Der Hexenpoth an der Ruhr

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Wasserprobe - Ausschnitt aus einer Seite des Rituale in der Stiftsbibliothek Lambach(Ende des 12. Jahrhunderts)

Am Fuße des Schellenberges bildet die Ruhr eine kleine Bucht. Das Wasser hat hier eine bedeutende Tiefe. Sein Spiegel erscheint zumeist glatt und unbewegt. Am steilen Ufer wuchert dichtes Gestrüpp, und die vielen Waldbäume mit ihrem hängenden Gezweig geben dem Ort ein geheimnisvolles, düsteres Gepräge. An dieser Stelle der Ruhr liegt viel Leid begraben. Sie heißt im Volksmund Hexentaufe oder Hexenpoth. Der Name stammt noch aus dem Mittelalter. Als damals der törichte Hexenglaube durch die Länder ging, faßte er auch in unserer Gegend festen Fuß, und man wußte sich viel Wunderliches über die Kunst der Hexen und der Zauberer zu erzählen. Sie standen mit dem Teufel in Verbindung. Ihm schworen sie Leib und Seele zu und ließen sich auch von ihm taufen. In der Nacht trafen sie alle zusammen. Dann ritten sie auf Besen, Stelzen und Krücken und roten Kälbern zu den Hexentanzplätzen. Die lagen am Segeroth und im großen Bruch, am Sessenberg und an der Eickenscheidter Fuhr und an vielen anderen einsamen Orten, besonders aber an Kreuzwegen und auf stillen Heiden. Hier feierten sie wüste Feste, die man Hexensabbat hieß. Dabei wurde gespielt und getanzt. Mitten unter ihnen war der Teufel. Er belohnte sie mit Geld und gab ihnen Gewalt, Menschen und Tieren, Feldern und Früchten zu schaden. Mit seiner Hilfe vollbrachten sie die wunderlichsten Taten. (...).Für alle Schuldlosen, die der Hexerei verdächtigt waren gab es keine Rettung mehr. Sie wurden gefangen genommen und erbarmungslos zur Ruhr geführt. Hier mußten sie die Hexentaufe über sich ergehen lassen. Da hallte das ganze Tal wider von dem Wehgeschrei der Unglücklichen. Vergebens hoben sie ihre Hände auf und flehten um Gnade. Vergebens klammerten sie sich an Baum und Strauch. Richter und Volk bleiben hart. Sie stießen die Armen gefesselt in den tiefen Hexenpoth hinein. Nur wer von ihnen untersank, war ohne Schuld, die aber an der Oberfläche blieben, wurden für schuldig erklärt. Sie mußten auf der Folterbank oder auf dem Scheiterhaufen eines fürchterlichen Todes sterben.

Anmerkungen

Die »Kleine Bucht« ist an der Ruhr nicht mehr zu erkennen, aber die Straße Hexentaufe erinnert an den Ort. Der Segeroth liegt am jetzigen Öko-Park Segeroth am Reckhammerweg. Der Sessenberg liegt an der Sessenbergstr. Die Eickenscheidter Fuhr liegt an der gleichnamigen Straße.

i. Essen (Stadtmitte)

Hexentaufe (WGS 84: 51.426501° 7.054671°)

Segeroth (WGS 84: 51.469582° 7.000169°)

Sessenbergstr. (WGS 84: 51.462056° 7.027709°)

Eickenscheidter Fuhr (WGS 84: 51.453739° 7.029963°)

Literaturnachweis

  • Vos, Weinand, 24f. (nach Petersen, 87, 99, 131f.; vgl. Seemann, Über einige Hexenprozesse im Stifte Essen, in: Essener Geschichtsbeiträge, Heft 10, Seite 113ff.; Wilhelm Grevel, Zur Geschichte des Amtes Königssteele, 1914,10,49)


Hier finden Sie: Hexentaufe (51.426501° Breite, 7.054671° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Ruhrsagen. Von Ruhrort bis Ruhrkopf.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2005
ISBN 3-922750-60-5.





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