Die Regenhexe vom Haarstrang

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Hexenverbrennung

Wenn es in der Vierbeck, in Hengsen oder in Geisecke regnete, sagten die Leute: »Kittlers Hulda hüllt (heult - D.S.).« Die Redewendung soll mit einem Mädchen zusammenhängen, das eine Hexe war und verbrannt wurde. Sie soll noch im Tode aus Reue einen Regenguss beschworen haben, der ein brennendes Gehöft löschte. An der Ruhr wohnte die schöne Tochter eines armen Mannes, der beim reichsten Bauern in der Vierbecke arbeitete, dessen Sohn ein Auge auf sie warf. Das Mädchen sah dies nicht ungern. Anders der Vater, der keine Schwiegertochter ohne Gut im Hause haben wollte. Der Sohn freilich dachte auch nicht daran, das Mädchen zu ehelichen, sondern nahm lieber die reiche Braut, die der Vater ihm aussuchte. Das Mädchen, das Hulda hieß, fühlte sich betrogen und suchte nach einer Gelegenheit zur Rache. Als der Hochzeitstag kam und die große Gesellschaft schon fröhlich an der Tafel saß, da war zwischen dem armen Volk am unteren Ende des Tisches Hulda nicht zu sehen. Mitten im besten Schmausen flammte das Dach des Hauses auf. Der Brandstifter konnte nur die Verschmähte gewesen sein. Andere sagen, sie habe ein Wetter herbeigezaubert und einen Blitz auf das Haus gelenkt. Bald war das Mädchen gefasst und wurde zum Flammentod verurteilt. Lange Zeit hatte es nicht mehr geregnet, so dass schon eine Missernte drohte. Doch als das Mädchen im Feuer starb, stieg über der Ruhr Gewölk auf, das menschliche Form zeigte und vom Fluss zum brennenden Hof trieb. Über den Flammen blieb die Wolke stehen. Aus ihr brach ein Platzregen, der die Glut löschte. Der Pfarrer sprach: »Nehmt dies zum Zeichen, dass die Sünderin beim letzten Atemzug noch ihre Untat bereute, und betet für sie.« Der alte Bauer, der diese Geschichte berichtete, steckte dann die überm Erzählen erloschene Pfeife wieder an und meinte: »Datt hiett mi min Äume vertallt. Wennʻt wohr es, mög ick tau de Tiet nich liäwet hem. Wennʻt nich wohr es, ümsau biätter.« (Das hat mir mein Onkel erzählt. Wenn es wahr ist, möchte ich zu dieser Zeit nicht gelebt haben. Wenn es nicht wahr ist, um so besser. D.S.)

Anmerkungen

Geisecke gehört zu Schwerte. Zu Vierbeck (Haus Vierbecke) siehe die folgende Sage.

Haus Vierbecke (WGS 84: 51.477733° 7.641483°)

Literaturnachweis

Palme, 1987,Nr. 47


Hier finden Sie: Haus Vierbecke (51.477733° Breite, 7.641483° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Ruhrsagen. Von Ruhrort bis Ruhrkopf.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2005
ISBN 3-922750-60-5.





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