Der Untergang der Neu-Isenburg

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Neu-Isenburg

Die Isenberger waren ein zähes Geschlecht. Selbst das traurige Geschick des Grafen Friedrich vermochte nicht, ihre ganze Kraft zu brechen. Die Söhne trugen des Vaters wilden Geist. Trotzig sahen sie das Schloß ihres Stammes in Trümmer niedersinken. Ihnen blieb der Mut. Dietrich, der älteste, schuf schon bald einen neuen Hort für sein Geschlecht. Er ging daran, zu Rellinghausen eine drohende Zwingburg zu erbauen. Zu diesem Zwecke erwählte er den nach ihm benannten Isenberg, der ganz zu seinen Plänen paßte. Jäh und steil fällt sein südlicher Hang ins Tal der Ruhr hinab. Wald, Wall und Gemäuer gewährten ihm nach allen anderen Seiten besonders gegen Essen hin, reichen Schutz. Der tiefe Burggraben war mit riesiger Mühe in den Felsen eingehauen. Über ihn führte eine Zugbrücke in das Unter-und Oberhaus. Beide waren durch zahlreiche gewaltige Türme stark befestigt und boten zusammen mehr als 800 Kriegern Raum und Unterhalt. In das Gestein waren schauerliche Verliese für die Gefangenen eingehauen und geräumige Keller, welche Lebensmittel bargen; 274 Felsstufen führten ins Tal, um die Ruhr zu erreichen, wenn der Schloßbrunnen einmal versagte. Unheimlich dräute das mächtige Bauwerk in die freie Ebene nieder. Oben in den Türmen saßen die Späher und beobachteten das Land. Ihren Blicken entging auch nichts in weiter Runde. Wie Stoßvögel fuhren sie aus ihrem Felsennest auf die Wanderer nieder, die des Weges zogen. Sie erpreßten von ihnen hohe Abgaben oder beraubten sie, und die Burg wurde der Ort vieler Gräuel und Freveltaten. Wenig Segen lang auf ihr, und sie war auch nur von kurzer Dauer. Der Teufel selbst soll ihr ein nahes Ende vorhergesagt haben. Er schlich sich heimlich heran und schrieb an ihre Pforte in lateinischer Sprache folgenden Spruch (Vos, Weinand):

Dem Raube ist sie geweiht,
wird dauern nur kurze Zeit.

Unweit Rellinghausen erhob sich auf dem hohen Isenberg dereinst ein stolzes Schloß, das vielfach mit der gleichnamigen Feste Isenberg bei Hattingen verwechselt, aber zweifellos erst nach deren Zerstörung (1226) von des Grafen Friedrich von Isenburg ältestem Sohne Dietrich von Limburg errichtet ist. Doch schon im Jahre 1288 wurde auch diese zweite Isenburg gleich anderen Raubschlössern vom Grafen Adolf von der Mark niedergelegt. Wie derselbe die starke Feste überrumpelt, erzählt eine von W. Flügge weiter ausgesponnene Sage folgendermaßen: Aus Rache dafür, daß der strenge Burgvogt seinen Bruder getötet, holte ein Mann der Isenburger Besatzung, nachdem er einen gleichfalls den Vogt hassenden Kameraden für seine Pläne gewonnen, den Grafen von der Mark herbei. Dieser umzingelte mit seinen Reisigen das Schloß und wartete, bis den mitverschworenen Armbrustschützen die Reihe traf, als Posten auf dem mittleren Südturm zu stehen. Da aber entsandte er des Nachts zwei Boote über die Ruhr, deren Insassen den Felsen erklommen und auf einer von dem treulosen Posten befestigten Strickleiter trotz des stürmischen Wetters glücklich die Plattform erreichten, die anderen Wachtposten unschädlich machten und die Fallbrücke herunterließen, über welche der feindliche Haupttrupp eindrang und auf Befehl des Grafen die verratene Burg in einen Schutthaufen verwandelte. (Bahlmann)

Anmerkungen

Nachdem Dietrich von Isenberg-Limburg die Neu-Isenburg zur Sicherung seiner Ansprüche auf die Grafschaft Isenberg gegen seine Verwandten, den Grafen von der Mark und das Erzbistum Köln errichtete (siehe auch die geschichtliche Einleitung zu Hagen) eroberte 1244 der Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden die Burg. Graf Eberhard von der Mark zerstörte die Neu-Isenburg mit zahlreichen weiteren, sich nunmehr in erzbischöflicher Hand befindlichen Wehranlagen, im Zusammenhang mit der Schlacht von (Köln-) Worringen (siehe Sage 55) im Jahre 1288. Der Adelssitz wurde danach nicht wieder aufgebaut. Die sehenswerte und vor Ort gut beschriebene Ruine der Neu-Isenburg befindet am Baldeney 36. Von der Straße Bottlenberg aus ist ein zehnminütiger Fußweg zur Ruine Neu-Isenburg ausgeschildert.

Neu-Isenburg (WGS 84: 51.410233° 7.030817°)

Literaturnachweis

  • Bahlmann, 1922, 51f. (nach Wiedemann, Die Kluse bei Baldeney, in: Essener Geschichtsbeiträge, Heft 26., 165ff.); vgl. Bahlmann, 148; vgl. Jacobs, 78f.


Hier finden Sie: Neu-Isenburg (51.410233° Breite, 7.030817° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Ruhrsagen. Von Ruhrort bis Ruhrkopf.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2005
ISBN 3-922750-60-5.





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