Die Zerstörung der Burg Volmarstein

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Ruine Burg Volmarstein

Der Graf Dietrich (Theoderich) von Volmarstein, einer der mächtigsten Vasallen des Kaisers, hatte sich gegen diesen empört und war von ihm in die Acht erklärt worden, die der Ritter Gotthard von der Recke vollziehen sollte. Dieser durfte sich des nicht weigern, obschon er Dietrichs Tochter Agnes (Neyse, Nese) schon lange heimlich liebte; er zog also gegen ihren Vater, besiegte ihn in der Schlacht und berannte dann die Burg Volmarstein, wohin sich jener geflüchtet hatte. Mit großer Kühnheit und rühmlicher Tapferkeit setzten sich die Belagerten zur Wehr, und der drohenden Hungersnot wurde dadurch gesteuert, daß als Mönche verkleidete Freunde unter ihren Kutten alltäglich Lebensmittel in die Kirche brachten und dort verbargen, welche des Nachts von des Grafen Dienern durch den unterirdischen Gang, der Burg und Kirche verband, geholt wurden. Endlich aber ward der Graf genötigt, sich zu ergeben, und es wurde ihm und sämtlichen Insassen der Burg freier Abzug mit allem, was sie tragen könnten, gestattet, jedoch auch festgesetzt, daß alles, was ihnen auf dem Wege von Tore bis zum Lager entfiele, nicht aufzuheben, sondern dem Feinde als Eigentum zu überlassen sei. Als nun der Graf, nur sein Wappenschild im Arme und seine Tochter an der Hand, durch die an beiden Seiten des Weges aufgestellten Reihen der kaiserlichen Krieger schritt, sank Agnes, sobald sie unter dem stolz flatternden Reichsbanner ihren Geliebten erblickte, vor Scham und Schreck zur Erde. Sofort sprang Godert von der Recke hinzu, zog die Jungfrau, zärtlichen Liebesgruß tauschend und den ersten Kuß auf ihre Lippen drückend, zu sich empor und sprach sie, weil sie gefallen, als seine Beute an. Der Vater aber ließ den kühnen Sieger des Schlachtengottes Gunst nicht entgelten und gab auf beider Bitten gern seine Einwilligung zum ehelichen Bunde. Zur Bekräftigung dieser Sage zeigt man noch heute in der Mitte des Weges eine Vertiefung als die Stelle, an der Agnes gefallen, und versichert, daß jene nie verschwinden könne, weil, so oft sie auch zugefüllt würde, stets um Mitternacht Geisteshände sie wieder offen legte. Die Geschichte aber lehrt uns, daß die Burg Volmarstein, nachdem sie 1324 vom Grafen Engelbert II. erobert und zerstört war, nie wieder in den Besitz der Herren von Volmarstein zurückgelangte, sondern den märkischen Grafen verblieb, und Agnes von Volmarstein, die Tochter Theoderichs IV., welche 1414 den Ritter Godert von der Recke heiratete, dem nach dem Tode seines kinderlos verstorbenen Schwagers Johann († 1429) das ganze noch vorhandene volmarsteinische Erbe zufiel, erst 1389 geboren ward.

Anmerkungen

Die Grafen von der Mark bauten die Volmarsteiner Burg 1340 und 1360 nochmals auf, ließen sie aber, nachdem sie 1398 den Besitztitel und 1417 die Herzogswürde von Kleve erhalten und dort ihre Residenz aufgeschlagen hatten, gleich den anderen märkischen Schlössern nach und nach zerfallen. Die »Vertiefung« ist nicht lokalisierbar (Hinweis erbeten.).

Burg Volmarstein (WGS 84: 51.374383° 7.382367°)

Literaturnachweis

  • Bahlmann, 1922, 76–78 (nach J. G. Th. Grässe, Geschlechts-Namen und Wappensagen des Adels deutscher Nation, Dresden 1876, 129f. und mündl. Mitteilungen)


Hier finden Sie: Burg Volmarstein (51.374383° Breite, 7.382367° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Ruhrsagen. Von Ruhrort bis Ruhrkopf.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2005
ISBN 3-922750-60-5.





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