Der böse Vogt von Kamen

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Stiftskirche des Klosters Cappenberg

Mit einem alten Kamener Burgmannshof hängt eine düstere Sage zusammen. Das feste Haus stand nahe dem westlichen Ring der Seseke-Stadt. Gleich daneben soll ein grundloses Gewässer gelegen haben, das Blutteich genannt wurde. Zum Burgmannshof gehörte ein starker Turm, der unter der Erde noch einen Raum mit dicken Mauern hatte, dessen Zugang eine Tür mit vielen Riegeln versperrte. Jenseits der Stadtmauer lag außerhalb der Gräfte ein Grab unter Linden, die der Blitz zerrissen hatte.

In dem Burgmannshaus wohnte ein harter Vogt, der weder Mensch, noch Gott, noch Teufel fürchtete. Nur die Blitze, die bei schweren Gewittern über dem Seseketal zuckten, ließen ihn ängstlich werden. Dann flüchtete er in das Gelass unter dem Turm und fluchte Gott.

Eines Tages klopfte ein Cappenberger Prämonstratenser-Mönch an das Tor des festen Hauses und erbat als Abgesandter seines geistlichen Herrn die Freilassung eines Dienstmannes des Klosters, den der Vogt ohne Schein des Rechts hatte gefangen setzen lassen. Doch frevelnd und spottend wies der Vogt den Mönch ab und ließ ihn mit Hunden aus der Stadt jagen. Da erhob der Mönch seine Stimme und rief dem Ritter zu: »Hüte dich, Vogt, der Böse steht bereits hinter dir!«

Höhnisch lachte der Vogt, aber schon grollte der Donner über der Stadt, sein Spott wandelte sich in Todesangst. Wie von Rachegeistern gehetzt, jagte er die steile Treppe hinab in das Verlies, das ihn vor dem Zorn des Himmels schützen sollte. Fest verriegelte er die starke Tür. Da flammte auch schon der Himmel auf, ein Feuerstrahl züngelte am Turm hinab, und wer das sah, vermeinte, im Feuer den Leibhaftigen selbst erblickt zu haben. Die Gefolgsleute eilten zum unterirdischen Raum und fanden die Tür aus den Angeln gerissen. Als sich schwefliger Dunst verzogen hatte, sahen sie im Schein der Fackeln den Vogt tot auf dem Boden liegen, den Kopf in den Nacken gedreht und den Leib verbrannt Die geweihte Erde des Friedhofs nahm den Körper des Frevlers nicht an. So oft er auch begraben wurde, so oft warf ihn der Boden wieder aus. Schließlich verscharrten die Leute ihn außerhalb der Mauern der Stadt unter Linden und deckten große Mühlsteine über das Grab. Bei jedem folgenden Gewitter schlug der Blitz in die Linden. Am Turm des Burgmannshauses soll noch lange eine kohlschwarze Blitzspur zu sehen gewesen sein.

Anmerkungen

Der Galenhof befindet sich an der Straße Bollwerk 6. Er beherbergt seit 1983 die städtische Musikschule. Rottstr. und Krämerpforte sind im aktuellen Stadtplan nicht ausgewiesen. Das Kloster Cappenberg befindet sich in Selm – Cappenberg an der Straße Schloss Cappenberg.

Kloster Cappenberg (WGS 84: 51.651013° 7.538928°)

Galenhof (WGS 84: 51.591266° 7.658458°)

Literaturnachweis

  • H. G. Palme, Sagen vom Hellweg, Hg.: Kreis Unna, Paderborn 1966, Nr. 5


Hier finden Sie: Kloster Cappenberg (51.651013° Breite, 7.538928° Länge)

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Diese Sage ist in den bisher erschienen Werken von Dirk Sondermann nicht enthalten. Von ihm erschienen die Bücher Ruhrsagen, Emschersagen, Bochumer Sagenbuch, Wattenscheider Sagenbuch und Hattinger Sagenbuch. Weitere Publikationen sind in Vorbereitung. Bitte beachten Sie auch unsere Veranstaltungshinweise.


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