Die Irmensäule

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Pfarrkirche St Laurentius

Westlich vom Waisenhause erhob sich dereinst an Stelle der katholischen Kirche die Irmensäule, die dem Ort Steele den Namen gegeben. Hier nämlich, wo die Gebiete der beiden deutschen Volksstämme der Sigambrer und Brukterer aneinanderstießen, errichteten sie am geheiligten Deimelsberge, der sich vom Steeler Waisenhause bis zum Schellenberge hinzieht, als Denkmal für die im Jahre 9 n. Chr. gewonnene Varusschlacht und zur Warnung für alle künftigen Feinde eine Säule, die im Griechischen »stele« heißt. Sie stellte einen in seinen Waffen fürchterlichen und mit einem Schwerte umgürteten Krieger dar, der auf dem Helme statt des Federbusches einen Hahn, auf dem Harnisch das Bild eines Bären und auf dem Schilde das eines Löwen trug, während die rechte Hand eine Fahne mit einer roten Rose hielt, welche man auch auf dem Schilde sah. Dieses alte Siegeszeichen blieb unseren Vorfahren, die daselbst alljährlich, und zwar sicherlich im September, am Tage der Schlacht, zusammenkamen, Jahrhunderte lang wert und heilig; erst die Christen zertrümmerten es bei Einführung ihres Glaubens und erbauten auf dem bisher von ihm eingenommenen Platze ein christliches Gotteshaus, da sie dadurch den »heidnischen Teufel« am besten in seiner Ohnmacht zeigen und in Vergessenheit bringen zu können glaubten.

Anmerkungen

Der eigentliche Deimelsberg befindet sich ungefähr in Höhe des jetzigen katholischen Friedhofs, unweit der Straße Am Deimelsberg. Nach der angeführten Sage, soll die Irminsul wohl dort gestanden haben, wo sich nun die meist verschlossene neu-gotische Laurentiuskirche am Laurentiusberg, circa ein Kilometer östlich von Am Deimelsberg entfernt, befindet, deren Ursprung ins 10. Jahrhundert zurückreicht. Das oben genannte Waisenhaus liegt an der Steeler Str. 642 (siehe die folgende Sage). Der Schellenberg liegt an der Schellenberger Str. Historisch richtiger dürfte die Irminsul auf der Eresburg, der wichtigsten Festung der Sachsen im Kampf gegen den späteren Kaiser Karl den Großen, in der Krypta der jetzt noch bestehenden Stiftskirche St. Peter und Paul in Obermarsberg Am Stift (Stadt Marsberg, Hochsauerlandkreis) gestanden haben. Die Krypta der meist geöffneten Kirche ist nur auf Anfrage zu besichtigen. Die siegreichen Franken setzten demnach – wie so oft – eine Kirche auf den heidnisch-germanischen Weiheort. Die Irminsul, das Zentralheiligtum der Sachsen, zeigte keinen bewaffneten Krieger, sondern den »Weltenbaum« der germanischen Mythologie. Zur Varusschlacht siehe die Sagen 41,64,105.

St. Laurentius Kirche (WGS 84: 51.44835° 7.073917°)

Weisenhaus (WGS 84: 51.450203° 7.072889°)

St.Peter und Paul, Marsberg (WGS 84: 51.452977° 8.8521°)

Literaturnachweis

  • Bahlmann, 1922, 134f. (nach Petersen, 52, 130, 148, 237); Schulze, 1987, 26–43, vgl. Sondermann, WS, 108–110


Hier finden Sie: St. Laurentius Kirche (51.44835° Breite, 7.073917° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Ruhrsagen. Von Ruhrort bis Ruhrkopf.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2005
ISBN 3-922750-60-5.





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