Die Varusschlacht im Varenholt bei Höntrop

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Der gescheiterte Varus, Haltern

Vor fast 200 Jahren (1823 gab der Weitmarer Pfarrer Petersen, der aus Linden bei Dahlhausen stammte, ein Buch heraus »über die Gegend, wo Hermann den Varus schlug«. Nach ihm hat Höntrop den Ruhm, der Schauplatz dieses denkwürdigen Ereignisses zu sein, wenn ihm auch andere Orte diese Ehre streitig machen.Wo die Schlacht stattgefunden hat, ist bisher noch nicht erwiesen, da die römischen Schriftsteller den Schlachtort nicht angegeben haben. Petersen begründet seine Annahme mit den drei Flurbezeichnungen Varenholz, Schienhorst und am Lolo, die in Höntrop vorkommen. Der Name Varenholt ist nicht von Varusholz abzuleiten. Er wird bedeuten »fernes Gehölz«, da es entfernt von der Burg Horst lag, zu der es früher gehörte. Hier befindet sich heute noch das Schulzengut Varenholt, das früher, wie die meisten alten westfälischen Landsitze, durch einen Wassergraben, dessen Reste noch sichtbar sind, geschützt war. Sehr wahrscheinlich hat die Gegend nach dem Gute, das »vor dem Holte« lag, ihren Namen erhalten. 1361 wird ein Ritter Vorenholte erwähnt. Von dem beiden von Petersen erwähnten Flurnamen »Schienhorst« (Schennhorst und »am Lolo« ist heute nur noch der erstere allgemein bekannt.

Es war im Jahre 9 n. Chr., als Varus einen Zug nach der Weser unternahm. Der Cherusker Hermann begleitete ihn. Da wurde ihm gemeldet, dass die Sugambrer und Brukterer, die zwischen Ruhr und Lippe wohnten, sich gegen die Römerherrschaft empört hätten. Deshalb eilte Varus hin, um sie zu züchtigen. Auf seinem Wege von der Weser in die Hellweggegend wurde sein Heer in der Gegend von Unna von den verbündeten Sugambrern, Marsen, Brukterern und Cheruskern überfallen. Hermann soll ihn bis hierhin begleitet und dann plötzlich verlassen haben. Die Schlacht am zweiten Tage soll bei Lütgendortmund stattgefunden haben. Kämpfend zog sich das römische Heer zurück durch die ungeheueren Wälder, die damals unsere Heimat bedeckten. Über Bochum und Weitmar führte der Weg nach Höntrop. Am dritten Tage fand die Entscheidungsschlacht hier statt. Die Römer hatten die Absicht, sich in den Schutz ihrer Befestigungen am Rhein oder an der Lippe zurückzuziehen.

Als das Heer in das Tal der Hönnebecke kam, wurde es in der Flanke von Reiterscharen der Brukterer angegriffen, gleichzeitig von Süden her von Marsen und Sugambrern unter Hermanns Anführung hart bedrängt. Varus wollte seine Truppen über den Hosiepen in das Tal der Mecklenbecke führen. Da entdeckte er, dass auch dieser Rückweg ihm versperrt war. Er musste jetzt die Entscheidungsschlacht wagen. Sie fand auf einer Lichtung zwischen der heutigen Zollstraße und Voedestraße statt, dem so genannten Schien- oder Schennhorst. Die Feldflur führt heute noch den Namen. Das römische Heer wurde hier auf dem engen Kampfplatze zusammengedrängt und vollständig vernichtet. Ströme von Blut flossen, und die Leichen lagen haufenhoch, so dass das Feld später nach den Totengebeinen, die erst Germanikus auf seinem Rachezuge bestattet haben soll, den Namen erhalten hat. Als Varus sah, dass keine Rettung mehr war, soll er sich auf dem »Thie« – der Flurname besteht heute noch an der Zollstraße – in sein eigenes Schwert gestürzt haben.

Sein Gefährte Lolius soll versucht haben, mit einigen Getreuen noch dem Ruhrtal zu entfliehen. Er wurde aber eingeholt und an der oberen Zollstraße erschlagen. Diese Gegend soll zu Petersens Zeit »am Lolo«  genannt worden sein. Das Gelände der Schlacht wurde vom Volke das Varenholt geheißen, weil Varus hier vernichtet wurde. Petersen gibt an, dass im 18. Jahrhundert auf den Feldern am Schennhorst des Öfteren alte römische Münzen gefunden worden sein sollen. Alte Höntroper Bauern haben mir selbst auch von römischen Münzfunden erzählt, die aber verständlich werden wenn man berücksichtigt, dass Höntrop an einer alten Römerstraße lag, wo vielleicht einmal Lager bezogen worden sind.

Hosiepen siehe Am Hosiepen. Die Mecklenbecke fließt auf der südlichen Seite paralell zur S-Bahn zwischen Zeppelindamm und Am Hosiepen (In der Mecklenbecke 1 1 entspringt der Siepen der Mecklenbecke). Ursprünglich entsprang die Mecklenbecke wohl am Hof Schulte-Varenholt (Zollstr. 161). Vom Freisenbruch bis zum Alter Zoll bildet der Wattenscheider Hellweg die Wasserscheide zwischen Ruhr und Emscher. Von dort aus verläuft diese Wasserscheide über den Alter Zoll und die Zollstr. nach Süden weiter (Dieter Senzek).

Auf dem Stadtplan von Bochum ist die Hönnebecke versehentlich als Ahbach eingetragen worden. Beide Wasserläufe entspringen südlich vom Wattenscheider Hellweg und beide münden in den Goldhammer Bach, der wiederum in den Hüller Bach nach Norden fließt und sich endlich in die Emscher ergießt. Demnach entwässert der überaus größte Teil des alten Wattenscheider Stadtgebietes zur Emscher hin, lediglich Munscheid zur Ruhr. Wie der Bach- und Siepenverlauf beweist, hatte das alte Niederamt Wattenscheid, das sich von der Ruhr bis zur Emscher erstreckte, im Westen (Leithebach), im Norden (Emscher) und im Osten (Goldhammer bzw. Hüller Bach) natürliche Grenzen gehabt (Bröker).

Pütters setzt den Schennhorst mit Schandwald gleich und vermutet, dass er 1664 noch »Galgenbusch« genannt wurde, da dort eine Hinrichtungsstätte gelegen haben mag.

Zollstraße, Bochum (WGS 84: 51.453592° 7.141854°)

Literaturnachweis

  • Grasreiner, 1925, 59f. (F. Leiermann, Höntrop);
  • Pütters, Großmutter erzählte, 4;
  • vgl. Heinrichs, 47f.;
  • vgl. Pütters, Flurnamen, 20;
  • Senzek, 89-96;
  • Bröker, 1996, 23


Hier finden Sie: Zollstraße, Bochum (51.453592° Breite, 7.141854° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Wattenscheider Sagenbuch.
Essen: Verlag Pomp, 2004
ISBN 3-89355-248-0.



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