Die Weiße Dame vom Stift Clarenberg

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Stiftskirche St.Clara

Ein adliges Fräulein aus dem Stifte Klarenberg im Kreise Hörde liebte den Vogt auf der Burg. Da sich die beiden nicht ehelichen konnten, die Macht der Liebe aber so groß war, daß sie nicht voneinander lassen wollten, verriet der Ritter dem Fräulein eines Tages, daß ein unterirdischer Gang von der Burg zum Stifte führte, obschon er seinem Herrn, dem Grafen von der Mark, feierlich gelobt hatte, das Geheimnis für sich zu bewahren. Von nun ab kamen die beiden nächtlicherweise heimlich zusammen; aber das Verhältnis blieb nicht ohne folgen, und die Dame wußte sich keinen Rat, als ihr neugeborenes Kindlein umzubringen und zu beseitigen. Als das Verbrechen entdeckt wurde, verurteilte man die Mörderin zu der qualvollen Strafe, lebendig eingemauert zu werden. Aber ihre Seele fand keine Ruhe, und noch heute schwebt sie zu mitternächtlicher Stunde ächzend und stöhnend über die Flure und Treppen des ehrwürdigen Stiftes. Es sind ihr schon etliche begegnet, die da sagen, es sei eine hohe, schlanke Gestalt in herabwallendem Sterbehemde. Leider hat noch niemand gewagt, sie anzureden, um zu erfahren, auf welche Weise ihre Erlösung herbeigeführt werden könne.

Anmerkungen

Fast gleichzeitig mit der Erhebung Hördes zur Stadt im Jahr 1340 gründeten Konrad von der Mark, Edler Herr von Hörde das Clarissinnenkloster Clarenberg für Damen des Adels. Durch die zahlreichen Einkünfte, die das Kloster von Adligen erhielt, wurde es bald sehr reich und entwickelte sich auch zu einem bedeutenden wirtschaftlichen Zentrum. In der Reformationszeit wurden viele Klöster aufgehoben. Ihre Besitzungen wurden zersplittert und gerieten zum großen Teil in die Hände der weltlichen Fürsten. Um vom Kloster Clarenberg das gleiche Schicksal abzuwenden, wurde das Hörder Kloster 1584 in ein freiweltliches adliges Damenstift umgewandelt. Aus den Nonnen waren nun Stiftsdamen geworden, und das Stift Clarenberg war jetzt nur noch eine vorteilhafte Versorgungseinrichtung für ledige adlige Damen. Im Jahr 1811, zur Zeit der napoleonischen Besetzung Westfalens, wurde es aufgelöst. Das letzte Gebäude des Damenstifts stand noch bis 1966 Am Stift 4-6 (heute Volksbank) gegenüber der »neuen» im neogotischen Stil 1865 errichteten, meist geschlossenen, katholischen Stiftskirche St. Clara, die die wohlerhaltene Grabplatte des Grafen Dietrich von der Mark enthält. Ursprünglich erstreckten sich die Gebäude des Klosters bis Am Stift / Ecke Hörder Bahnhofstr. Die alte Stiftskirche stand ebenfalls im Bereich der jetzigen Volksbank und wurde schon um 1860 abgebrochen.

Umfangreiche Reste der 1198 beurkundeten Hörder Burg sind in dem um 1890 errichteten burgähnlichen Gebäude an der Hörder Burgstr. 17 enthalten. 1840 erwarb der Iserlohner Fabrikant Hermann Diederich Piepenstock die Hörder Burg und errichtete dort ein Puddel-und Walzwerk ein, die nach ihm benannte Hermannshütte , die sich bald einen Namen als führender Hersteller von Eisenbahnschienen erwarb. Die Hermannshütte entwickelte sich 1852 unter dem Namen »Hörder Bergwerks-und Hüttenverein» zur ersten Aktiengesellschaft im Hüttenwesen im Ruhrgebiet. Der »Hörder Verein» baute 1854 auf dem jetzigen stillgelegten Hoeschgelände den ersten Hochofen im heutigen Dortmunder Gebiet. Von 1906-1922 war die Hörder Burg Sitz der Hauptverwaltung des Montankonzerns Phoenix, des fünftgrößten deutschen Unternehmens.

ehem. Stift Clarenberg (WGS 84: 51.488933° 7.503833°)

Literaturnachweis

  • Wehrhan, 20f. (nach F. Hue im Hoerder Volksblatt , April 1910); Infotafel vor der Hörder Burg; in Am. verwendete u. weiterführende Lit. :; Gronemann, 124-126


Hier finden Sie: ehem. Stift Clarenberg (51.488933° Breite, 7.503833° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Emschersagen. Von der Mündung bis zur Quelle.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2006
ISBN 3-922750-66-4.




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