Die Retterin von Dorsten – Angela Josten

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Wehrturm in Dorsten

Eine Ballade stimmt in die Zeit des Überfalls auf die Stadt Dorsten an der Lippe ein:

»Johannes Philipp von Oberstein
schloss Dorsten mit Türmen und Toren ein;
und die Wehre hielten Tag und Nacht
an Wällen und Gräben verzweifelt Wacht.
Noch standen die Türme, noch trotzten die Mauern,
doch durch die Stadt flog schwarzes Trauern,
und wie ein Gespenst kroch durch die Gassen
Obersteins Schwur – und die Menschen erblassen.
So wahr ich Philipp von Oberstein,
morgen sind Türme und Tore mein!...«

Dieser Schwur hatte sich in der Lippestadt herumgesprochen. Die Männer verteidigten Tore und Türme. Sie wussten, was es bedeutete, wenn die Niederländer in die Stadt einfallen würden. Die Frauen beteten voller Angst in der Katharinenkirche der Franziskaner. Wenn sie doch helfen könnten! Als die Botschaft kam, dass das äußere Tor gefallen und der Bürgermeister verletzt sei, wussten die Frauen, dass sie helfen mussten, das Schlimmste abzuwehren. Die Frau des Bürgermeisters, Angela Josten, spornte sie an, Pech und Öl zu erhitzen und von der Torbefestigung aus, die Feinde damit zu überschütten. Es regnete Schwefel und Pech vom Himmel. Nur Tod oder Flucht blieben den Feinden. Die Menschen waren gerettet vor der Rache der Niederländer. Die Frauen hatten sie vertrieben.

Anmerkungen

Der Überfall der Niederländer auf Dorsten stand unter der Leitung des Grafen Oversteyn (Overstein). Er versuchte am 28. Februar 1588 mit einem kühnen Handstreich Dorsten zu nehmen. Unter tapferster Gegenwehr hatten die Dorstener den Überfall abwehren können. Das Vest Recklinghausen war Auf– und Durchmarschgebiet im Religionskrieg der Spanier (katholische Seite) gegen die Niederländer (protestantische Seite). Die Bevölkerung erlitt Bedrängungen, Gehorsamkeit und Not. Dieser Krieg entwickelte sich aus den Truchsessischen Wirren, die 1583 begannen. Der Erzbischof und Kurfürst von Köln, Gebhard Truchseß von Waldenburg heiratete die Gerresheimer Stiftsdame Agnes von Mansfeld und war 1583 öffentlich zum Protenstantismus übergetreten. Der Übertritt barg großen politischen Sprengstoff in sich. Er führte eine Verschiebung der Stimmverhältnisse im Kurfürstenkollegium herbei, das die Wahl des Kaisers ausführte (kuere mhd. = Wahl). Der Kölner Kurfürst versuchte, sein Erzbistum als eigenes Land zu erhalten. Das löste 1583 einen Krieg, den sogenannten Kölner Krieg aus. Als er sein Vorhaben aufgab, bekämpften sich die Niederländer und Spanier weiter.




Weitere Sagen aus Dorsten.



Diese Sage ist in den bisher erschienen Werken von Dirk Sondermann nicht enthalten. Von ihm erschienen die Bücher Ruhrsagen, Emschersagen, Bochumer Sagenbuch, Wattenscheider Sagenbuch und Hattinger Sagenbuch. Weitere Publikationen sind in Vorbereitung. Bitte beachten Sie auch unsere Veranstaltungshinweise.


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