Die Erbauung der Wellinghofer Kirche

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Alte Kirche Wellinghofen

Vor vielen hundert Jahren war die Peterskirche in Syburg eine Wallfahrtsstätte. Vom Hellweg und aus dem Emschertal wanderten die Pilger durch die Wälder am Höchsten zu dem Heiligtume, um bei den Reliquien der heiligen Barbara zu beten und aus der Petersquelle zu trinken. Auf dem Wege durch die unheimlichen Wälder fanden sie Rast und Schutz in Wellinghofen. Hier stand inmitten einiger Bauernhöfe auf der Höhe ein mächtiger steinerner Turm, der von Knechten des Kaisers bewacht wurde. An den Turm lehnte sich ein bescheidenes schmuckloses Kirchlein an, das schon aus den ersten christlichen Zeiten stammte. Nicht weit von der Kirche wohnte im dichten Walde an der Holtbrügge ein Klausner. Er war früher ein Ritter gewesen, aber aus Gram über unerwiderte Liebe in die Einöde gegangen. Das Edelfräulein, das er liebte, war eine Prinzessin von Limburg. Sie erhörte ihn nicht, sondern heiratete den reichen und angesehenen Grafen Friedrich von Isenburg, der Herr des ganzen Landes war.

Nun geschah es, daß der Graf in einen schweren Streit mit dem Erzbischof von Köln geriet und in fürchterlichem Haß den Kirchenfürsten erschlug. Flüchtig suchte er der Strafe zu entgehen, wurde aber bald gefangen und in Köln auf qualvolle Weise hingerichtet. Die Burgen des Mörders wurden zerstört. Seine Witwe irrte mit ihrem Söhnlein heimatberaubt und schutzlos im Lande umher. Auf dem Wege zu ihrem Vater, dem Grafen von Limburg, kam sie auch durch den Wellinghofer Wald. Sie hörte das Glöcklein des Einsiedlers, kehrte in seiner Klause zur Rast ein - denn unter Menschen wagte sie sich nicht - und erkannte in dem Gottesmann ihren Jugendfreund. Als der Klausner von ihrer Not erfuhr, zog er seine verborgene Rüstung wieder an, begleitete die Gräfin zu ihrem Vater und kämpfte für sie. - Der Graf von Limburg baute für seine Tochter und ihr Söhnchen anstatt der verlorenen Burgen ein Schloß an der Lenne, das den Namen Hohenlimburg erhielt.

Als der Sohn erwachsen war, ließ er aus Dankbarkeit für die Hilfe des Einsiedlers an der Stelle des alten Gotteshauses in Wellinghofen eine neue, schöne Kirche errichten, die noch heute besteht, und bedachte sie mit reichen Stiftungen.

Anmerkungen

Die Pfarrkirche St. Peter liegt neben der Syburger Kirchstr. 12 in Dortmund-Syburg. Angeblich wurde die Kirche von Papst Leo III. im Jahre 799 geweiht. Reliquien der heiligen Barbara sind dort nicht mehr vorhanden. Möglicherweise hat hier die Verehrung Barbaras als Schutzpatronin der Bergleute im Ruhrgebiet ihren Ursprung. Der massige Turm der nun evangelischen und somit meist verschlossenen Kirche St. Peter stammt aus dem 13. Jahrhundert. Interessant sind die Jahrhunderte alten Grabsteine des Kirchhofes. Der St. Petersbrunnen, der vormals nach dem germanischen Gott »Donarbrunnen» genannt wurde, befindet sich rechts neben der Syburger Dorfstr. 12. Hinter dem Brunnen befindet sich ein Teilstück des ehemaligen Erdwalls der Sigiburg. Zum Hellweg siehe »Geschichtliches» zu Bochum und Sage 79.

Höchsten ist ein Stadtteil von Dortmund Am Elserfeld. Die angesprochene Kirche steht in Wellinghofen An der Kirche 2 / Ecke Wellinghofer Amtsstr. Sie war im Mittelalter ein Rastort auf dem Pilgerweg zur St. Peterkirche in Syburg. Das nun evangelische und meist geschlossene Gotteshaus wurde um 1230 im romanischen Stil erbaut. Bau und Stiftung der Kirche durch Dietrich von Isenberg, des Sohnes der Gräfin, ist weder beurkundet noch wahrscheinlich. Holtbrügge bezeichnet heute eine Straße bei Wellinghofen. Friedrich von Isenberg lebte auf der 1226 zerstörten Isenburg.

Die sehenswerte Ruine der Isenburg liegt an der romantischen und sagenumwobenen »Burgenstraße an der Ruhr« Am Isenberg 2. Das Burgmuseum ist sonntags von April-Oktober von 15-17 Uhr und von November-März von 14-16 Uhr geöffnet. Die Burg wurde 1200 vom Grafen von Altena-Isenberg erbaut. Graf Friedrich von Isenberg hatte die Vogtei über das Benediktinerkloster Werden und das Stift Essen (heute Domkirche, Essen Burgplatz; sehr sehenswert! Siehe Sage 21) inne. Engelbert von Berg, der Erzbischof von Köln und Verwandter Friedrichs wollte ihm die höchst einträgliche Vogtei über das Stift Essen auf Wunsch der Äbtissin und auf Geheiß des Papstes Honorius III. entziehen. Der Fall wurde auf einem Landtag in Soest ergebnislos verhandelt. Bei dem Aufbruch von Soest wollte Graf Friedrich den Erzbischof wohl gefangen nehmen, um die Angelegenheit in seinem Sinne zu regeln. Bei dem Handgemenge wurde der Erzbischof am 7. 11. 1225 in Gevelsberg (Ennepe-Ruhr-Kreis, Alter Hohlweg) getötet. Graf Friedrich floh vor den anrückenden Kölner Truppen, die die Isenburg schleiften, wurde gefangengenommen und am 14. 11. 1226 am noch bestehenden Severinstor am Chlodwigplatz in Köln gerädert. Große Teile der Grafschaft Isenberg brachte anschließend der Graf von der Mark in seine Hände. Die Isenburg wurde seit jenen Tagen nicht wieder aufgebaut.

Die sehr sehenswerte Hohenlimburg mit angeschlossenem Heimatmuseum befindet sich in Hagen-Hohenlimburg am Alten Schlossweg.

Wellinghofer Kirche (WGS 84: 51.470248° 7.493716°)

St. Peterskirche (WGS 84: 51.422117° 7.489083°)

Isenburg (WGS 84: 51.387667° 7.152067°)

Hohenlimburg (WGS 84: 51.345032° 7.570809°)

Literaturnachweis

  • Sauermann, 1980, 93f. (nach Brockpähler, Wilhelm, Hörde. Ein Heimatbuch für die Stadt und Umgebung, Hörde 1928, S. 379); in Am. verwendete u. weiterführende Lit. : RS, Nr. 48


Hier finden Sie: Wellinghofer Kirche (51.470248° Breite, 7.493716° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Emschersagen. Von der Mündung bis zur Quelle.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2006
ISBN 3-922750-66-4.




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