Der Werwolf am Bahnwärterhäuschen

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Werwolfdarstellung

In plattdeutscher Sprache weiß Johann Belgrath von einer Begegnung mit einem Werwolf zu berichten. Wahrscheinlich handelt es sich um eine der letzten Werwolfgeschichten aus dem Ruhrgebiet:

Nach dem Bau der Eisenbahnlinie von Oberhausen nach den Niederlanden mussten auch Bahnwärter neu eingestellt werden. Da die Arbeit nicht besonders schwer war, bewarben sich viele Männer um diese Tätigkeit. Der Bahnübergang an der Hühnerheide in Schmachtendorf war bei den Bewerbern jedoch nicht begehrt. Zwei Bahnwärter hatten dort ihre Stelle nach kurzer Zeit wieder aufgegeben. Es hieß, dass sich dort gegen Mitternacht ein Werwolf herumtreibe. Er versuche dort den Leuten auf den Rücken zu springen oder sie in die Flucht zu jagen. Der Werwolf vom Bahnwärterhäuschen an der Hühnerheide sei so groß wie ein ausgewachsenes Rindvieh. Allen Warnungen und Gerüchten zum Trotz bewarb sich Hermann dennoch und bekam auch die Stelle. Direkt in der ersten Nacht wollte er dem Werwolf tüchtig ans Fell gehen. Zur Unterstützung brachte er sechs kräftige Burschen aus Schmachtendorf und Sterkrade–Nord mit. Wenn sich bis zum Ende der Geisterstunde um ein Uhr nachts das Untier nicht gezeigt hätte, so war vereinbart, könnten die Helfer wieder nach Hause gehen. Alle hatten sich tüchtig Mut angetrunken und warteten. In der Zwischenzeit war es ein Uhr geworden. Weit und breit kein Werwolf zu sehen. Nachdem seine Kameraden gegangen waren, hielt Hermann nun allein seine Wache am Bahnübergang. Wenn ein Zug kommen sollte, musste er schließlich rechtzeitig die Schranke herunterlassen! Es dauerte jedoch nicht lange, als das Untier wirklich erschien und unserem Herrmann auf den Rücken springen wollte. Hermann lief schnell ins Häuschen und griff nach seinem Gewehr. Doch die Patronen, die zuvor noch auf dem Tisch lagen, waren weg. Deshalb nahm er den großen Schraubenschlüssel von der Wand und schlug im Dämmerlicht einer Laterne auf den Werwolf ein. Plötzlich rief das Untier: »Aufhören! Ich bin es doch nur, dein Freund Wilhelm!« Er hatte sich selbst als Werwolf verkleidet und Hermann Angst einflößen wollen, um selbst die Stelle als Bahnwärter zu bekommen. Diese Geschichte wurde in der ganzen Gegend schnell bekannt. Seit der Zeit soll es auch keine Werwölfe mehr gegeben haben.

Anmerkung

Die Bahnverbindung zwischen Oberhausen und Arnheim (Niederlande) wurde 1856 erstellt. Die Hühnerheide liegt an der Forststr. Die Bahn überquert die Hühnerstr. In der Hühnerheide. Sterkrade ist ein Stadtteil von Oberhausen. Zum Werwolf siehe die Anmerkung zu Sage 2.


Bahndamm Hühnerstraße (WGS 84: 51.538895° 6.800891°)

Literaturnachweis

  • Heinrichs, 156f.


Hier finden Sie: Bahndamm Hühnerstraße (51.538895° Breite, 6.800891° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Emschersagen. Von der Mündung bis zur Quelle.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2006
ISBN 3-922750-66-4.




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