Jost von Strünkede und der unterirdische Gang zur Walkmühle

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

Wechseln zu: Navigation, Suche
Walkmühle

Jost von Strünkede versuchte immer wieder Recklinghäuser Bürger und Bauern zu überfallen. Es begann für ihn eine schlimme Zeit. Immer wenn er einen Überfall plante, waren Recklinghäuser da, die ihn verjagten oder verprügelten. Die Bürger hatten in einer alten Mühle einen Wachtposten untergebracht. Sobald dieser die Strünkeder sichtete, läutete er die Sturmglocke, und Hilfe eilte herbei. Wie dem Erdboden entstiegen, standen sie vor den Räubern und entrissen ihnen die Beute. Nun legte Jost von Strünkede einen unterirdischen Gang von seiner Burg südlich zur Mühle nördlich der Emscher an. Plötzlich stand er im Gemeinheitsland und überfiel die Hirten, die Reisenden und die Bauern. Die Recklinghäuser wußten sich keinen Rat. Da kam ihnen Hilfe.

Auf der Burg Strünkede diente die Tochter eines Schmiedes aus Recklinghausen. Sie hatte durch ihre Eltern von den Nöten und Ängsten der Bürger gehört. Nun nahm sie sich vor, den Ritter und seine Mannen zu beobachten. Eines Tages sah sie, wie der Burgherr mit seinen Knechten in der Erde verschwand und nach Stunden mit Beute zurückkehrte. Sie erzählte ihrem Vater von dem unterirdischen Gang. Der Schmied und seine Helfer fanden ihn in der Nähe der Mühle. Um den Strünkeder aus seiner Burg zu locken, trieben die Recklinghäuser noch mehr Vieh auf die Weide. Der Raubritter ging darauf ein. Als seine Truppe aus dem Gang an der Walkmühle hinaufstieg, gerieten sie in einen Hinterhalt der Städter. Die wurden angeführt vom Schmied, der mit einem starken Beil auf den Ritter zustürmte. Ein kräftiger Schlag zerschmetterte Josts Haupt. Er war gerade 29 Jahre alt.

Noch lange Zeit konnte man den Stein sehen, auf dem der Tod des Unterdrückers verzeichnet war. (Kollmann)

Die Herren von Strünkede lagen viele Generationen lang mit den Bürgern der Stadt Recklinghausen im Streit. Der berühmteste Vertreter dieses Geschlechts war Jost von Strünkede der sehr temperamentvoll seine Rechtsansprüche gegenüber der Stadt vertrat und einmal im Eifer einer Debatte einem Recklinghauser Ratsherrn am Bart zog, was in damaliger Zeit eine große Beleidigung war. Als er daraufhin wutschnaubend aus der Stadt nach Hause ritt, geriet er mit seiner Begleitung in eine städtische Schafsherde und richtete unter den Tieren einen nicht unerheblichen Schaden an. Der Sage nach war Jost ein Raubritter, der von einem Recklinghauser Schmied im Bruche erschlagen wurde. Daher ist es verständlich, daß das Volk Jost im Grabe keine Ruhe finden und ihn in stürmischen Herbstnächten umgehen ließ. (Sauermann)

Anmerkung

In Walkmühlen wurde Wollgewebe miteinander verfilzt. Die Walkmühle wurde 1968 abgebrochen. Sie lag nördlich der Emscher zwischen Walkmühlenweg 80 und dem Heilbach am Walkmühlenweg 72 in Recklinghausen. Da der »tolle“ Jost von Strünkede 1529 zu Tode kam, kann er die 1561 gegründete Walkmühle nicht genutzt haben.

Technisch war es im 16. Jahrhundert wegen des hohen Wasseraufkommens nicht möglich mittels eines Stollens die Emscher zu unterqueren.

Schloss Strünkede (WGS 84: 51.551379° 7.211097°)

Literaturnachweis

  • Kollmann, 53 nach: Bertha Thiele, VK 1959, 86; Sauermann, 1993, 88; in Am. verwendete u. weiterführende Lit. : ebd.


Hier finden Sie: Schloss Strünkede (51.551379° Breite, 7.211097° Länge)

Diesen Ort mit weiteren Geodiensten anzeigen. Weitere Sagen aus Herne.


Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Emschersagen. Von der Mündung bis zur Quelle.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2006
ISBN 3-922750-66-4.




Der Text ist urheberrechtlich geschützt. Nähere Informationen: siehe Impressum.

Ruhr2010Logo
Redaktion