Die St. Peterskirche zu Syberg

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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St. Peter-Kirche, Syburg

»Durch die alte Kirche inmitten kleiner Grabsteine pfeift leise der Zugwind, drinnen nichts als Leichensteine, Sterbewappen und das Totengeläute der Zeit, das schallende Tiktak der Turmuhr.« (Schücking-Freiligrath, 316)

Gleich nach der Eroberung der Sigiburg ließ Karl der Große auf dem Burggelände eine kleine hölzerne Kirche errichten. Es war das erste christliche Gotteshaus in der weiteren Umgebung. Der Sage nach soll an der gleichen Stelle in heidnischer Zeit eine Opferstätte gewesen sein, die dem Gotte Krodo dem Großem (de Grote) geweiht war. Opfer-und Gerichtsstätten, die heiligen Haine der Germanen, waren oftmals zugleich auch Fliehburgen. Im Schatten der heiligen Eichen entsprang eine heilkräftige Quelle, die unter göttlichem Schutz stand. Die ersten christlichen Missionare verliehen mit Vorliebe den Orten, die für das Volksempfinden schon von alters her geheiligt waren, auch eine besondere christliche Bedeutung. An die Stelle des heidnischen Gottes trat nun Sankt Peter, dem die Kirche geweiht wurde, der auch der Schutzpatron des fränkischen Herrscherhauses war. Der heilige Quell wurde zum Petersbrunnen, der noch heute vorhanden ist. In ihm sollen die ersten bekehrten Sachsen getauft worden sein. Der Sage nach hat Papst Leo III. die Syburger Kirche im Jahr 799 selbst geweiht. Sicher ist, daß der Papst sich in dieser Zeit in Westfalen aufgehalten und mehrere Kirchen und Altäre geweiht hat, so in Paderborn, Detmold und auf der Eresburg. Der Papst schenkte der Syburger Kirche als Reliquie das Haupt der heiligen Barbara und verband damit einen Ablass für alle, die am Markustag (25. April) das Haupt der heiligen Barbara sahen. Diese Stiftung ist von Papst Gregor X. im Jahr 1274 auf Bitten der Syburger Burgleute erneuert worden. Nach dem Bericht des Syburger Chronisten Jürgen Velthus (1565– 1640) befand sich in der Kirche eine Kupfertafel, die die Weihe durch den Papst im Beisein Karls des Großen und 365 geistlicher Würdenträger und Ritter darstellte. Die Tafel beschrieb ebenso die Heiligtümer der Kirche und deren Ablasskraft. Um 1590 hat jedoch der erste protestantische Pastor, Diedoricus Luermann aus Schwerte, die Tafel entfernen lassen. Niemand weiß, wo sie geblieben ist. Die Peterskirche wurde eine weithin berühmte Wallfahrtsstätte, ein Stützpunkt für die Ausbreitung des Christentums in unserer Gegend. Das Wasser des nahe bei der Kirche gelegenen Petersbrunnens genoss den Ruf besonderer Wunderkraft. Durch den Niederhofer Wald, über den Höchsten und das Wannebachtal zogen bis ins späte Mittelalter hinein fromme Pilgerscharen nach dem Heiligtum.Aus Dortmund wallfahrtete an jedem Pfingstfest eine große Prozession nach Syburg hinauf. Dann hallten die Täler und die hohen, im ersten Frühlingsgrün stellenden Buchenwälder wider von den frommen Gesängen der Pilger, in die sich die Vogelstimmen mischten. Bei einer dieser Wallfahrten brannte ein großer Teil der Stadt Dortmund nieder, da die wenigen Daheimgebliebenen den Brand nicht löschen konnten. In der Chronik der Reinoldikirche heißt es darüber: »Anno 1297 am Tag nach St. Marci (25.4.) ist die Stadt so jemmerlich als noch nie zufohr verbrandt worden, weil den mehrenteils der bürger zu ihrem Schaden und nachtheil nach Sieburgh auf der Ruhr wellen gangen.« Zu den zahlreichen Reliquien, die die Pilgerscharen nach Syburg zogen, gehörten auch die Gebeine des Priesters und Märtyrers Benedict. Der Kölner Erzbischof ließ sie 1073 nach Köln bringen. Nach der Reformation kam auch die Barbara-Reliquie nach Köln in die Schatzkammer des Doms. Sie war bis 1589 im Altar der Syburger Kirche aufbewahrt worden. Von der ursprünglichen Holzkirche aus der Zeit Karls des Großen sind keine Spuren mehr vorhanden. Im Jahr 1069 entstand ein Steinbau, auf dessen Grundmauern das heutige Gotteshaus steht. Der wuchtige romanische Turm wurde 1169 errichtet. Mit seinen Schießscharten weist er daraufhin, daß St. Peter einstmals eine Kirchenburg war. Sicherlich hat der wehrhafte Turm in alter fehdereicher Zeit den Syburgern als Zufluchts-und Verteidigungsstätte gedient. Seit mehr als 800 Jahren hat der Turm allen Kriegszerstörungen und Feuersbrünsten getrotzt.

Anmerkungen

Die Pfarrkirche St. Peter liegt neben der Syburger Kirchstr. 12. Der massige Turm, der nun evangelischen und somit meist verschlossenen Kirche St. Peter stammt aus dem 13. Jahrhundert. Das Kirchenschiff wurde nach seiner Zerstörung 1945 wieder aufgebaut. Interessant sind die Jahrhunderte alten Grabsteine des Kirchhofes.

Der Niederhofer Wald liegt am Niederhofer Holz in Höchsten Das Wannebachtal liegt an der Wannestr. (Beide Orte befinden sich unweit Syburgs auf Dortmunder Gebiet.) Dortmunds historisch bedeutendste Kirche, die mit Kunstwerken reich ausgestattete meist geöffnete evangelische Pfarrkirche St. Reinoldi, liegt am Ostenhellweg im Herzen Dortmunds. Zum Götzen Krodo siehe die Sagen 55, 90, 93.

St. Peterskirche (WGS 84: 51.422117° 7.489083°)

St. Reinoldikirche (WGS 84: 51.5148° 7.467067°)

Literaturnachweis

  • Gronemann, 183–186


Hier finden Sie: St. Peterskirche (51.422117° Breite, 7.489083° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Ruhrsagen. Von Ruhrort bis Ruhrkopf.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2005
ISBN 3-922750-60-5.





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