Der Totenkeller bei Burg Schwarzenstein

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Eberesche

»Totenkeller« nennen die Leute die Erbbegräbnisstätte, die nicht weit vom Schlösschen Schwarzenstein bei Drevenack mitten im Walde liegt. Vor dieser in den Sandhügel hineingebauten Stätte steht eine Bank aus Steinen eines alten Kamins. Hinter der Bank liegt etwas tiefer der »Elskamp«. Den Namen kann man, weil die Bewohner für Erlen wie für Elfen »Elsen« sagen, deuten wie man will.

Hinter dem Totenkeller liegt, von alten Kiefern und Birken umgeben, das alte Venn, ein Torfsee. Sein klares Wasser erscheint dunkel. Von diesem See erzählt man, dass aus ihm jede Nacht um die Geisterstunde eine weiße Jungfrau hervorschwebt. Ihr weinendes Singen wird begleitet vom heulenden Bellen eines schwarzen Hundes, der eine glühende Kette nach sich zieht. In solcher Stunde soll es gewesen sein, dass der Pferdejunge von unsichtbarer Hand eine Ohrfeige bekommen hat und dass unten auf der Grasweide im gleichen Augenblick ein Pferd gefallen ist und tot liegen blieb. Als das Kastell, das jetzt ein schmuckes Schlösschen geworden ist, noch eine dunkle Ruine war, sollen nachts im ehemaligen Herrensaal Tische und Bänke gepoltert haben. Ein längst verstorbener Graf sei ruhelos unhergeirrt durch das Schloss bis hinauf zum Turm und wieder hinab bis unter die Gewölbe des Kellers. Über der Bank gegenüber der Erbbegräbnisstätte reifen im Herbst die roten Ebereschenbeeren und singen im Frühling in allen Büschen die Nachtigallen. Dann ist das dunkle alte Venn mit Wollgras weiß umkränzt, und mitten auf der grünen Birkeninsel spielen die jungen Wildentenküken. Selbst am späten Abend weiß man nichts von Geisterspuk. Nur die Alten erzählen im dämmerigen Stunden von dem Tanz der Elfen und dem Elfenkönig am kleinen Holdiek, dem letzten Rest des großen Moores jenseits der Landstraße und von der Frau mit einem Kuhkopf, die in einem Wägelchen über den schmalen Pfad durch die Heide fährt. Aber das liegt alles weit zurück. Im Dorf schlägt die Uhr zwölf, und es ist still in der Welt. Der Mond scheint zwischen Wolken her, und die Rehe ziehen durch die Wildnis des Farnkrautes, um am alten Venn ihren Durst zu stillen.

Anmerkungen

Burg Schwarzenstein liegt am Schwarzensteiner Weg. (Burg) Haus Schwarzenstein ist ein ehemaliger Rittersitz im Ortsteil Drevenack in Hünxe. Die Wasserburg stammt aus dem 14. Jahrhundert. Eine Urkunde aus dem Jahre 1348 belegt erstmals das Geschlecht derer von Schwarzenstein. Nach den von Ringenberg erwarben 1454 die Stecke die Herrschaft. 1468 ging sie an die Amelong und 1544 an die Familie Mumm, die sich Mumm von Schwarzenstein nannte. Nachdem 1713 die Familie auf Schwarzenstein ausgestorben war und die umfangreichen Besitztümer erblich geregelt waren, kaufte 1716 Johann Sigismund Freiherr von Heiden die Herrschaft. 1729 erheiratete Freiherr Johann Sigismund von Strünkede das Herrschaftliche Gut. 1776 wurde Schwarzenstein aus der Konkursmasse der Strünkedischen Besitzungen an die Witwe Löhr zu Wesel veräußert. Damit endete die Landtagsfähigkeit dieses Guts. Neben dem festen Haus innerhalb des Grabens befanden sich noch die Stallgebäude, das Brauhaus, das Schäferhäuschen, der Backofen und der Brunnen unter den erkauften übrigen Besitztümern, weiterhin 158 Morgen 587 Ruten Land nebst mehreren Rechten. 1849 erbte der ev. Pastor Schneider aus Wesel Schwarzenstein, danach sein Schwager Jodocus Albertus Casparus Eichelberg. 1889/1890 wurde die alte Burg abgetragen, und nur der Turm blieb erhalten. Unter Benutzung der alten Fundamente und Gewölbe wurde das heute bestehende Gebäude errichtet. In den Kriegswirren zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Schwarzenstein geplündert und sein Besitzer ermordet. Der nachfolgende Besitzer verließ seinen Besitz und stellte 1961 das Gut dem Rheinisch-Westfälischen Schleppjagdvereins pachtweise zur Verfügung. Siehe Wikipedia

Die Erbbegräbnisstätte der Familie Eickelberg liegt auch heute noch auf halben Weg zu Haus Schwarzenstein am Schwarzensteiner Weg.

Haus Schwarzenstein (WGS 84: 51° 38' 57.01" 6° 43' 27.99")

Literaturnachweis

  • Erich Bockemühl, Das goldene Spinnrad, Niederrheinische Sagen, Märchen und Legenden, S.20f.


Hier finden Sie: Haus Schwarzenstein (51.649169° Breite, 6.724442° Länge)

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Diese Sage ist in den bisher erschienen Werken von Dirk Sondermann nicht enthalten. Von ihm erschienen die Bücher Ruhrsagen, Emschersagen, Bochumer Sagenbuch, Wattenscheider Sagenbuch und Hattinger Sagenbuch. Weitere Publikationen sind in Vorbereitung. Bitte beachten Sie auch unsere Veranstaltungshinweise.


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