Die Gründung des Stiftes Fröndenberg

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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»Das alte Stift bildet eine Staffage in einem Bilde von großer Freundlichkeit – Wiesenteppiche, so sanft und grün wie ein Elfenthal, von einer zahllosen Viehherde friedlich durchweidet, der Fluß wie ein springendes Kind, über tausend Kiesel rauschend, an größeren Steinen artig Wellen kräuselnd oder eigensinnig aufspritzend.« (Schücking-Freiligrath)

»Eine breite Treppe von behauenen Steinen führt über Terrassen den Berg hinan, bis zum stillen Kirchhof und der höchst malerisch liegenden Kirche.« (Schücking-Freiligrath)

Im Jahre 1214 war auf dem Berge Hassei oder Haßlei, wo jetzo das Stift steht, ein anmutiger großer Lindenbaum, unter welchem die nahebei Wohnenden sich zu gewissen Jahreszeiten zu versammeln und allerlei Üppigkeiten zu treiben pflegten. Weil nun ein gewisser Mönch von Scheda, namens Bertoldus, so oft er des Nachts diese Straße gezogen war, an diesem Orte einen Glanz vom Himmel erblickt hatte, fasste er den Entschluss, den Ort von den genannten Gräueln zu reinigen und daselbst zur Ehre Gottes und der Jungfrau Maria ein Kloster zu bauen. Der zeitliche Propst zu Scheda, welchem er sein Vorhaben entdeckte, war ihm zwar anfänglich zuwider, gab aber endlich die Erlaubnis dazu. (Bahlmann) Eine der Nonnen im Kloster zu Ahlen besaß ein Marienbild, das ihr Vater von einem Kreuzzug aus dem Heiligen Land mitgebracht hatte. Das Bild war aus dem Holz des heiligen Kreuzes geschnitzt. Die Nonne hatte einen Bruder namens Berthold, der im Kloster Scheda in der Nähe des Ardeygebirges lebte und den Heiden an der Ruhr das Christentum predigte. Einer inneren Stimme folgend kam er zu dem Entschluss, die Verbreitung der christlichen Lehre durch den Bau eines Klosters zu fördern. Von seiner Schwester in Ahlen erbat er sich daher das geschnitzte Muttergottesbild. Da sie sich sträubte, erschien ihr im Traum die himmlische Frau und redete ihr zu, Berthold das Bild zu übergeben. Frohen Mutes zog der Mönch mit dem Marienbild durch Städte und Dörfer, um es zur Verehrung auszustellen und um Geld für den Bau des Klosters zu sammeln. Als er eines Wintertages in Menden über die leicht zugefrorene Ruhr ging, fiel ihm das Bild in den Fluss und verschwand unter dem Eis. Der fromme Mann bat Gott, ihm das Bildnis zurückzugeben. Kaum war sein Gebet beendet, da tauchte die Statue im Wasser wieder auf. Freudig ergriff er sie und zog Gott lobend in Menden ein. Der Pfarrer des Ortes beschuldigte ihn, er würde die Almosen nicht für heilige Zwecke verwenden und stieß sogar den Tisch mit dem Marienbild um. Aber sofort strafte ihn Gottes Zorn; der Fuß, mit dem er den Tisch umgestoßen hatte, verdorrte. Das wunderbare Geschehnis verbreitete sich schnell in der ganzen Gegend, und reich flossen die Gaben. Doch bevor Berthold sein Werk zu Ende führen konnte, starb er. Da erschien seinem Bruder Meinrich, der Domherr zu Lübeck war, Gott im Traum und sagte: »Eile nach Westfalen in Dein Vaterland, dort wirst Du das, was Dein Bruder begonnen, durch meinen Beistand zu Ende führen.« Meinrich nahm ohne Widerstreben den göttlichen Auftrag an und durchzog die Lande bettend mit dem Wunderbild, bis er soviel Geld zusammen hatte, daß er das Kloster auf dem Hasleiberge bauen konnte. Die Stimme der Gottesmutter sagte ihm, daß er den Ort »Vründenberg« nennen solle, weil nun die, die den Berg besuchten, aus Feinden zu Freunden Gottes würden. (Sauermann) Bei einem Jahrestag des Todes des heiligen Meinrich kamen sehr viele Menschen im Kloster Fröndenberg zusammen. Daher rief der Prior Hildebrand den Heiligen an, daß der Fischzug, den er in der Ruhr zu machen gedachte, um die Pilger zu verpflegen, günstig ausfallen möge. Der Fang war nicht nur überaus reichlich, sondern es ging seinen Leuten auch ein Riesenfisch, ein »Celtus« (= walfischähnliches Tier) ins Netz. Dieser Sägefisch wurde zunächst im Turm der Stiftskirche aufbewahrt, bevor er ins Museum nach Menden gelangte.

Anmerkung

Graf Otto von Altena förderte um 1230 den Bau des Zisterzienserinnenklosters (Kirchplatz), das Ausgangspunkt der Stadtentwicklung wurde. Er wollte damit Sühne tun für seinen Verwandten Friedrich von Isenberg, der am Tod seines Onkels, den Kölner Erzbischof maßgeblich beteiligt war (siehe Sagen 48–51,79). Burg Altena liegt in Altena (Märkischer Kreis) an der Fritz-Thomee-Str. 80 (sehr sehenswert!). Das Gnadenbild (eine hölzerne Statue der Madonna mit dem Jesuskinde) gelangte vor 1314 nach Soest in die Wiesenkirche und wird seit 1661 in Werl (Kreis Soest) verehrt. Im späten Mittelalter wurde das Kloster Fröndenberg zu einem adligen Damenstift umgewandelt. Der ausgedehnte Stiftsbezirk war von einer Mauer umgeben, dessen Reste noch erhalten sind, ebenso das Abteigebäude von 1661 und drei von ursprünglich elf Stiftsdamenhäusern. Im gemütlichen Stiftsrestaurant innerhalb des Abteigebäudes kann man sich bewirten lassen. Ahlen (Kreis Warendorf) liegt ebenfalls in Westfalen. Zu Kloster Scheda siehe Sagen 141f. Menden liegt am südlichen Ruhrufer, Fröndenberg gegenüber. Das Städtische Museum zu Menden liegt am Marktplatz 3–4.

Stiftskirche (WGS 84: 51.4735° 7.765467°)

Burg Altena (WGS 84: 51.300107° 7.674948°)

Städt. Museum Menden (WGS 84: 51.438166° 7.795328°)

Multimedia

Gelesen von Gisela Schnelle-Parker, Aufnahme und Bearbeitung von Robin Parker.



Literaturnachweis

Sauermann, 68; Bahlmann,1922, 39–46 (nach v. Steinen, Teil 1., 630–640; Stahl,145–159; K. Schulte, Maria, die Gnadenmutter von Werl, Werl 1902, 43–82); Schmidt,73



Hier finden Sie: Stiftskirche, Fröndenberg (51.4735° Breite, 7.765467° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Ruhrsagen. Von Ruhrort bis Ruhrkopf.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2005
ISBN 3-922750-60-5.





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