowingern seinen Namen. Nach der Stammessage soll das fränkische Herrscherhaus auf ein Meerungeheuer oder einen Meeresgott zurückzuführen sein. Ein Chronist der Franken, Fredegar, berichtet: Man erzählte, Chlodio habe sich einmal im Sommer mit seiner Frau an den Meeresstrand begeben. Als seine Frau mittags zum Baden ins Meer hinauswatete, habe sie ein Meerungeheurer mit Stierkopf angefallen. Ob sie nun daraufhin von dem Untier oder von ihrem Mann empfing – sie gebar jedenfalls einen Sohn mit dem Namen Merowich, nach dem später die Könige der Franken Merowinger genannt wurden.

Literaturnachweis

  • Hanno Lambers, Das Ruhrgebiet in Geschichte und Geschichten, o.J. Essen, S. 76f.




Weitere Sagen aus Moers.



Diese Sage ist in den bisher erschienen Werken von Dirk Sondermann nicht enthalten. Von ihm erschienen die Bücher Ruhrsagen, Emschersagen, Bochumer Sagenbuch, Wattenscheider Sagenbuch und Hattinger Sagenbuch. Weitere Publikationen sind in Vorbereitung. Bitte beachten Sie auch unsere Veranstaltungshinweise.


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