Der König und der Schmied

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Waldmüller - Beim Hufschmied

Ganz nahe am Hellweg liegt vorn in Eiberg die alte Storpsschmiede. Als einmal der König Karl gegen die Sachsen zog, verlor sein Ross die Hufeisen. Er ritt vor die Schmiede und befahl dem Schmied, das Pferd neu zu beschlagen. Nun war der Frankenkönig ein starker Mann. Er nahm ein Hufeisen, das der Schmied gefertigt hatte, zwischen die Hände und zerbrach es. »Hast du keine besseren?«, fragte er den staunenden Schmied. Der machte sich wieder an die Arbeit und reichte ihm ein anderes. Der König nahm es und versuchte wieder, es zu zerbrechen. Diesmal gelang es ihm nicht. »Schlag’ es unter!«, sagte er zum Schmied. Als alles fertig war, reichte der König dem fleißigen Manne ein großes Silberstück zum Lohn. Aber diesmal staunte der König. Der Schmied nahm das Geldstück und zerbrach es – knacks! – zwischen den Fingern. »Hast du kein besseres Geld?«, fragte er. Da reichte König Karl ihm ein kleines Goldstück. Da lächelte der Schmied und sagte. »So ist es recht, für gutes Eisen gutes Geld! Nun sind wir quitt!« Sprach’s und schlug wieder auf den Amboss, dass die Funken sprühten.

Anmerkungen

Die alte Storpsschmiede wird heute noch vom Kunstschmied Günter Zlotowski betrieben. Sie liegt am Freisenbruch 10a.

Als König Karl, ab 800 Kaiser Karl, in unserer Gegend weilte, legte er zwar nicht in Wattenscheid, aber in Bochum und weiteren Orten zahlreiche militärische Lager, sogenannte Reichs- oder Königshöfe an:

»Königshöfe waren ca. 1 Hektar große befestigte Anlagen, die von fränkischen Grafen oder Edelleuten befehligt wurden. Man könnte diese Königshöfe auch als Wohnburgen bezeichnen. Innerhalb ihrer Umwallung befand sich neben Herrenhaus, Wohngebäuden, Stallung und Vorratshäusern oft auch eine kleine Kapelle. Bereits während der Sachsenkriege (772-803) hatte Karl der Große eine Vielzahl von Königshöfen entlang des Hellwegs von Duisburg bis Paderborn anlegen lassen. Sie dienten aber nicht nur zur militärischen Sicherung des Aufmarschweges auf der alten Handelsstraße (Hellweg von griechisch Hallos = Salzweg , sondern boten auch durchziehenden Soldaten Verpflegung und Schutz. Nicht von ungefähr waren sie daher in Abständen von etwa einem Tagesmarsch zu finden. Karl mag sich auch selbst von Zeit zu Zeit auf den Königshöfen aufgehalten haben, denn ein Herrscher in jener Zeit regierte ,im Umherziehen’. Karls Anwesenheit war stets und überall erforderlich; so war er ständig auf Reisen, gewöhnlich von einer Pfalz zur anderen. Die Pfalzen waren größere befestigte Anlagen, die dem Kaiser als »Regierungsstützpunkte«  dienten.

Im Ruhrgebiet gab es keine Pfalzen, sondern nur die beschriebenen kleineren Königshöfe, etwa in Duisburg, Essen, Bochum, Dortmund, Brakel oder Werl. Diese Königshöfe haben das Bild des Ruhrgebietes bis in die Gegenwart hinein geprägt, denn häufig siedelten sich an diesen Orten, die an Handelswegen lagen und bei drohender Gefahr zudem eine Zufluchtsmöglichkeit boten, immer mehr Bauern und Handwerker an. So wurden die karolingischen Königshöfe vielfach zu Keimzellen der noch heute bestehenden großen Ruhrgebietsstädte. Damit ist gleichzeitig erklärt, warum die Zentren wichtiger Ruhrgebietsstädte wie z.B. Recklinghausen, Essen, Bochum oder Dortmund nicht – wie man es eigentlich erwarten könnte – an Flüssen angelegt worden sind. Da die Königshöfe in erster Linie dazu bestimmt waren, die militärischen Aufmarschwege an Handelsstraßen zu sichern, kennzeichnet die Lage der großen Ruhrgebietsstädte zwischen Duisburg und Paderborn noch heute den Verlauf des alten Hellweges.« (Schulze)

Storpsschmiede (WGS 84: 51.454167° 7.127433°)

Literaturnachweis

  • Hüls, o. J., 40;
  • vgl. Hüls, 1962, 19 (Hüls legt die Sage hier etwas ausgeschmückter vor.);
  • Schulze, 1987, 63f.


Hier finden Sie: Storpsschmiede (51.454167° Breite, 7.127433° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Wattenscheider Sagenbuch.
Essen: Verlag Pomp, 2004
ISBN 3-89355-248-0.



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