Der Ritter mit dem eisernen Halsband

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Burg Vischering

``Der Ritter mit dem eisernen Halsband´´ ist der Titel eines Romans von Peter Gallus, der 2007 im Dortmunder Buch Verlag erschienen ist: ISBN-13: 978-3981092721


Der Ritter mit dem Halsband aus Eisen (Fassung 1)

Zur Zeit der Kreuzzüge erbauten sich Graf Goddert von Haren (von Harmen) die Horneburg als seinen Wohnsitz. Sein Enkel gleichen Namens führte ein lasterhaftes Leben, liebte wüste Trinkgelage und wurde zum Schrecken aller Menschen, die mit ihm in Berührung kamen. Seine fromme und tugendhafte Frau Margeretha sperrte er in ein enges Verlies über seinen Wohnräumen ein, das nur ihm allein bekannt war. Dreißig Jahre lang hielt er sie so gefangen. Jeden Abend brachte er ihr einen Krug Wasser und ein Stück Brot hinauf. Ihr Sohn Heinz wurde von Margerethas Schwester und von der Familie Oer auf der Burg Kakesbeck erzogen. Als Lambert von Oer ein Gut bei Ascheberg zugesprochen bekam, auf das auch Goddert Rechte zu haben glaubte, brach eine Fehde zwischen den beiden Familien aus. Die Horneburger vernichteten das Schloss Kakesbeck, und Lambert floh mit seiner Familie zum Bischof nach Münster. Als Heinz erwachsen war, belagerte er mit den Leuten seines Pflegevaters das väterliche Schloss. Er eroberte die Horneburg und befreite seine Mutter. Goddert wurde gezwungen, auf seinen Besitz zu Gunsten seines Sohnes zu verzichten und führte von nun an ein Leben in strenger Buße. Margeretha erholte sich aber nicht von ihren Entbehrungen und starb bald nach ihrer Befreiung. Einer anderen Erzählung nach soll sich Graf Goddert an Lambert von Oer dadurch gerächt haben, dass er ihn überfiel und ihm das eiserne Halsband umlegte.

Eine ältere und bekanntere Fassung dieser Sage lautet wie folgt (Fasssung 2):

Um das Jahr 1547 war Lambert von Oer zu Kackesbeck, gewesener Kommandant zu Münster, wegen mehrerer Schimpfworte mit Gerhard von Heeren in Feindschaft geraten. Als nun einstens der von Oer an einem Sonntag nach Lüdinghausen zur Kirche fahren wollte, lag der von Heeren in einem Hinterhalte auf der Landstraße, fiel ihn an und warf ihm ein eisernes Band um den Hals, welches in Nürnberg auf das Künstlichste so gemacht war, dass man auswendig weder ein Schloß noch eine Fuge daran bemerken konnte. Der von Oer achtete Anfangs wenig darauf, und als er nach Hause kam, sagte er scherzend zu seiner Frau: »Siehe, hier kommt der alte Recke mit dem Halsbande!« Da er nun aber kein Schloss daran fand und es auf keine Art öffnen konnte, kam ihm die Sache ernstlicher vor, und als er nun sogar bemerkte, dass das Halsband inwendig voll von kleinen Stacheln war, welche sich bei der geringsten Bewegung in das Fleisch eindrückten, so war er in der größten Verlegenheit und wusste Tag und Nacht vor Angst und Schmerzen nicht, wohin er sich wenden sollte. Zuletzt ging er nach Münster, um sich bei einem Schmied Hilfe zu verschaffen; allein keiner von allen wollte es wagen, das Halsband gewaltsam zu sprengen, bis endlich der Schmiedemeister Thiel Schwoll auf der Höxter Straße sich entschloss, das Werk zu unternehmen. Mutig legte der von Oer seinen Hals auf den Ambos, der Meister Schwoll nahm einen gewaltigen, schweren Hammer und schlug mit allen Kräften dreimal auf das Halsband mit den Worten: »Im Namen des Vaters, des Sohnes und des hl. Geistes!« Bei dem letzten Schlage sprang es auf und der von Oer war gerettet.

Anmerkungen

Die Horneburg war schon 1839 eine Ruine und stand in Hamm-Uentrop (Bauerschaft Haaren) am Haarener Weg, direkt am nördlichen Lippeufer, direkt an der Ostseite der Brücke.


Die Wasserburg Kakesbeck liegt in Lüdinghausen–Elvert (Kreis Coesfeld)an der Straße Bechtrup 63 . Sie beherbergt heute ein Gestüt für Islandpferde. Es gibt Vermutungen, dass Kakesbeck auf einen ehemaligen Wehrhof des fränkischen Kriegers »Kakar« im 9. Jahrhundert zurückgeht. Die früheste schriftliche Erwähnung des Namens als Lagebestimmung eines zum Kloster Werden gehörigen Hofes datiert ins 10. Jahrhundert. Im 11. Jahrhundert bestand neben dem Wirtschaftshof in unmittelbarer Nähe der heutigen Anlagen zusätzlich eine Turmhügelburg. Umfangreiche Befestigungsanlagen gab es schon im 13. Jahrhundert. Der heutige Baubestand geht in großen Teilen auf das 14. bis 16. Jahrhundert zurück. Hier wohnte um 1500 Lambert von Oer, der als Ritter mit dem eisernen Halsband in die Geschichte einging. Das eiserne Halsband ist heute im Münsterlandmuseum in der Burg Vischering, 59348 Lüdinghausen, Berenbrock 1 ausgestellt (Münsterlandmuseum). Lambert von Oer wurde das eiserne Halsband angeblich am 25. Juli 1520 umgelegt. Weitere Informationen siehe:([1])


Burg Vischering selbst wurde im Jahre 1271 von Bischof Gerhard von der Mark erbaut. Die Burg wurde danach der Stammsitz der Droste zu Vischering, des bedeutendsten Geschlechtes des westfälischen Landadels, Erbdrosten des Fürstbischofs von Münster. Sie diente bis 1521 als reines Verteidigungsbauwerk. Im selben Jahr brannte die Burg nieder und wurde auf den alten Fundamenten wieder aufgebaut. Das eiserne Halsband ist im Münsterlandmuseum in der Burg Vischering in Lüdinghausen an der Straße Berenbrock 1 ausgestellt.



Burg Vischering, Lüdinghausen (WGS 84: 51° 46' 34.26" 7° 26' 35.39")

Burg Kakesbeck, Lüdinghausen (WGS 84: 51° 48' 43.78" 7° 27' 05.27")

Literaturnachweis

  • Dietmar Sauermann in Zusammenarbeit mit Sabine Greilich, Sagenhafte Stätten, Ein Begleiter durch die Sagenwelt Westfalens, Münster 1993, S. 46f. (für Fassung 1)
  • Johann Georg Theodor Grässe, Sagenbuch des Preußischen Staates, Band 1, Glogau 1868/71, S. 674-675 (für Fassung 2)


Hier finden Sie: Eisernes Halsband, Burg Vischering (51.776183° Breite, 7.443164° Länge)

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Diese Sage ist in den bisher erschienen Werken von Dirk Sondermann nicht enthalten. Von ihm erschienen die Bücher Ruhrsagen, Emschersagen, Bochumer Sagenbuch, Wattenscheider Sagenbuch und Hattinger Sagenbuch. Weitere Publikationen sind in Vorbereitung. Bitte beachten Sie auch unsere Veranstaltungshinweise.


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