Das versteinerte Grafenpaar in der Grimberger Kapelle

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Schloss Herten

Auf Schloss Grimberg lebte einmal ein Graf, der hieß Gerhard. Schon bei jeder Kleinigkeit konnte er recht zornig werden. Von seinem ungetreuen Diener ließ er sich einmal einreden, der Vetter Bertram habe ihn, Gerhard, um Geld und Gut betrogen und wolle wohl noch ganz Grimberg an sich ziehen. Darob ergrimmte der Graf Gerhard dermaßen, dass er seinen Vetter Bertram totschlug. –

Die Gräfin Ursula faulenzte an den Werktagen, aber an den Sonn- und Feiertagen wurde sie geschäftig. Ein paar Tage nach dem Begräbnis ihres Mannes stand sie in ihrem Wohnzimmer am Fenster und sah, wie ein schweres Gewitter herannahte, das sich bald in schweren Blitzschlägen über Schloss Grimberg entlud. Es war gerade der Fronleichnamstag. Da nahm die Gräfin ihr Strickzeug und fing an zu stricken. Kaum aber hatte sie ein paar Maschen gestrickt, so zuckte ein Blitzstrahl hernieder und schlug der Strickerin die drei ersten Finger der rechten Hand ab. Nicht lange hernach starb die Gräfin und ward begraben neben ihrem Manne.

Wie erstaunten aber die übrigen Schlossbewohner, als sie am Morgen nach dem Begräbnistage in die Schlosskapelle auf dem Grimberger Schlosshofe traten ! In der Kapelle sahen sie zur Rechten an der Wand den Grafen Gerhard stehen, der versteinert war. Zudem zog sich vor ihm her ein halbkreisförmiges Eisengitter. So stand denn der versteinerte Graf zwischen Steinwand und Eisengitter wie in einem Käfig oder in einer Falle. Und dem Grafen gegenüber auf der linken Seite stand die Gräfin Ursula, ebenfalls versteinert und zwischen Kapellenwand und Eisengitter eingeschlossen, – wie ihr Gemahl. Die Hände hielt die Gräfin vor sich hin wie beim Stricken, und an ihrer rechten Hand fehlten die drei ersten Finger. –

So standen nun beide, der Graf und die Gräfin, lange, lange Zeit auf Schloss Grimberg, bis die

Schlosskapelle abgebrochen wurde.

Anmerkung

Die 1338 im gotischen Stil erbaute Kapelle auf Schloss Grimberg wurde von Ritter Wennemar von Grimberg als Eigenkirche (Privatkirche) gegründet. Zur Zeit der Reformation wurde in der Kapelle der erste evangelische Gottesdienst der Gegend gehalten. Der kaiserliche Generalfeldmarschall von Nesselrode machte die Burgkapelle 1738 wieder zur katholischen Hauskapelle. Die evangelischen Christen bekamen als Ersatz die Bleckkirche (siehe Sage 41). 1907 verkaufte Graf Felix von Nesselrode Haus Grimberg an die Gelsenkirchener Bergwerk AG und lies im gleichen Jahr die Grimberger Kapelle auf sein Schloß Herten versetzen. Die Kapelle steht nun innerhalb der Schlossanlage Herten in Herten Im Schlosspark. Noch heute hängen zwei Epitaphe (an der Wand aufgestellte Denkmale Verstorbener) der Herrn von Nesselrode an der Wand der Kapelle. Eisengitter sind dort nicht mehr vorhanden. Gegenwärtig wohnt die Familie von Nesselrode auf Burg Herrnstein in Ruppichteroth, Herrnstein 1 (Rhein-Sieg-Kreis, Privatbesitz – nicht zu besichtigen). Zu besichtigen ist die Kapelle Dienstags, Donnerstags und Sonntags von 14-16 Uhr. (Zu Schloss Herten siehe Sagen 53f.)

Grimberger Kapelle (WGS 84: 51.59185° 7.12925°)

Literaturnachweis

  • WS, Nr. 65 (nach: Grasreiner Nachlaß im Dr. Brepohl Nachlaß (Handschriftlich korrigierter Schreibmaschinentext archiviert bei: Gesellschaft zur Förderung der Sozialforschung Dortmund e. V. (GFS) im DIN-A4 Ordner: ``Brepohl Schloß Grimberg u. a. » im: Archiv für Ruhrgebietssozialforschung (ARS); Dortmund, *Rheinlanddamm 199 (Stand März 1990)


Hier finden Sie: Grimberger Kapelle (51.59185° Breite, 7.12925° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Emschersagen. Von der Mündung bis zur Quelle.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2006
ISBN 3-922750-66-4.




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