Burg Altendorf

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Burg Altendorf

Nach der Sage soll sich ihr – wie in vielen westfälischen Türmen (zum Beispiel dem Messerturm zu Blankenstein, dem Buddenturm zu Münster, dem Oldersturm zu Siegen usw.) – eine sog. eiserne Jungfrau, d. i. eine schreckliche Mordmaschine, befinden haben, durch deren hervorstehende Eisenspitzen und Messerklingen sich der Körper der von oben hinabgestützten Todeskandidaten durchwinden mußte, bis er blutüberströmt und völlig zerstückelt in der Tiefe ankam und durch einen Wasserkanal fortgeschwemmt wurde. Leute nämlich – so erzählen ältere Einwohner – die sich in irgendeiner Weise gegen die Burgherren vergangen, hätten eine »Einladung zum Schlosse« erhalten und wären dort bedeutet worden, daß sie die Burg nur nach erfolgtem »Jungfernkuß« lebend verlassen dürften. Um dem Tode zu entgehen, wären die unglücklichen Opfer des Hasses oder der Habgier gern diesen zu verabfolgen bereit gewesen; sobald sie aber vor dem am Ende eines langen Ganges aufgestellten Bilde einer schönen Jungfrau (das sie küssen zu müssen glaubten) gestanden, hätte sich unter ihren Füßen eine Falltür geöffnet, die einen in der oben geschilderten Weise hergerichteten Brunnenschacht abschloß, in dem die so schnöde Getäuschten für immer verschwanden. Die Burgherren selbst werden als arge Raubritter geschildert, die vor nichts zurückschreckten, wenn es galt, ihren Reichtum zu mehren. Einer der Ritter, der den Besitz des Schlütershofes in Altendorf erstrebte, ließ durch seinen Förster Melchior im Vaerste (Forste) den Eigentümer Schlüter zu sich bescheiden. Der Förster überbrachte zwar den Befehl, wendet sich aber, ehe er ging, nochmals um und sagte mit erhobener Hand: »Schlüter – Schlüter!« Dieser verstand zu seinem Glück die mitleidige Warnung, blieb dem Schlosse, dessen »Jungfrau« er sonst verfallen wäre, fern und verbarg sich längere Zeit, – so sich das Leben, seiner Familie das Gut rettend. Von den Vittinghoffs kam die Burg noch in verschiedene Hände, doch scheint sie schon um die Wende des 17. und 18. Jahrhunderts nicht mehr bewohnt und, da ihr die ländlichen Besitzer die Bausteine entnahmen, immer mehr zerfallen zu sein. Als die letzten Insassen des einst so stattlichen Baues nennt man zwei Edelfräulein, die gleichsam als Vergeltung für die Räubereien der Vorgänger in derart kümmerlichen Verhältnissen ihr Dasein auf dem Schlosse verbrachten, daß sie zur Stillung ihres Hungers sogar die Bleifassungen der Fenster veräußern mußten und ihnen eines Tages das Dach der Burg über dem Kopfe zusammenfiel.

Anmerkungen

Burg Altendorf an der Burgstr. 2 wurde wohl nach 1180 auf Geheiß des Erzbischofs von Köln als sogenannte »Motte«, als künstlicher Hügel mit Wehrturm und Wassergraben vor den Ringmauern erbaut. Zum historischen Hintergrund siehe Sage 55. Nach 1750 verfiel die Anlage und wurde ab 1960 restauriert. Der Wohnturm gilt als einzigartig zwischen Rhein und Weser und ist von außen zu besichtigen. Der Sage nach verband ein unterirdischer Gang Burg Altendorf mit Haus Horst (siehe Sage 45). Zur (Burg) Blankenstein siehe die Sagen 58f. Zur Familie von Vittinghoff-Schell siehe Sage 37. Der zum Stift Essen (siehe Sage 40) gehörende Hof Schlüter, bestand schon vor 1430. Der ehemalige Hof liegt gegenüber der Burgstr. 71b und beherbergt heute einen Getränkemarkt. Das jetzige Bauern-Fachwerkhaus wurde 1669 errichtet. Der Buddenturm in Münster steht an der Münzstr./Ecke Am Kreuztor.

Burg Altendorf (WGS 84: 51.417283° 7.1233°)

Haus Horst (WGS 84: 51.431967° 7.117033°)

Burg Blankenstein (WGS 84: 51.406567° 7.2295°)

Schlüterhof (WGS 84: 51.419633° 7.1255°)

Literaturnachweis

  • Bahlmann, 1922, 112–115, (111)


Hier finden Sie: Burg Altendorf (51.417283° Breite, 7.1233° Länge)

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Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Ruhrsagen. Von Ruhrort bis Ruhrkopf.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2005
ISBN 3-922750-60-5.





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