Die Geisterandacht

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Saarn, Klosterkirche
»Sehr hübsch liegt das ansehnliche Dorf Saarn mit seinem Kloster. Die Scheiben leuchten rot in der Sonne, und alle Augenblicke müssen wir still stehen bleiben und konnten uns nicht losreißen von dem herrlichen Ausblick, der sich bei jeder Wendung des Weges erneuerte.« J.C. Christ, 1835

In den alten Klosterruinen zu Saarn ruft zur Stunde der Mitternacht der Abt die Nonnen zur Feier des Gottesdienstes beisammen.

Dann wanken die Nonnen paarweise durch den langen Kreuzgang heran; bleich und singend schwanken sie einher, dem Altare zu. Dann entzündet sich über demselben plötzlich ein lichter Schein. Durch die finsteren, schweigenden Gänge naht nun eine Jungfrau, welche der Welt entfloh, um ihre Unschuld zu retten. Sie tritt herzu, naht den lichten Hallen, kniet zur Erde und flieht um Gnade und rettendes Erbarmen. Dann zeigt sich ein Priester am Altar; der Nachtsturm schweigt, und Totenstille lagert über dem weiten Raume. Lang wallt des Priesters Silberhaar auf sein Lichtgewand herab. Geistermusik erschallt und segnend erhebt der Greis seine Hand, Frieden auf die fromme Schar herabfliehend. Nun erheben sich die Beter und wandern stumm durch den Kreuzgang zurück in ihre Gräber. Auch die Jungfrau folgt dem Geisterzug, um ebenfalls auf dem Friedhofe in ihrem Grabe zu verschwinden; so hat auch ihr Herz gefunden, was es begehrte: beseligenden Frieden.

Anmerkungen

Kloster Saarn wurde um 1214 als erstes Zisterzienserinnenkloster auf deutschem Boden gestiftet. Es war eine Filiale von Kloster Kamp, Kamp-Lintfort, Abteiplatz 24. 1216 weihte der Kölner Erzbischof Engelbert von Berg die Klosterkirche ein. Im 17. Jahrhundert wurde es zu einem freiadeligen Stift, also zu einer Versorgungsanstalt für Töchter des Adels bei Ausfall einer standesgemäßen Heirat. 1808 wurde das Kloster aufgelöst. Das meist geöffnete ehemalige Kloster Saarn beherbergt heute eine Begegnungsstätte und ist an der Klosterstr. 55 zu besichtigen. Der Zugang erfolgt durch die Begegnungsstätte.

Kloster Saarn (WGS 84: 51.402917° 6.881917°)

Literaturnachweis

  • Bahlmann, 1922, 182f. (nach R. Heck in: Otto Schell, Bergische Sagen, Elberfeld 1897, 11); Spohr (Kirchen ...), 159


Hier finden Sie: Kloster Saarn (51.402917° Breite, 6.881917° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Ruhrsagen. Von Ruhrort bis Ruhrkopf.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2005
ISBN 3-922750-60-5.





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