Die weiße Frau von Haus Dahlhausen

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Der letzte Ritter auf dem reichen Schloß Dahlhausen bei Eickel hatte eine Tochte mit Namen Elsebe, dann noch einen jüngeren Sohn und eine noch jüngere Tochter. Die älteste Tochter wurde ihres schönen Gesichts wegen von den Leuten allgemein Schön - Elsken genannt. Sie gönnte weder ihrem Bruder noch ihrer Schwester das Gut, mochte es vielmehr selber erben. Da gab sie eines Tages dem Vater und der Mutter, dem Bruder und der Schwester ein heimlich zubereitet Tränklein, und alle vier starben am folgenden Tage eines qualvollen Todes. Damit war das ganze Geschlecht der Ritter zu Dahlhausen ausgestorben bis auf Schön - Elsken. Sie war nun die letzte und alleinige Erbin des reichen Schlossgutes.

Bald fanden sich Freier bei ihr ein. Schön - Elsken reichte ihre Hand dem Junker Bernd von Düngelen. Dieser zog als neuer Herr auf das Haus Dahlhausen und begründete so das Rittergeschlecht derer von Düngelen zu Dahlhausen, denn Schön - Elsken ward bald die Stammmutter des neuen Geschlechts.

Schön - Elsken tat äußerlich froh und vergnügt, an ihrem Gewissen aber nagte je länger je mehr die schwarze Tat.

In einer Nacht erschien ihr im Traum ein Mann mit ernstem Gesicht und sprach feierlich, streng und gemessen zu ihr: »Vierfache Mörderin! Dreihundert Monate warst du alt, als du die böse Tat begingst. Ebensoviel Jahre sollst du nach deinem Tode im Grabe keine Ruhe finden. Nach dieser Zeit soll dein Geschlecht vergehen. Schon dein älteste Sohn soll das Gut nicht erben, sondern ein jüngere. Jedesmal sollst du aus dem Grabe steigen und dich zeigen, bevor immer der jeweilige Herr von Düngelen zu Dahlhausen in die Ewigkeit abberufen wird. Gedenke des, vierfache Mörderin!« Damit verschwand die Gestalt.

Und was die Mannesgestalt verkündet hatte, das erfüllte sich. Jedesmal, wenn der jeweilige Erbherr von Düngelen zu Dahlhausen sterben sollte, erschien vorher am Jahrestage der Bereitung des Trankes Frau Elsken. Sie stieg aus ihrem Grabe und trug ein weißes Kleid, darüber einen großen, weißen Schleier, um die untere Hälfte des Gesichtes ein weißes Kinntuch, an den Händen schwarze Handschuhe und an der Seite einen Schlüsselbund. So ging sie wie schwebend, ganz leise kläglich wimmernd, über die Treppen und Flure des Schlosses und durch das Schlafgemach des Herrn, der binnen Jahresfrist das Zeitliche mit dem Ewigen wechselte.

1802 ging Schön - Elsken, die »weiße Frau«, zum letzten mal durch die Schloßräume auf Dahlhausen. Der letzte Herr von Düngelen zu Dahlhausen starb. Schön - Elskens böse Tat war gesühnt.

Anmerkungen

Urkundlich werden die Ritter von Dahlhausen erstmalig 1321 erwähnt. Elsebe oder Elsken, die Erbtochter von Dahlhausen heiratete 1473 den Ritter Bernd von Düngelen.

1792 wurde das neue, schieferverkleidete Herrenhaus vollendet. Das Geschlecht der Düngelen zu Dahlhausen starb 1802 mit Karl von Düngelen zu Dahlhausen aus. Der heutige Bauzustand erinnert kaum an die Pracht vergangener Jahre. Haus Dahlhausen liegt an der Berthastraße 10.

Haus Dahlhausen (WGS 84: 51.5017° 7.16965°)

Literaturnachweis

  • Grasreiner, 84f. (Nach Leiermann, 1936, 168 sind diese Aufzeichnungen «nicht im Volke entstanden. Es sind Erdichtungen der Verfasser.»); in Am. verwendete u. weiterführende Lit. : Viehweger, 177-181


Hier finden Sie: Haus Dahlhausen (51.5017° Breite, 7.16965° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Emschersagen. Von der Mündung bis zur Quelle.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2006
ISBN 3-922750-66-4.




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