Beschworene Feuersbrunst

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Duisburg 1566

In der kaiserlichen Stadt Duisburg (Duseburg) lebte eine Witwe, welche Bier braute und ausschenkte. Als nun einmal ein Brand in der Stadt ausbrach und das Feuer dem Hause jener Witwe näher und näher kam, da nahm diese, weil keine menschliche Hilfe zu erwarten stand, ihre Zuflucht zur göttlichen Hilfe. Sie ergriff ihre Maßkrüge, mit welchen sie ihren Kunden zu messen pflegte, stellte sie vor die Tür den Flammen entgegen und betete in ihres Herzen Einfalt: »Gerechter und barmherziger Gott, wenn ich je in diesen Gefäßen falsches Maß gegeben habe, soll dies Haus verbrennen; tat ich jedoch, was recht ist in deinen Augen, so flehe ich zu deiner Gerechtigkeit; schaue in dieser Stunde barmherzig auf meine Not und verschone mich und meine Habe!« Merkwürdiger Glaube der Frau, wunderbare Barmherzigkeit des Allmächtigen! Er, der gesprochen hat: »Mit welchem Maße ihr messet, mit dem wird euch gemessen werden« – er gebot, als ob ihn die Bitte der gläubigen Witwe bestimmt hätte, dem alles umher verzehrenden Feuer plötzlich Halt, und jedermann erstaunte, als die wilde Lohe brennbare Stoffe zwar beleckte, aber nicht in Brand setzte.

Anmerkungen

Der Brand Duisburgs muß wohl vor 1240 stattgefunden haben, da Cäsarius von Heisterbach, der Überlieferer dieser Sage, in diesem Jahr starb.

Literaturnachweis

  • Bahlmann, 201 (von Cäsarius von Heisterbach, X, 31: übersetzt nach Kaufmann, Köln 1888,23)




Weitere Sagen aus Duisburg.

Dieser Text wurde folgendem Buch von Dirk Sondermann entnommen:

Ruhrsagen. Von Ruhrort bis Ruhrkopf.
Bottrop: Henselowsky Boschmann Verlag, 2005
ISBN 3-922750-60-5.





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