Die Entstehung und der Name Kettwigs

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Ev. Kirche am Markt in Essen-Kettwig

Auf der Höhe an der Ruhr, dort, wo sich heute die evangelische Kirche in Kettwig erhebt, begünstigt einerseits durch den Ruhrübergang, andererseits geschützt durch das steil abfallende Ufer, dehnte sich ein Haupt- oder Sadelhof. Fischfang und Verkehr bildeten die weiteren Anziehungspunkte für menschliche Niederlassungen: Es entstand ein kleines Dorf, ein Weiler, ein Wig, das – im oder am Kettilwalde gelegen – als Kettwig bezeichnet wurde und diesem Namen sich zu eigenen machte. Der Name Kettwig hat manche Deutungen gefunden. Ich erwähne eine als Ableitung von Cattorum vicus (Dorf der Katten), was anstatt eine Erklärung vielmehr eine künstliche Rückübersetzung bedeuten würde, und ferner eine, die den Sinn von Kettwig als Bezeichnung einer Ansammlung von Katen = Kotten, also als Kötterdorf erklären will. Dieser Auffassung widerspricht die Tatsache, daß hier ein Sadelhof, also ein großer Hof, bestanden hat; es wäre unverständlich, wollte man dessen Namen Katwik wieder auf viele Kotten zurückführen, die zweifellos nie der Vorläufer eines Haupthofes gewesen sein können. – An die Zeiten kaiserlichen Hoflebens auf Nuttelau erinnert noch eine alte enge Straße in Kettwig, die Kaisergasse. Sie führte in der Richtung nach Essen, fand ihre Fortsetzung über den Steinweg zur Burg Nuttelau und dürfte die älteste bebaute Straße Kettwigs sein. Dafür spricht auch ihr Name Kaisergasse, den leider geschichtliches Unempfinden in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zur Kaiserstraße gemacht hat. Der Name Gasse ist die mittelalterliche Bezeichnung für bebaute Straßen, der vorliegende Zunahme Kaiser gründet sich auf Beziehungen zu den alten Kaisern, wichtig genug, daß wir hoffen möchten, daß sich bald wieder eine mit dem nötigen geschichtlichen Empfinden ausgestattete Stadtverwaltung findet, die dieser Straße ihren alten beziehungsreichen Namen Kaisergasse wiedergeben wird.

Anmerkungen

Die 1372 erstmals schriftlich erwähnte, leider meist verschlossene Evangelische Marktkirche liegt am neben der Hauptstr. 83. Kaisergasse s. Kaiserstr. Zur Burg Nuttelau (Luttelau) siehe Sage 29. Ein Haupthof diente als Abgabensammelstelle für die umliegenden Höfe. Von dort aus wurden die Abgaben zur Abtei Werden (siehe Sage 31) transportiert. Ein Sadelhof, richtig: Sattelhof, mußte im Kriegsfall ein voll ausgerüstetes, kampftaugliches Pferd stellen.

Marktkirche Essen (WGS 84: 51.362887° 6.9373°)

Kaiserstr. Essen (WGS 84: 51.364727° 6.937566°)

Literaturnachweis

  • Bahlmann, 1922, 178–180 (von W. Flothmann, Aus vergangenen Tagen: Kettwiger Zeitung 1920)


Hier finden Sie: Marktkirche Essen (51.362887° Breite, 6.9373° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Ruhrsagen. Von Ruhrort bis Ruhrkopf.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2005
ISBN 3-922750-60-5.





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