Die weiße Frau vom Eickeler Bruch

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

Wechseln zu: Navigation, Suche
Waage

Weiße Frauen hießen in alten Zeiten unerlöste Seelen, die noch auf Erden umherirren mußten, bis sie endlich in den ewigen Frieden eingehen konnten.

So lebte Ende des 16. Jahrhunderts in der Bauerschaft Eickel eine junge Krämersfrau. Von ihr war bekannt, daß sie sehr knauserig war. Kauften die Leute bei ihr ein, dann mußten sie immer gut aufpassen, dass die Ware auch richtig abgewogen wurde. Wenn jedoch Eltern ihre Kinder zum Einkaufen schickten, dann versuchte die geizige Jungfer stets, die Unerfahrenheit ihrer jungen Kunden auszunutzen. Entweder nahm sie andere Gewichte oder sie hielt den Daumen unter die Waageschale, so daß die Kinder immer zu wenig Ware für ihr Geld bekamen. So ging es einige Jahre, bis die Krämersfrau krank wurde und in den besten Lebensjahren verstarb. Doch ihre Seele konnte keine Ruhe finden.

Als Weiße Frau irrte sie nach Sonnenuntergang in der damals sumpfigen Landschaft des Eickeler Bruchs zwischen Eickel und Röhlinghausen umher. Häufig kamen abendliche Wanderer, die der weißen Frau begegneten und ihr ausweichen wollten, vom Weg ab und gerieten im Eickeler Bruch in den Sumpf. Auch wenn heute in der Gegend längst kein Sumpf mehr zu finden ist, soll die weiße Jungfer zuweilen am Park und in der Nähe des Jungfernweges gesehen worden sein, wie sie ruhelos dahinhuscht und die Leute ängstigt.

Aus Recklinghausen wird eine ähnliche Geschichte überliefert. Dort jedoch muss die weiße Frau in der Jungfernheide (siehe Sage 59) umherirren.

Anmerkung

Röhlinghausen ist ein Stadtteil von Herne. Der Eickeler Bruch lag in Herne-Eickel, heute ist das Bruchgebiet entwässert und bebaut. Der Jungfernweg liegt ebenfalls in Eickel.

- ehem. Haus Gosewinkel

Jungfernweg, Herne (WGS 84: 51.511847° 7.16639°)

Literaturnachweis

  • Heinrichs, 159


Hier finden Sie: Jungfernweg, Herne (51.511847° Breite, 7.16639° Länge)

Diesen Ort mit weiteren Geodiensten anzeigen. Weitere Sagen aus Herne.


Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Emschersagen. Von der Mündung bis zur Quelle.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2006
ISBN 3-922750-66-4.




Der Text ist urheberrechtlich geschützt. Nähere Informationen: siehe Impressum.

Ruhr2010Logo
Redaktion