Die Riesen vom Mechtenberg und Tippelsberg

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Landschaftspark Mechtenberg

Ihr wisst doch alle, dass früher auf dem Mechtenberg ein Riese wohnte, und auf dem Tippelsberg wohnte ebenfalls ein Riese. Der Tippelsberg liegt ein Stündchen von Bochum (Bochum-Mitte, D. S.) entfernt und der Mechtenberg liegt einige Würfe entfernt vom Weg von Wattenscheid nach Altenessen.

Die beiden Riesen brachen immer zusammen Brot. Einmal musste der eine backen, dann brach der andere sein Brot, und so wechselten sie sich immer ab. Nun musste der Kerl auf dem Mechtenberg Brot backen und der vom Tippelsberg musste seine Krusten bringen. Wenn nun der Riese auf dem Mechtenberg in dem Trog schrappte, dann war es Zeit, dass der vom Tippelsberg sein Brot brach. Das Schrappen in dem Trog dröhnte (ludden) aber so laut, als wenn es gedonnert hätte. Als nun die Stunde da war, in welcher der Riese hinter Bochum herkommen (denner) musste, schrappte sich der eine Riese auf der Leithe sofort (faquanz) am Rücken und tiefer darunter (am Gesäß?).

Das konnte aber der auf dem Tippelberg hören, und er kam auch sogleich (richtlich) und brach das Brot. Aber da hatte der in der Leithe noch nicht den Ofen angezündet und der von Bochum kam zu früh. Da war er sehr böse, sodass er einen Stein nahm und den einen Riesen beschmiss. Der andere lief aber weg und kam nach ein paar Sprüngen in Ückendorf an. Da soll auch der Stein heruntergekommen sein. Er liegt in der Nähe des Spritzenhäuschens. Den großen Stein kennen alle Leute, die in der Gegend wohnen, und er heißt nicht anders als der »große Kieseling« von dem Kerl auf dem Tippelsberg. Die Sage spiegelt die Zeit wieder, da Sachsen und Franken hier sich kampfgerüstet gegenüberstanden (Ludorff).

Anmerkungen

Hier die Geschichte in der Mundart (in Klammern Worterklärungen Firmenichs):

En stüksken von de twëi rîsengrîpers op den Tiëppelsbiarg un op den Mechtenbiarg. Git (ihr) wietet doch alle, dat frööer op den Mechtenbiarg en rîse wuonde un enen op den Tiëppelsbiarg. De Tiëppelsbiarg liët (liegt) en stänken van Baukem un den Mechtenbiarg liët einige smiet wiages van Watsche (Wattenscheid) nâ Altenessenhen.
De beiden rîsen bokken ümmer tehoupe broud. Einmâl moch (musste) de eine backen, dann brach de andere sin broud un so gonk et ümmer üm. Nu moch es (einmal) de kedel (Kerl) op den Mechtenbiarg broud backen un de vam Tiëppelsbiarge moch sine knîsten (Krusten) brengen.Wann nu de rîse op den Mechtenbiarg in den truag schrappen, dann war et tid, dat de vam Tiëppelsbiarg sin broud brach. Dat schrappen in den truag ludden åwwer so hat, as wann et gedonnert hedde. – As nu de stunne då was, wä de rîse achter (hinter) Baukem denner kommen moch, schrappen sik de op de Leithe faquanz an den rüggenstrank un depper harunter. Dat konn åwwer de op den Tiëppelsbiarg häören un he kam ok richtich un brach de broude. Äwwer dåha de in de Leithe nåch nich den uawwen angebot (angezündet) un de van Baukem kam te fröü. Då wor he se böüse, dat he enen stëin nâm un den einen rîsen smëit. Dä leip åwwer wech un kam in en pâr sprüngen in Ückentüarp an. Dåsol ok de stëin terdale (nieder) un he liët nåch bî dat spreitenhüsken. Den grouten stëin kent alle lüe, de in de giegend wuont, un he het (heißt) nich anders as de groute kiëseling van de kedel op den Tiëppelsbiarg.

Der »Ückendorfer Kieseling«, wohl ursprünglich ein Opferstein (Weinand), liegt heute in Gelsenkirchen im Ückendorfer Park (Von-Wedelstaedt-Park). Am Parkeingang gegenüber der Parkstr. 20 liegt der Stein, dort »Lindenstein« genannt, linker Hand nach ungefähr 25 m am linken Wegrand. Es handelt sich um einen Findling bräunlicher Farbe mit den Maßen von ca. 1,0 m Höhe x 1,2 m Breite x 1,2 m Länge.

Der Mechtenberg liegt am Nettelnbusch im Dreistädteeck von Wattenscheid, Essen und Gelsenkirchen auf Essener Gebiet, ca. zehn Kilometer vom Tippelsberg in Bochum-Riemke Tippelsbergerstr. entfernt.

Im allgemeinen haben Riesensagen wohl folgenden Ursprung: Unsere Vorfahren konnten sich oftmals die Herkunft von Naturerscheinungen, wie zum Beispiel mächtiger Berge, nicht erklären. Diese gewaltigen Gesteins- und Erdmassen konnten ihrer Auffassung nach nur Wesen bewegt haben, die mit übermenschlichen Kräften ausgestattet waren, sogenannte Hünen oder Riesen. Riesensagen sind demnach häufig »Erklärungssagen«.

Ückendorfer Kieseling (WGS 84: 51.492233° 7.118183°)

Mechtenberg (WGS 84: 51.479833° 7.08875°)

Tippelsberg (WGS 84: 51.505333° 7.22705°)

Literaturnachweis

  • Übertragen aus Firmenich, Bd. 1, 372;
  • vgl. Pütters, Großmutter erzählte, 9;
  • vgl. Weinand, 1950, 26f.;
  • vgl. Kämpchen, 1909, Seiten 29-33; Ludorff, Gelsenkirchen-

Stadt, 35; Mundart aus Wattenscheid.


Hier finden Sie: Ückendorfer Kieseling (51.492233° Breite, 7.118183° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Wattenscheider Sagenbuch.
Essen: Verlag Pomp, 2004
ISBN 3-89355-248-0.



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