Das alte Brauhaus Rietkötter und die Knickerigen

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Brauhaus Rietkötter

Bei der folgenden Geschichte handelt es sich nicht um eine Sage im klassischen Sinne. Dorfgeschichte oder Döneken wäre die richtigere Beschreibung. Aufnahme im Bochumer Sagenbuch findet sie, weil sie vom einzig erhalten gebliebenen Fachwerkhaus (vor 1777) der einstigen Bochumer Altstadt im ehemaligen Gerberviertel handelt.

In vielen Orten gab es Leute, über die man in den Wirtshäusern besonders gern redete. Es handelte sich dabei oft um solche Menschen, die wegen ihrer ausgeprägten Charaktereigenschaften für genügend Gesprächsstoff sorgten. Dass es bei ihnen oft recht komisch zuging, und die Späße in ihrer meist derben Art an den westfälischen tollen Bomberg erinnerten, zeigt die folgende Begebenheit mit den geizigen Zwillingen aus Bochum.

Es handelte sich dabei um die Söhne des Bauern Diekmann, die sich so glichen, dass niemand sie voneinander unterscheiden konnte. Dies verstanden die beiden auch schamlos auszunutzen. In der Wirtsstube Rietkötter waren sie nicht gerade gern gesehene Stammgäste. Da die Diekmann-Zwillinge zu geizig waren, um selbst eine Tageszeitung zu beziehen, gingen sie nacheinander zum Rietkötter in das Gasthaus. Der erste bestellte sich ein Gläschen Schnaps und nippte solange daran herum, bis er die Zeitung durchgelesen hatte. Doch das kleine Schnapsgläschen war dann erst halb geleert. Jetzt legte der Geizhals eine Unterbrechung ein. Er ging über den Hof zum Plumpsklosett, genannt Donnerbalken. Das war das vereinbarte Zeichen für den Zwillingsbruder, der anschließend in die Gaststube trat und an dem halb gefüllten Gläschen Schnaps weiternippte, bis auch er die Zeitung gelesen hatte. Ein solches Schauspiel wurde von den beiden knauserigen Brüdern mit steter Regelmäßigkeit zelebriert. Doch eines Tages hatte die Geduld des Wirts ein Ende. Zusammen mit einem Freund wollte er dieses Spielchen aufdecken.

Dazu hatten sie eine frische Schweinsblase prall mit Schweineblut gefüllt und dicht unter dem Donnerbalken befestigt. Von außen konnte man die Schweinsblase sehen. Kaum saß der erste Zwillingsbruder auf dem Donnerbalken, legte der Freund des Wirts sein Jagdgewehr an und traf mit gekonntem Schuss in die Schweinsblase, aus der das Blut herausspritzte. Ohne seine Hose wieder hochgezogen zu haben, stürmte der Geizige mit blutbeschmiertem Gesäß wieder in die Wirtsstube und rief in Todesangst: »Hilfe, man hat auf mich geschossen!« In der Zwischenzeit saß jedoch der zweite Zwillingsbruder in der Wirtsstube und nippte an dem übriggebliebenen »Kurzen« herum. So offenbarte sich die geheime Absprache der Diekmann-Zwillinge. Von nun an hießen die beiden Geizkragen nur noch »Die Knickerigen«.

Die noch betriebene Gastwirtschaft Altes Brauhaus Rietkötter liegt an der Große Beckstr. 7 gegenüber der Propsteikirche. Dort wird das einzige originale Bochumer Bier, das Fiege Bier, ausgeschenkt. Besuch unbedingt empfehlenswert!

Ein weiterer Ort ausgeprägtem Bochumer Gaststättengewerbes ist...

Literaturnachweis

  • Heinrichs, 14f.




Weitere Sagen aus Bochum.



Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Bochumer Sagenbuch.
Verlag Pomp, 2004
ISBN 978-3893550678.




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