Der Pestbalg zu Bottrop

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Arnold Böcklin - Die Pest

Im Jahre 992 wurde zu Bottrup im Münsterschen ein Kind geboren, welches vorn einem Menschen, hinten aber einer Gans ähnlich sah. Die Zähne desselben waren gelb wie Safran, die Augen wild und schmutzig, und Alle, welche das Ungeheuer anblickten, bekamen die Pest, welche sich hierauf in ganz Deutschland verbreitete und viele Tausend Menschen hinwegraffte. Einige hielten diese Missgeburt für den Teufel selbst, welcher zum Größten Glück der Welt am vierten Tage von dannen gefahren sein soll, als das Kind getauft wurde.

Anmerkung

»Bottrup«: gemeint ist Bottrop, das nicht im »Münsterschen« (= Münsterland) liegt, aber zum Bistum Münster gehört. Safran ist ein Gewürz. Die in der Sage genannte Jahreszahl 992 irrt:

Die Pest, auch »Schwarzer Tod« genannt, eine sich schnell verbreitende Seuche, drang aus Ostasien nach Europa ein. Sie befällt Nagetiere, besonders Ratten und wird von ihnen durch Biss oder vom Stich ihrer Flöhe auf Säugetiere und Menschen übertragen (Beulenpest). Durch Tröpfcheninfektion bei Husten überträgt sich die Lungenpest. Die Menschen sterben innerhalb zwei bis drei Tagen.

Die Pest fand durch Handelsschiffe, in die Ratten eingedrungen waren. Verbreitung. Diese Krankheit wurde von der Krim (heute Ukraine), eine Halbinsel im Schwarzen Meer, nach Sizilien eingeschleppt. Im Oktober 1347 legten Genueser (aus Genua in Italien) Galeeren mit infizierten Matrosen und Reisenden im Hafen von Messina (Sizilien) an. Die Bewohner Siziliens flüchteten bald vor der sich schnell ausbreitenden Krankheit. Sie wurde weiter nach Norden getragen. Schon waren die Hafenstädte Genua und Venedig infiziert. 1348 breitete sich die Suche in Spanien und Frankreich aus und erreichte bald England und Deutschland. Von Mailand aus stieß sie nach Basel (Schweiz), Straßburg und Frankfurt vor. In Westfalen wütete die Pest um 1350. Siedlungen und Städte verloren mehr als 50-70% ihrer Bewohner. Manche Siedlungen wurden erst viel später wieder angenommen andere vergessen. Es waren zu wenig Menschen in Lande, die die Ödflächen wieder besiedeln konnten. Die Gesamtzahl der Pesttoten in Europa zwischen 1347-1352 betrug bei einer Bevölkerung von einhundert Millionen schätzungsweise zwischen 25-42 Millionen Menschen. Pestwellen traten immer wieder auf. Von den zwölf Millionen Toten des 30jährigen Krieges (1618-1648) fielen mehr der Pest zum Opfer als den Schlachten. Erst seit 1820 ist die Pest in Europa verschwunden.

»Malerisch, auf dem rechten Emscherufer gelegen, erhebt sich, von der einen Seite im Park verborgen, von der anderen Seite von alten Bäumen, Garten und Teich umgeben, das große herrschaftliche Gutsgebäude, das Schloß (Knippenburg).« (Luise Hensel, 1869)

Literaturnachweis

  • Grässe, Bd. 1, 685 (nach Dittmar, Chron. L. IV.); in Am. verwendete u. weiterführende Lit. : Kollmann, 50




Weitere Sagen aus Bottrop.


Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Emschersagen. Von der Mündung bis zur Quelle.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2006
ISBN 3-922750-66-4.




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