Der schwatte Pitter

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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mähen der Sommergerste

k. Bulmke – Hüllen - ehem. Haus Bickern

»Da ein adlich Geschlecht von Bickern gewesen, davon Johan Bickeren 1451 gesiegelt hat, so vermute ich, daß es in der Bauerschaft Byckern seinen Sitz gehabt habe. »

(von Steinen, um 1760)

Der Herr auf dem Schloß in Bickern schickte einmal seinen Fronvogt aus. Dieser sollte auf den nächsten Morgen einen Trupp Mäher bestellen. Der Herr ließ den Mähern zugleich ansagen, dass der schwatte Pitter der Vormäher sein werde. Diese war ein gar gefürchteter Mann. Denn von ihm wußte man, dass er sich mit seinem Blute dem Teufel verschrieben habe und mit diesem im Bunde sei. Wer mit dem schwatten Pitter mähte, den mähte er im Wettstreit zu Tode. Es war den Mähern also nicht angenehm, als der Fronvogt vom schwarzen Pitter sprach. Doch die Mäher wußten auch, daß man sich des Schwarzen Gunst erringen und mit dem Leben davonkommen könne, wenn man ihm ein funkelnagelneues Hemd schenkte. Das taten denn auch alle Mäher bis auf einen gewandten und sehr kräftigen Jüngling. Dieser wollte es doch auf einen Wettkampf im Mähen mit dem schwatten Pitter ankommen lassen. Und siehe da, was alle für unmöglich, ja für eine Vermessenheit gehalten hatten, das geschah: im Mähwettkampf auf Leben und Tod besiegte der Jüngling den schwatten Pitter. Dieser wurde wütend und zornig, und Schaum trat ihm vor den Mund. Der Besiegte lief in seinen Zorn nach eine Quelle, legte sich auf den Quellrand und trank begierig das frische, klare Wasser, um seinen Durst zu stillen und seine Wut zu kühlen. Doch siehe, als er noch ja am Quellrand hingestreckt liegt und das frische Nass begierig einschlürft, ergießt sich plötzlich aus seinem Munde ein Strom Blutes, und der ganze Quell war mit Blut angefüllt, und der Quelle Lauf ward eitel Blut.

Als Die Mäher an die Quelle kamen, fanden sie den Gefürchteten ausgestreckt daliegen. Das Gesicht lag in eine Lache dickgeronnenen Blutes. Der schwatte Pitter war tot.

Anmerkung

Ein Fronvogt überwachte die Dienste und Abgaben, die die Bauern ihren Grundherren schuldig waren. Die Herrn von Bickern wurden 1451 erstmals urkundlich erwähnt. Im 18. Jahrhundert starb das Geschlecht derer von Bickern im Mannesstamme aus. Der einstmals wasserumwehrte Adelssitz lag im Bereich Bickerer Höfe 67.

Diese Wandersage treffen wir häufig im Ruhrgebiet an. Sie »wandert“ sozusagen von Ort zu Ort.

i. Ückendorf - ehem. Lutenburg

Haus Bickern (WGS 84: 51.529233° 7.133967°)

Literaturnachweis

  • WS, Nr. 70 (nach Grasreiner, 55; Anmerkung: vgl. Viehweger, 138-148) Grasreiner, 228: ``Diese Sage, im wesentlichen von Fritz Rotthauwe, Gelsenkirchen, in der ``Heimat» mitgeteilt, deckt sich inhaltlich fast genau mit der von Wolfgang Müller von Königswinter besungenen Sage vom ``schwarzen Hildebrand», spielend in der Ruhrgegend, vgl. Bahlmann, Ruhrtalsagen, Nr 93»


Hier finden Sie: Haus Bickern (51.529233° Breite, 7.133967° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Emschersagen. Von der Mündung bis zur Quelle.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2006
ISBN 3-922750-66-4.




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