Der böse Burgherr

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Schloss Landsberg, von Alexander Duncker
»das hübsche Kettwig, das so verlockend am Fuße seiner bewaldeten Bergwand liegt ...« Schücking-Freiligrath
»das malerische Landsberg mit seinen Thürmen und seiner wahrhaft idyllischen Umgebung ...« Schücking-Freiligrath

Kettwig gegenüber liegt auf dem linken Ruhrufer das malerische Schloß Landsberg, zu dem nur ein schmaler und zu beiden Seiten schnell und immer steiler abfallender Bergrücken den Zugang gestattet. Den hohen Berg des Landes (Landsberg), der eine weite Überschau des Tales bietet, sollen schon die Römer zur Beobachtung ihrer Landwehr und der Landstraße auserwählt und daselbst einen Wohnsitz für irgendeinen ihrer Befehlshaber errichtet haben, der ihn zu dem gedachten Zwecke so lange inne hatte, bis ihn die einbrechenden Franken verjagten und einer ihrer Führer, den wir gleichfalls nicht kennen, mit seinem Gefolge den verlassenen Posten in Besitz nahm und als Dynast weiter beherrschte. Von dem Erbauer des Schlosses kündet die Sage, dass er ein ungemein roher und wüster Geselle gewesen, der allen Lastern frönte und die ganze Gegend in Schrecken versetzte. Kaum war er angelangt, da hatte schon jeder, der ihm nicht ausweichen konnte, seine eiserne Faust zu spüren. Die armen Sklaven, die er zur Herrichtung der Feste benutzte, wurden mit Geißeln zur Arbeit getrieben und mussten unter der strengen Aufsicht seiner grausamen Knechte von Sonnenaufgang bis zum späten Abend schuften, dass der Schweiß ihnen in Strömen am Leibe herunterlief und sich mit dem Blute mischte, das wuchtige Hiebe dem ruhebedürftigen, durch schmale Kost ohnehin geschwächten Körper entzogen. Ganz besonders reichlich fielen die Schläge, wenn der hohe Herr selber sich nahte und zu immer eifrigerer Tätigkeit antrieb und nachhalf. Noch ehe ein schützendes Dach die neu entstandenen Mauern deckte, lagen bereits zahlreiche Opfer seiner Willkür, Wollust und Habsucht in den tiefen Verliesen, von denen auch nicht eines das Tageslicht wieder sah. Bald traute sich keiner mehr in die Nähe, und immer weiter erstreckten sich deshalb die Steifzüge, die des Wüterichs Kisten mit kostbaren Schätzen füllten, bis er eines Tages ebenso plötzlich verschwand, wie er gekommen.

Anmerkungen

Die in einem Wald (Landsberger Busch) gelegene Höhenburg befindet sich auf dem Gebiet der Stadt Ratingen. Die Einfahrt befindet sich etwa 100 Meter entfernt, von der Stelle, an der die Landsberger Str. auf die August-Thyssen-Str. trifft (beide in Essen-Kettwig gelegen). Die Anlage wurde wohl im 13. Jahrhundert von den Grafen von Berg zur Sicherung des Ruhrüberganges bei (Essen-)Kettwig erbaut. Der Stahlbaron August Thyssen errichtete 1903 dort sein repräsentatives Domizil. Heute wird die ehemalige »Raubritterburg« als Tagungsstätte der Thyssen AG genutzt und ist von außen zu besichtigen. Ein Dynast ist ein Angehöriger des höheren Adels.

Schloss Landsberg (WGS 84: 51° 21' 29" 06° 55' 12")

Literaturnachweis

  • Bahlmann., 1922, 181f. (Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins, Bd. 14, Bonn 1878, 143 und Bd. 10, 1874, 116; mündlich aus Mülheim: vgl. Quehl, 50f.)


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Diese Sage folgt der Themenroute 22 – Mythos Ruhrgebiet der Route der Industriekultur des Regionalverbandes Ruhr.
Der RVR bietet zum Thema »Schloss Landsberg« folgende Informationen.


Hier finden Sie: Schloss Landsberg (51.358056° Breite, 6.92° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Ruhrsagen. Von Ruhrort bis Ruhrkopf.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2005
ISBN 3-922750-60-5.





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