Das Schloss im Waldsee

Aus Sagenhaftes Ruhrgebiet

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Zwischen dem Dorf Bönen und dem Wald am Mergelberg liegt ein dunkler See, der von hohen Bäumen und bunten Sträuchern eingerahmt ist. Auf der Insel in diesem Waldsee stand einmal ein schönes Schloss. Ein reicher König wohnte dort mit seiner einzigen Tochter. Mit ihnen waren auf der Insel auch viele Diener. Tief unten im Waldsee lebte ein Wassermann. Der wollte die Königstochter heiraten, aber der König wollte das nicht. Zum Schloss auf der Insel führte eine schmale Brücke aus Holz. Der Wassermann hatte dem König gedroht, dass er die Brücke zerstören würde, wenn er die Königstochter nicht bekäme. Der König machte sich nichts aus der Drohung. Er lächelte nur über die Absicht des Wassermannes, eine Königstochter zu heiraten. Eines Tages zerstörte der Wassermann die schmale Brücke und dachte, die Menschen auf der Insel müssten sich nun ergeben. Aber der König blieb bei seiner Weigerung. Der Wassermann wurde sehr wütend; er verzauberte das Schloss und alle, die auf der Insel wohnten. Alle Menschen waren nun Fische und schwammen in dem See. Die Insel mit dem Schloss versank im Wasser. Eines Tages kam ein reicher Graf an den Waldsee. Er hatte ein Boot mitgebracht und wollte angeln. Als der Graf das Boot ins Wasser gelassen hatte, stieg er hinein und ruderte damit in die Mitte des Sees. Plötzlich sprang ein kleiner Fisch ins Boot und sagte: »Küss mich, dann bin ich von einem bösen Zauber erlöst!« Aber der Graf wurde rot, ergriff den Fisch und warf ihn schnell zurück. Nach diesem Erlebnis hatte er keine Lust mehr zum Angeln. Er nahm das Boot aus dem Wasser und machte sich auf den Heimweg.

Nach ein paar Tagen kam ein junger Königssohn und wollte in dem Waldsee angeln. Da passierte etwas, was er noch nie gesehen hatte. Ein kleiner Fisch sprang plötzlich zu ihm ins Boot, der sprach zum Königssohn mit menschlicher Stimme: »Küss mich, dann bin ich von einem bösen Zauber erlöst!« Der Königssohn tat es. Da saß plötzlich, anstelle des Fisches, eine junge Königstochter im Boot, und mitten im See auf der Insel stand wieder das schöne große Schloss. Der Königssohn heiratete die Königstochter, und sie lebten glücklich und zufrieden miteinander. Der Wassermann war seitdem so wütend, dass er in einen anderen See zog.

Literaturnachweis

  • Von Raubrittern und Kobolden, Sagen und Märchen des Ruhrgebietes, Essen 1984, S. 51f.




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Diese Sage ist in den bisher erschienen Werken von Dirk Sondermann nicht enthalten. Von ihm erschienen die Bücher Ruhrsagen, Emschersagen, Bochumer Sagenbuch, Wattenscheider Sagenbuch und Hattinger Sagenbuch. Weitere Publikationen sind in Vorbereitung. Bitte beachten Sie auch unsere Veranstaltungshinweise.


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