Die schwarze Kuhle in Oberwiese

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Nahe der Straße nach Waltrop liegt in der alten Bauerschaft Döttelbeck, jetzt Oberwiese, die sogenannte »Schwarze Kuhle«. Hier stand in alten Zeiten ein prächtiges Schloß. Die Bewohner aber führten ein schändliches Leben. Die Sonntage waren ihnen nicht heilig, selbst an den hohen Festen hielten sie wüste Gelage und gaben durch ihr gotteslästerliches Treiben den anderen Bewohnern Ärgernis. Die Dienstboten mußten an Sonn- und Feiertagen knechtische Arbeiten verrichten. Es war einst zur Sommerzeit. Das Korn war reif und harrte der Schnitter. Da verlangte der Schlossherr von seinen Leuten, am Tage des Herrn hinaus aufs Feld zu gehen, um das Getreide zu mähen. Die Leute weigerten sich, sie wollten vielmehr zum Gotteshause (nämlich zur St. Laurentiuskapelle). Anschließend sollte in der Scheune des Hofes Frerich das Laurentiusfest am 10. August gefeiert werden. Q. : Von Raubrittern... ) Aber alles Sträuben half ihnen nichts, der Herr trieb sie hinaus aufs Feld zur Arbeit. Unwillig folgten sie dem Befehle. Dem Schlossherrn wünschten sie als gerechte Strafe Gottes für die Sonntagsschändung, dass das Haus vom Erdboden verschwände. Während sie nun auf dem Felde arbeiteten, entstand ein furchtbares Unwetter. Als die Leute nach Hause zurückkehrten, war das Schloß mit seinen Bewohnern vom Erdboden verschwunden und in die Tiefe gesunken. Ein großes Wasser zeigte die Stelle, wo es gestanden. So wurden die Schloßbewohner für ihre Freveltaten gestraft. Nach der Meinung des Volkes ist die Tiefe des Wassers gar nicht zu messen. Des Nachts geht an dieser Stelle ein schwarzes Ungeheuer mit glühenden Augen umher. (VK)

Anmerkungen

Diese Sage vom Untergang eines adeligen Hauses in Oberwiese wurde schon vom Dortmunder Chronisten Dietrich Westhof in der »Chronik von Dortmund und Soest« am 10. August 1480 aufgezeichnet. Der Baumeister muss am dortigen Feiertag, dem Laurentiustag, auf dem Feld das Korn einfahren. »Als er das Fuder eingebracht und die Pferde ausspannen wollte, sah die Magd, die draußen im Hofe stand, dass das Haus zu sinken begann. Mit lauter Stimme rief sie: »Lopet balde, boumester, dat hus versinkt!» (``Lauft schnell Baumeister, das Haus versinkt!») Alsbald ist auch das Haus mit dem eingefahrenen Korn in den Grund gesunken, wo noch heutigen Tages eine Wasserkuhle ist. Niemand möge sich über dieses Ereignis wundern, noch es für erlogen halten; denn dergleichen ist um der Sünden willen vielmals geschehen, wie man hier und dort in den Historien findet.« 

Nordöstlich der Straße Zur Schwarzen Kuhle in Waltrop liegt ein Sumpfloch, dort soll einst ein Schloss gestanden haben. Ein direkter Zugang zur Kuhle befindet sich gegenüber der Recklinghauserstr. 252. Die 1343 erstmals als Eigenkirche der ehemaligen Benediktinerabtei (Essen-)Werden schriftlich erwähnte St. Laurentiuskapelle von Waltrop-Leveringhausen liegt neben der Schultenstr. 12/ Ecke Kapellenweg. Der ehemalige Hof Frerich liegt an der Schultenstraße 10 (Privatbesitz).

Schwarze Kuhle (WGS 84: 51.616717° 7.3405°)

Literaturnachweis

  • VK 1925, 15; Von Raubritten, 28f. (nach Tanja Mertenskötter aus Waltrop); in Am. verwendete u. weiterführende Lit. : Kollmann, 26f.


Hier finden Sie: Schwarze Kuhle (51.616717° Breite, 7.3405° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Emschersagen. Von der Mündung bis zur Quelle.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2006
ISBN 3-922750-66-4.




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