Der Geist in Schloß Henrichenburg

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»Landschaftsarchäologischer Park Henrichenburg»

Auf dem Rittergute Henrichenburg hauste ehemals ein böser Geist und tat Menschen und Vieh viel Schaden. Er trieb sein Unwesen aber nur des Nachts. Bei Tage hatte er sein Versteck im tiefen Keller. Als man auf den Rat eines klugen Mannes hin diesen zumauerte, hatte der Spuck ein Ende. Er erschien nicht wieder.

Im Jahre 1878 übernahm ein modern eingestellter Pächter das Gut, hörte nicht auf die Warnungen der alten Leute, ließ den besagten Keller öffnen und einen Backofen anlegen. Und richtig.... der Geist erschien nicht wieder. Vielleicht war er inzwischen verhungert oder erstickt.

(Nach mündlicher Überlieferung aus Henrichenburg.)

Anmerkungen

Der letzte von Gysenberg bekleidete zwar das Amt eines Domherren in Hildesheim, zog sich aber auf sein Schloss Henrichenburg zurück, wo er sich ausschließlich, auch an seinem Todestag 1725, der Jagd widmete. Das Schloss verfiel und wurde abgerissen. Als im vorigen Jahrhundert ein Pächter die vermauerten Kellergewölbe aufreißen ließ, um dort einen Backofen einzubauen, gab es im Dorf Henrichenburg viel Aufregung. Die alte Sage lebte wieder auf: Nun wird der Geist frei und Unheil stiften. Gräfin Sophie von Westerholt-Gysenberg erinnerte sich (1931) an die Erzählungen ihres Vaters Otto Graf zu Westerholt, in denen er einen Silberschatz erwähnte, der in unruhigen Zeiten in der alten Ritterburg Henrichenburg vergraben sein sollte. Ihr Urgroßvater von Boenen/Westerholt war (nach 1767) von einem Boten aus Henrichenburg benachrichtigt worden, dass ein hochbetagter Angestellter im Sterben liege und ihm, dem Herrn, eine wichtige Mitteilung machen wollte. Der Freiherr nahm die Kunde nicht sehr ernst und schickte einen zuverlässigen Angestellten nach Henrichenburg. Aber der alte Diener weigerte sich, diesem sein Schatzgeheimnis anzuvertrauen, da er es nur dem Besitzer der Burg übergeben dürfe. Als nun der Freiherr eigens nach Henrichenburg ritt, kam er zu spät. Der Mann war tot. Alle Nachforschungen blieben ohne Erfolg. Beim Verkauf des Gutes an die Fürstäbtissin vom Stift Essen (siehe Sage 21) wurde eine Klausel in den Kaufvertrag aufgenommen, dass der Silberschatz, falls er gefunden würde, dem Hause Westerholt zufallen würde. Als die zweite Fahrt des Rhein-Herne-Kanals angelegt wurde, musste ein Teil der Grundmauern und Kellergewölbe der Burgruine weggeräumt werden. Von einem Schatzfund ist nichts bekannt geworden.

Die Gräftenanlage Henrichenburg (erbaut 1263 - abgerissen 1787) lag gegenüber der Freiheitstr. am Burgplatz. Dort sind im »Landschaftsarchäologischen Park Henrichenburg» die Grundmauern der Anlage mit Hainbuchen angedeutet. Das renovierte, 1787 erbaute Gutshaus steht noch gegenüber der ehemaligen Henrichenburg an der Freiheitstr. 49. Herten ist eine Stadt im Kreis Recklinghausen.

Henrichenburg (WGS 84: 51.5995° 7.30325°)

Literaturnachweis

  • Adolf Dorider, Die Heimat in Vergangenheit und Gegenwart, 1936/37, 15; in Am. verwendete u. weiterführende Lit. : Kollmann, 140-142


Hier finden Sie: Henrichenburg (51.5995° Breite, 7.30325° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Emschersagen. Von der Mündung bis zur Quelle.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2006
ISBN 3-922750-66-4.




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