Der Hellweg

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Wattenscheider Hellweg bei Höntrop

Mit vier Kilometern Länge ist der Wattenscheider Hellweg die längste und mit seinem Alter von fast 2000 Jahren auch die älteste Straße im Stadtgebiet Bochums. Sie führt von der Westgrenze Wattenscheids am Essener Stadtteil Freisenbruch bis zur alten Bochumer Grenze an der Einmündung der Stephanstraße auf dem Kamm des Ardeygebirges entlang.

Die römischen Straßenbauingenieure hatten die Hellwegtrasse auf dem Gebiet Wattenscheids so günstig geführt, dass das Gelände nach Norden und nach Süden abfiel und so eine relativ trockene Straße angelegt werden konnte. Dabei hatte die als Etappenstraße gedachte Linienführung den Vorteil, dass der andrängende Feind früher zu sehen und auch besser abzuwehren war.

Für die Bezeichnung Hellweg gibt es mehrere Deutungen. Erstens: Die Straße habe Karl der Große teilweise von den Römern übernommen und zur Königsstraße, der via regia, ausgebaut, um in den Sachsenkriegen eine sichere Verbindung von Paderborn über Soest, Werl, Dortmund und Essen zum Rhein zu bekommen. Dabei baute er die Etappenhöfe zu Königshöfen aus, die sich durch Schallsignale, daher Hallweg, untereinander verständigen konnten. Andere sagen, der Begriff komme von hell, was mit Lichtung gleichzusetzen sei und wäre ein im Mittelalter weit verbreiteter Name für große Landstraßen.

Der Begriff »Hellweg« dürfte auch in germanische Zeit zurückreichen: Hel (die Verhüllende, die Verbergende) wurde die Göttin des unterirdischen Totenreiches und das Totenreich selbst genannt. Nach germanischem Verständnis war die Hel kein Strafort. Unter christlichem Einfluß wurde »Hel« jedoch sehr früh zur Bezeichnung für den schrecklichen Peinigungsort der Verdammten, zur »Hölle«. Unsere heidnischen Vorfahren glaubten, wenn Verstorbene auf die Erde zurückkehren, seien sie an bestimmte Wege – den sogenannten Totenstraßen – gebunden. Der Helweg war eine dieser Totenstraßen: »Und noch heute nennt man in Westfalen den Weg, auf den die Toten zu Grabe getragen werden: Hel- oder Hellweg.« (Pinson) Am wahrscheinlichsten aber ist die Deutung, wonach der Name von dem griechischen Wort »hal« für Salz und dem mittelhochdeutschen Wort »hals« für Salzbergwerk abzuleiten ist. Die Salzgewinnungsanlagen entlang des Hellwegs zum Beispiel in Unna-Königsborn untermauern diese Deutung.

Ab 1932 wurden geeignete Straßen zwischen Aachen, Berlin und Königsberg unter der Bezeichnung »Fernverkehrsstraße 1«, von 1934 bis 1945 unter dem Namen »Reichsstraße 1« zusammengefasst. Zu der 1392 Kilometer langen Strecke zählte auch die Bundesstraße 1.

Wattenscheider Hellweg (WGS 84: 51° 27' 23" 07° 07' 53")

Literaturnachweis

  • Sondermann, WS, 60–62; R. W. Pinson (Hg.), Deutsche Götter und Heldensagen, Bayreuth 2. Aufl. 1981, 158


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Diese Sage folgt der Themenroute 22 – Mythos Ruhrgebiet der Route der Industriekultur des Regionalverbandes Ruhr.
Der RVR bietet zum Thema »Reichsstraße 1« folgende Informationen.


Hier finden Sie: Wattenscheider Hellweg (51.456389° Breite, 7.131389° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Ruhrsagen. Von Ruhrort bis Ruhrkopf.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2005
ISBN 3-922750-60-5.





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