Das Kuhhirten-Denkmal

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Kuhhirtendenkmal in Bochum

Neben dem Planetarium und dem Deutschen Bergbaumuseum ist das Kuhhirten-Denkmal an der Bongardstraße 29 das bekannteste Wahrzeichen Bochums. Fast jeder Einwohner der Stadt kennt diesen »Kupferkerl mit Hund und Horn«, doch nur wenige wissen, wem die Stadt dort ein Denkmal gesetzt hat.

Soll das Standbild etwa an den legendären Hirten erinnern, der einst im Bochumer Süden die Steinkohle entdeckt hat? Oder wurde hier der »guten alten (vorindustriellen) Zeit« gedacht, indem man einen Nachtwächter mit Wachhund darstellte, der einst zu jeder nächtlichen Stunde sein Horn ertönen ließ? Hat vielleicht die junge Dame recht, die dem Herausgeber erzählte, mit dem Standbild sei jenem Hirten ein Denkmal gesetzt worden, der vor langer Zeit Bochum verließ, um in der Welt sein Glück zu machen, der es aber nach einigen Jahrzehnten vor Heimweh nicht mehr aushielt und in seinen Heimatort zurückkehrte, wo er wieder seine alte Tätigkeit als Stadthirte aufnahm? Oder stellt es gar einen Hornisten dar, der während der Dortmunder Fehde (1388), die zur Stiftung des legendären Maiabendfestes führte, den Bochumer Junggesellen zum Angriff blies?

Diese vier Deutungsversuche wurden dem Herausgeber von Bochumern mitgeteilt, und sie haben eines gemeinsam: sie sind allesamt falsch. Aber wem ist denn nun tatsächlich dieses Denkmal errichtet worden?

Das Standbild wurde zum Andenken an den letzten Bochumer Kuhhirten Heinrich Fritz Kortebusch im Jahr 1908 aufgestellt. Am 24. Juni 1858 war der Tagelöhner Kortebusch von der Stadt als Kuhhirte verpflichtet worden. Als Zeichen seiner Würde bekam er bei seinem Amtsantritt vom Bürgermeister ein blechernes Horn und ein Brustschild ausgehändigt.

Früh morgens um fünf Uhr musste er in das Horn blasen, dann brachten die Bürger ihre Kühe und Ziegen auf die Straße, wo der Hirte sie in seine Obhut nahm und zur Vöde (Weide) außerhalb der Stadttore trieb. Nachdem Kortebusch die Tiere dann abends am heutigen Stadtparkteich und am Schwanenmarkt, wo vormals ein Teich lag, hatte saufen lassen, brachte er sie gegen 19 Uhr wieder in den Ort zurück. Kortebusch soll wegen seiner Schlagfertigkeit, seiner Treue und seinem Pflichteifer bei der gesamten Bürgerschaft sehr beliebt gewesen sein.

Am 25. Juli 1870 fand der letzte Austrieb statt. Die schnelle Entwicklung Bochums vom kleinen Ackerbürgerstädtchen zur Industriestadt machte den Hirten überflüssig, da in der Stadt kaum noch Vieh gehalten wurde.

Ursprünglich hatte man im Ort wohl sehr viel Rindvieh gehalten; die Vorsilbe des alten Namens der Stadt – »Kau(-baukum)« – hat angeblich auf das viele Vieh hinweisen sollen, das die Einwohner täglich zur Weide treiben ließen (siehe: »Bochums Namen und Wappen«). Auch Dr. Kortum (1790) berichtete: »Jeder Bürger, er sei vornehm oder gering, hat eine oder mehrere Kühe; die ärmsten haben wenigstens eine Ziege. Da die Bürger im Sommer auf der Vöde frei Vieh treiben können, so ist das Vieh wohlfeil zu halten. Jetzt sind 287 Stück Rindvieh und 42 Ziegen vorhanden.«

Die Vöde war in eine kleine und eine große Weidefläche aufgeteilt. Auf einem Teil der kleinen Vöde wurde in den Jahren 1876-78 der Bochumer Stadtpark im Stil eines englischen Landschaftsparks angelegt. Auf Teilen der großen Vöde wurden der Friedhof an der Blumenstraße und das Gefängnis an der Krümmede errichtet. Das heutige Kuhhirten-Denkmal ist nach dem 2. Weltkrieg neu angefertigt worden, da das alte zum Bau von Kanonen eingeschmolzen worden war.

Kuhhirten-Denkmal (WGS 84: 51.481759° 7.219868°) Stadtpark Bochum (WGS 84: 51.491444° 7.224605°)

Literaturnachweis

  • Kortum, 1790, 120-122; Hanke, 26; J. Grimm, Bd. I, 510; Hansi Hungerige, Heiko Hungerige, Der Bochumer Kuhhirte Kortebusch, in: Bochumer Zeitpunkte, Nr.40, April 2019, S. 16-37


Hier finden Sie: Kuhhirten-Denkmal (51.481759° Breite, 7.219868° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Bochumer Sagenbuch.
Verlag Pomp, 2004
ISBN 978-3893550678.




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