Der glühende Wagen

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Grenzstein

Als die Leute von der Martinikirmes kamen, hatten sie, während sie erzählten und lachten, den rechten Weg verfehlt. Zurückgehen wollten sie nicht und einen weiten Umweg machen auch nicht. Als dann einer meinte, sie könnten doch geradewegs mitten über das Feld gehen, taten sie es. Wie aber waren sie erschrocken, als ihnen plötzlich ein glühender Wagen entgegengefahren kam, auf dem ein Mann saß, der ihnen unter Klagen gestand, er habe in seinem Erdenleben viel Unrecht getan. Er habe Grenzsteine versetzt und finde nun im Grabe keine Ruhe. Alle Jahre müsse er an dem Tag, da er einen Stein versetzt habe, einen glühenden Wagen mit Steinen beladen. Nun sei er nahe daran, endlich von seinem Höllenleid erlöst zu werden, und er wolle den Leuten sagen, wie sie ihm dabei helfen könnten. Über die aber war eine solche Angst gekommen, dass sie, so schnell sie konnten, davonliefen. So traurig ihnen der von dem glühenden Wagen auch nachrief, keiner kehrte um; niemand war bereit, den Verdammten anzuhören. Darauf hörten sie einen furchtbaren Schrei, wie sie ihn ihr Leben nicht vergessen haben. Sie sahen, wie der Wagen mit einem großen Feuerschein in die Luft fuhr und verschwand.

Anmerkungen

Der Martinstag (Martini) ist der 11. November.

Literaturnachweis

  • Erich Bockemühl, Das goldene Spinnrad, Niederrheinische Sagen, Märchen und Legenden neu erzählt von Erich Bockemühl, 2. überarbeitete und erweiterte Auflage, Duisburg 1960, S. 26




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Diese Sage ist in den bisher erschienen Werken von Dirk Sondermann nicht enthalten. Von ihm erschienen die Bücher Ruhrsagen, Emschersagen, Bochumer Sagenbuch, Wattenscheider Sagenbuch und Hattinger Sagenbuch. Weitere Publikationen sind in Vorbereitung. Bitte beachten Sie auch unsere Veranstaltungshinweise.


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