Die Bierprobe im alten Dortmund

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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St Marien

Dass in Dortmund hart gearbeitet wird und dass Arbeit Durst macht, ist hinlänglich bekannt. Es ist somit kein Zufall, dass in Dortmund schon im frühen Mittelalter Bier gebraut und getrunken wurde.

Eine Besichtigung der romanischen, aus dem 13. Jahrhundert stammenden Marienkirche bringt den Beweis: Im holzgeschnitzten Chorgestühl findet sich ein Abbild des »unmäßigen Biertrinkers«. Offensichtlich war schon damals Dortmunder Bier sehr begehrt. Dass in Dortmund viele Brauereien so expandieren konnten, dass sie ihr Bier in alle Welt versandten, lag besonders an der Qualität. Im Jahr 1900 wurde Dortmunder Bier bei der Weltausstellung in Paris mit der goldenen Medaille ausgezeichnet. Von alters her wurde in Dortmund auf eine strenge Qualitätsprüfung geachtet. So hatte jedesmal, wenn neues Bier gebraut worden war, der Rat der Stadt eine offizielle Prüfung vorzunehmen.

Eine Abordnung der Ratsherren, die allesamt sehr trinkfest sein mussten, nahm sich für die durchzuführende Bierprobe einen ganzen Tag frei. So ernst war die Angelegenheit. Das Ritual war genau vorgeschrieben. Zuerst ließen sich die Ratsherren einen Krug Bier geben, das sie auf eine Holzbank schütteten. Dann hatten sich die Ratsherren auf die biergetränkte Bank zu setzen und das neue Bier zu kosten. Nach einer Weile standen sie dann gemeinsam von ihrer Bank auf. Sie versuchten es jedenfalls. Wenn die Bank an den Ratsherrenhosen kleben blieb, handelte es sich um ein gutes und gehaltvolles Bier. Diese Bierprobe musste zur Absicherung des Prüfergebnisses mehrere Male wiederholt werden. Nun, dann Prost!

Anmerkungen

Das Langhaus von St. Marien, des wahrscheinlich ältesten Gewölbebaus Westfalens, entstand in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. 1833 sollte die Kirche als Steinbruch verkauft werden. Der romantisch gesinnte preußische Kronprinz Friedrich Wilhelm konnte, finanziell unterstützt durch die Dortmunder Bürgerschaft, den Abriss verhindern. Sehenswert sind auch der Marienaltar (1420) von Conrad von Soest und der Berswordt-Altar aus dem 14. Jahrhundert. Die heute evangelische Kirche liegt gegenüber der Reinoldikirche am Ostenhellweg und ist meist geöffnet. Im Chorgestühl rechter Hand, mittlerer Platz, befindet sich ein Abbild des »unmäßigen Biertrinkers«.

St. Marienkirche (WGS 84: 51.513967° 7.467883°)

Literaturnachweis

  • Heinrichs, 68f. ; in Am. verwendete u. weiterführende Lit. : Spohr, Kirchen. . , 43-45


Hier finden Sie: St. Marienkirche (51.513967° Breite, 7.467883° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Emschersagen. Von der Mündung bis zur Quelle.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2006
ISBN 3-922750-66-4.




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