Die Orgel von Rheinberg

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Ständebuch Orgelbauer

Vor vielen Jahrhunderten sollte die Kirche zu Rheinberg eine neue Orgel erhalten. Doch in den damaligen Zeiten gab es im ganzen deutschen Land nur wenige Meister, die ein so großes Orgelwerk bauen konnten. Lange musste man vergeblich nach einem Orgelbauer suchen. Endlich fanden sich in Straßburg zwei Brüder, die diese Kunst verstanden und die, nachdem man nun mit ihnen über den Lohn einig geworden war, eifrig mit der Arbeit begannen. Nach Monaten war ein Werk entstanden, das an Klang und Ton, an Form und Schönheit, in weiter Umgebung seinesgleichen suchen musste.

Als aber die beiden Orgelbauer ihren Lohn verlangten, weigerten sich die Rheinberger, die vereinbarte Summe zu zahlen. Ja, sie verspotteten sogar die Arbeit der beiden Brüder, verhöhnten sie, gaben den Lohn nur zur Hälfte und verwiesen die Künstler aus der Stadt. Der ältere von ihnen aber sprach: »Was wir hier erbaut haben, ich schwöre es beim Himmel, ist des vollen Preises wert. Gebt ihr uns nicht das, was wir verlangen und was ihr uns verspracht, dann möge des Himmels Strafgericht über euch kommen.« Was der Meister gesprochen, erfüllte sich nach Jahresfrist am gleichen Tage. Dunkle Wolken ballten sich über Stadt und Land, schwere Donner rollten unter dem Himmel, und ein gewaltiger Blitzstrahl setzte die Kirche in Brand. Die Orgel wurde vollständig zerstört. Da erkannten die Rheinberger des Himmels Strafgericht. Sie ruhten nun nicht eher, bis sie die Orgelbauer wiederfanden.

Dann bauten die Meister gegen guten Lohn der Stadt eine neue Orgel, an Pracht und Herrlichkeit schöner und reicher noch als die vorige. Viele Jahrzehnte hat sie geklungen zur Freude der Bewohner der Stadt Rheinberg und zur Ehre Gottes.

Anmerkungen

Gemeint ist die katholische Pfarrkirche St. Peter am Kirchplatz, die im Jahre 2006 die 900 Jahrfeier beging. Die Kirche wurde erbaut als romanische Basilika. Hierzu gehört der ca. 53 m hohe Westturm mit dem dahinter liegenden Langschiff. Die heutige Höhe und Länge des Langschiffs war allerdings nicht der ursprüngliche Bau. Die Länge betrug ca. 26 m, die Höhe war um etwas mehr als die Hälfte kleiner. 1392 wurde der gotische Hallenchor errichtet. 1427 erfolgte die Erhöhung des Langschiffes (4-jochiges Langhaus, Mittelschiff mit basikalem Querschnitt) auf die heutige Höhe mit einer gotischen Gewölbedecke. Ende 1500 kamen die gotischen Seitenschiffe hinzu. Der Chorumgang ist 1633 erbaut worden. Siehe Wikipedia

Kirche St. Peter (WGS 84: 51° 32' 45.66" 6° 36' 15")

Literaturnachweis

  • Erich Bockemühl, Das goldene Spinnrad, Niederrheinische Sagen, Märchen und Legenden neu erzählt von Erich Bockemühl, 2. überarbeitete und erweiterte Auflage, Duisburg 1960, S. 107f.


Hier finden Sie: Kirche St. Peter (51.546017° Breite, 6.604167° Länge)

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Diese Sage ist in den bisher erschienen Werken von Dirk Sondermann nicht enthalten. Von ihm erschienen die Bücher Ruhrsagen, Emschersagen, Bochumer Sagenbuch, Wattenscheider Sagenbuch und Hattinger Sagenbuch. Weitere Publikationen sind in Vorbereitung. Bitte beachten Sie auch unsere Veranstaltungshinweise.


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