Die Fee von Burg Volmarstein

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Ruine Burg Volmarstein

Von der stolzen Burg, die dereinst den Volmarsteiner Schloßberg krönte, ist außer kleineren Mauerresten nur noch die Südhälfte eines Rundturmes erhalten; im Innern des Berges aber dehnen sich seit uralten Zeiten unzerstörbar die weiten Gewölbe eines überaus prächtigen Palastes, den Volmarsteins Fee sich als Wohnung erkor. Ehedem erschien sie Nacht für Nacht in ewiger, unvergänglicher Schönheit – mit blinkender Krone auf dem langwallenden dunkelen Haare, einer silbernen Kette um den rosigen Hals und einer weithin leuchtenden Spange am Busen – auf der Höhe und unten an der Ruhr, bis der erste Sonnenstrahl des Berges Gipfel küßte. Trost und Gaben spendend, wo immer es Not tat, wandelte sie von Haus zu Haus und beglückte auch ab und zu den einen oder anderen, den das Unglück allzu arg verfolgte oder den sie besonderen Lohnes für würdig hielt, mit einem ihr Handzeichen tragenden Silberstück, das bewirkte, daß jenem alles, was er unternahm, gelang und das Geld im Beutel gleichsam über Nacht sich mehrte. Doch haßte sie jeden Dank, und wer sich vermaß, ihr solchen auf seine Art zu bezeigen, der fand am nächsten Morgen ein scheinbar harmloses Blättchen vor, das aber, kaum in die Hand genommen, feurige Wunden brannte, die sobald nicht heilten. Kein Wunder, daß deshalb die einfachen Volmarsteiner zwar auch fernerhin ihrer Huldbeweise von Herzen sich freuten, der gütigen Spenderin aber zuerst ihre Verehrung kaum noch zu zeigen wagten und schließlich, wenn nicht äußerste Not sie um Hilfe zu flehen zwang, lieber ganz aus dem Wege gingen. Durch solches Gebaren freilich mußte andererseits selbst einer Fee Freude am Wohl tun allmählich erlahmen, und als noch dazu einige Unzufriedene, die sich entweder zurückgesetzt oder nicht reichlich genug bedacht wähnten, durch hämische Worte ihr wehe taten, zog sich die unsere zürnend für immer in ihr unterirdisches Schloß zurück, das sie seitdem nur noch einmal im Jahre – und zwar des Nachts vor Mariä Geburt – in Gestalt einer weißen Taube, geschmückt mit goldenem Krönlein und silbernem Kettchen, verläßt, um in raschem Fluge ihr Reich zu durchqueren.

Solange sie aber ihren Wohnsitz nicht aufgibt und von dannen zieht, solange – behauptet die Sage – wird auch das Glück Volmarstein treubleiben und Wohlstand und Zufriedenheit weiter daselbst herrschen.


Burg Volmarstein (WGS 84: 51.374383° 7.382367°)

Literaturnachweis

  • Bahlmann, 1922, 67–69 (nach Bahlmann, Heimatklänge aus Westfalen, Münster 1913, 11f. und Niedersachsen, Jahrg. 10, Bremen 1913, 464)


Hier finden Sie: Burg Volmarstein (51.374383° Breite, 7.382367° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Ruhrsagen. Von Ruhrort bis Ruhrkopf.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2005
ISBN 3-922750-60-5.





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