Die Hollen

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Die Wahrsagerin

Zu einer Wahrsagerin, die vor etwa 500 Jahre in Meiderich lebte und eine Nichte des oben erwähnten Heinrich Buschmann war, kamen die sogenannten weißen Frauen oder die heiligen Holden, die sämtlich verstoßene Geister aus des Teufels Gesellschaft sind, und sagten, sie wären die heiligen Holden, die unter der Erde oder unter krausen Bäumchen (busschen) wohnten; auch nannten sie ihr viele Plätze in der Leute Höfen, worin sie wohnten, und beauftragten sie, die Leute zu warnen, dass sie ihre Stätten reinhielten, denn dann würde es ihnen gut gehen in ihrer Nahrung. Die Wahrsagerin tat dies den Leuten kund, und über diejenigen, die da glaubten, dass die Geister die guten Holden wären, und sie dem gemäß ehrten, bekamen die bösen Geister Macht. Wenn ihnen aber die Leute die gewünschter Ehre nicht antaten, so fügten sie den Leuten Schaden zu an ihrer Nahrung und an ihren Kindern. Dann gingen die Leute zur Wahrsagerin und fragten, wie es käme, dass ihre Nahrung abginge oder ihren Kinder das und das geschähe. Diese antwortete: »Ich will sehen, wie es damit ist. «

Da kamen die bösen Geister zu der Wahrsagerin und sprachen: »Uns wird keine Ehre angetan, und ihre Kinder haben unsere Nahrung unrein gemacht; sie sollen am Donnerstagabend früh zu Bette gehen, das Haus schönmachen und gute Speisen für uns auf die Tafel stellen, dann wird es ihnen wohler gehen in allen Sachen!« Das teilte die Wahrsagerin den Leuten mit, und wenn diese alles befolgten , dann ließen die bösen Geister sie ungepeinigt und bekamen so die Leute in ihre Gewalt, die sie mit anderen Sachen nicht kriegen konnten.

Anmerkung

Germanische Hollen oder Seherinnen wie Veleda wurden im christlichen Mittelalter von der Kirche als Hexen verunglimpft, obwohl sich in heidnischer und frühchristlicher Zeit eine Funktion von Frauen im Schadenzauber nicht nachweisen lässt.

Literaturnachweis

  • RS, 25f. (Bahlmann, 198-200 nach Heinrich Buschmanns Darstellung: A. Kaufmann, Holden am Niederrhein, in: Germania, Jg. 11, Wien 1866, 414f. und W. Seelmann, 54f.)




Weitere Sagen aus Duisburg.


Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Emschersagen. Von der Mündung bis zur Quelle.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2006
ISBN 3-922750-66-4.




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